Daniel Ricciardo scheint bei seinem neuen Formel-1-Team McLaren aus dem Stand perfekt integriert. Bei den F1-Tests in Bahrain setzte der Australier am Freitag und Samstag, jeweils am Vormittag im Cockpit des MCL35M, auch die Bestzeiten dieser Sessions. Im Endergebnis reichte das für die Ränge sieben und neun, immerhin liefern die kühleren Temperaturen am Nachmittag klar bessere Chancen auf schnelle Runden.

Trotz dieser auf dem Papier erstklassigen Resultate zeigt sich McLaren-Neuzugang Ricciardo noch längst nicht rundum zufrieden. „Es gibt viele Variablen, den Teamwechsel, die neuen Reifen, den [2021 qua Reglement abgeschnittenen] Unterboden. Und es ist hier nicht so repräsentativ wie vor ein paar Monaten mit Renault. Deshalb ist es schwer zu sagen, woran es liegt“, grübelte der Australier am Samstagabend bei Motorsport-Magazin.com über die Gründe, warum er - nicht nur er - sehr viel herumrutschte.

Formel-1-Test Bahrain: Ricciardo von Vormittagssession nicht elektrisiert

Die Performanceverluste durch die neuen Aero-Regeln würden jedenfalls noch einige leiden lassen, glaubt Ricciardo. Allerdings sei zumindest bei ihm auch ganz klar die Einsatzzeit entscheidend gewesen. Immerhin fuhr Ricciardo bis dato nur am Vormittag, also nicht unter jenen Bedingungen, unter denen regulär an einem Rennwochenende in Bahrain gefahren wird.

„Das Handling ist schon ganz gut, ich brauche aber noch diese Abendsession, denn auch wenn wir tagsüber schnellen waren, hat die Strecke da 40 Grad und das ist einfach nicht so repräsentativ für das, was ich hier gewohnt bin“, erklärte Ricciardo. „Da rutscht das Auto viel mehr und bewegt sich mehr, das ist nicht so elektrisierend. Aber in Relation dazu, wie die Strecke war, war es okay. In 24 Stunden habe ich dann hoffentlich ein besseres Verständnis davon.“

Ricciardo am Freitag abends im McLaren

Am letzten Testtag soll Ricciardo nämlich die spätere Session erhalten, dann fährt Teamkollege Lando Norris am ungeliebten Vormittag. „Das wird dann das Bild vervollständigen, denke ich“, sagte Ricciardo mit Blick auf seine geplante Sonntagsfahrt. „Das ist dann die Zeit, zu der wir hier Qualifying und Rennen fahren. Das gibt mir dann sicher ein besseres Verständnis dafür, wo das Limit bei optimaleren Bedingungen liegt.“

Er selbst brauche ohnehin noch Eingewöhnungszeit, wenngleich es auf dem Papier nicht so ausgesehen haben mag. „Du würdest nie zugeben, dass du nicht am Limit bist. Die Realität ist aber, dass es etwas Zeit braucht, um es zu 100 Prozent hinzubringen“, sagte Ricciardo. „Ich komme dem schon näher. Aber bin ich wirklich eins mit dem Auto? Noch nicht. Aber ich erwarte da morgen in der Abendsession Einiges von mir selbst, um da näher heran zu kommen. Es braucht nur noch etwas Zeit, auch wenn ich mir die selbst nicht gebe!“

Ricciardo: Neues Bremsverhalte größte Herausforderung

Die größte Herausforderung verortet Ricciardo genau dort, wo er sie auch bei seinem vorherigen Wechsel von Red Bull zu Renault ausgemacht hat. Das Bremsverhalten. „Das ist hier sicher wieder etwas anders“, sagte Ricciardo. „Ob von Red Bull zu Renault oder Renault zu McLaren war das Bremsen vielleicht das Größte, an das ich mich anpassen musste. Das muss ich noch ganz verstehen und da das Limit finden. Dann sollten wir hoffentlich wieder ein paar gute und späte Überholmanöver von mir sehen!“

Der Australier ist berüchtigt für seine extrem späten Ausbremsmanöver. Diese sind nahezu genauso sein Markenzeichen wir das ununterbrochene Grinsen im Gesicht des ‚Honeybadgers‘.