Ferrari muss in der Formel-1-Saison 2021 erneut bei mehreren Grands Prix auf Teamchef Mattia Binotto verzichten. Der Italiener wird die Einsatztruppe wie schon im Vorjahr nicht an alle Rennstrecken begleiten und mutmaßlich wichtigeren Aufgaben in Maranello nachgehen.

„Im vergangenen Jahr habe ich einige Rennen verpasst, weil es hier unter dem Strich ein ganzes Unternehmen zu managen gilt und das geschieht nicht nur am Rennwochenende an der Rennstrecke“, erinnert Binotto an seine zweite Funktion bei Ferrari, als Geschäftsführer. 2020 hatte der 51-Jährige deshalb die Rennen in der Türkei und den ersten Lauf in Bahrain ausgelassen. Beim Finale in Abu Dhabi fehlte Binotto zwar auch, dort allerdings wegen einer Erkrankung.

Formel 1: Binotto fehlte Ferrari schon 2020

Wie sich nun herausstellt, waren die geplanten Aussetzer nicht nur - zum Wiederaufbau - eine Reaktion auf die Krise der Roten im Vorjahr, sondern sehr viel mehr ein Testlauf für diese Saison. So sollte sich das Team vor Ort, nun unter Führung des Sportdirektors des Scuderia, Laurent Mekies, schon einmal daran gewöhnen, 2021 regelmäßig ohne den eigentlichen Teamchef auskommen zu müssen.

„Ich beabsichtige, in der Saison 2021 wieder nicht bei allen Rennen zu sein“, sagt Binotto. Als Gründe führt der Italiener den zeitlich enorm anspruchsvollen Rekord-Rennkalender mit 23 geplanten WM-Läufen und erneut anderweitige, aber wichtige Tätigkeiten in der Fabrik an. Damit zielt er mitunter auf die so bedeutende Entwicklung des neuen Ferrari für das erste Jahr unter völlig neuen Formel-1-Regeln ab 2022. Immerhin ist das auch für Ferrari die große Chance, endlich die Mercedes-Dominanz zu brechen.

Binotto in Maranello gefragt: Neue Formel-1-Regeln, Teamumbau

„Im Hintergrund spielen sich in Maranello viele Dinge ab, viele Leute sind zu managen, zu koordinieren“, sagt Binotto. Kein Wunder, hat Ferrari gerade erst erneut seine Struktur umgebaut. Diesmal strukturierte die Scuderia die Chassis-Abteilung um. Binotto weiter: „Mit hoffentlich 23 Rennen wird die Meisterschaft außerdem sehr lang und in der zweiten Saisonhälfte auch sehr dicht, noch dazu gibt es eine ziemlich große Herausforderung für 2022, mit der wir uns auch auseinandersetzen müssen.“

Zu Saisonbeginn werde er allerdings noch fortwährend an der Strecke zugegen sein. „Das wird wichtig, um zumindest unsere Performance zu bewerten und sicherzustellen, dass an der Strecke alles gut funktioniert“, sagt Binotto. „Aber an einem gewissen Punkt werde ich dann anfangen, Rennen zu verpassen und mich in Maranello auf 2022 zu konzentrieren.“

Formel-1-Saisonstart 2021 noch mit Binotto

Während des eigentlichen Renngeschehens steht Binotto Ferrari via virtueller Garage auch ohne persönliche Präsenz nahezu vollumfänglich zur Verfügung. Somit geht es vor allem darum, Zeit durch weniger Reisen zu sparen. „So stehe ich immer in direktem Kontakt zur Strecke“, sagt Binotto.

Ohnehin könne er sich voll auf Sportdirektor Mekies verlassen. Der Franzose hatte Binotto schon bei den drei ausgelassenen Rennen im Vorjahr vertreten und soll diese Rolle nun wieder übernehmen. „Er hat jetzt jede Menge Erfahrung. Er hat letztes Jahr bewiesen, dass er in der Lage ist, mit dem ganzen Team am Rennwochenende umzugehen und es zu führen“, versichert Binotto.

Alpine setzt 2021 auf Doppelspitze

Sonderlich ungewöhnlich ist diese Entscheidung Binottos nicht. So hatte in der Vergangenheit auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff wegen höherer Prioritäten in der Heimat ein Rennen ausgelassen.

Das zu Alpine umformierte Renault-Team setzt 2021 aus ähnlichen Gründen wie Ferrari gar auf eine Doppelspitze, effektiv auf dem Posten des Teamchefs. Der von Suzuki aus der MotoGP ins Team gestoßene Davide Brivio leitet als Renndirektor das Geschehen vor Ort, Marcin Budkowski zieht, mehr als Geschäftsführer, die Fäden im Hintergrund und koordiniert die Arbeiten in und zwischen Chassis-Werk in Enstone und Motorenfabrik in Viry.