Mit der Haas-Teampräsentation für die Formel-1-Saison 2021 einher ging am letzten Donnerstag der erste offizielle Auftritt von Nikita Mazepin - und damit rückte auch der Sexismus-Skandal aus dem Dezember wieder in den Vordergrund. Auf einer Instagram-Story hatte der Russe da einer Frau auf die Brust gegriffen.

Mazepin hat Reue und Entschuldigung beim ersten Auftritt erneuert, bleibt aber im Rampenlicht. Selbst Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, hat nun seine Frustration zu dem Thema bekundet und spricht eine deutliche Warnung aus. Haas-Teamchef Günther Steiner hat aber Vertrauen in seinen Rookie, und in dessen Lernfähigkeit.

FIA-Präsident Todt warnt Mazepin - sieht aber keinen Sperr-Grund

Die FIA und die Formel 1 selbst hatten sich, als die Affäre im Dezember große Wellen schlug, davon distanziert. In einem gemeinsamen Statement hatten sie lediglich Haas das Recht zugesprochen, es intern zu regeln. Selbst wollten sie nicht eingreifen.

Trotzdem konnte sich die FIA zu keinen Maßnahmen durchringen. FIA-Präsident Jean Todt rechtfertigt das in einem Gespräch für die Cambridge Union Society damit, dass Mazepin nun einmal in den Nachwuchs-Serien die nötigen Leistungen erbracht habe: "Jeder Fahrer, der 40 Punkte bekommt, kann in die Formel 1. Und Mazepin hat die Punkte geholt. Also wäre es Diskriminierung. Warum sollte er nicht in der Formel 1 fahren? Wenn er keine Superlizenz hätte, aber das ist nicht der Fall."

Ideal ist das für sie aber nicht. Nicht zuletzt, weil Todt kurz davor von der positiven Vorbildwirkung von Formel-1-Piloten für die Welt gesprochen hat. Er weiß es selbst: "Um ganz ehrlich zu sein, bin ich nicht glücklich mit der Situation. Er wurde davor gewarnt, dass es ernste Konsequenzen geben wird, wenn es noch einmal passiert."

Haas und Co. glauben an Mazepin-Entschuldigung

Das erste Mal kam Mazepin aber davon. "Es ist etwas, das in seinem Privatleben passiert ist", sagt Todt. "Und leider hat er nicht ausreichend aufgepasst. Also hoffe ich einfach, dass er seine Lektion daraus gelernt hat."

Mazepins neuer Teamchef, Günther Steiner, glaubt fest daran, dass das der Fall ist: "Er hat es zugegeben, er hat sich entschuldigt. Ich glaube, es war gut. Das sind eben auch Sachen, die man lernen muss. Als Mensch, als F1-Fahrer, aber hauptsächlich als Mensch."

Haas-Partner für 2021 ist Uralkali, das Unternehmen von Mazepins Vater, Foto: Haas F1 Team
Haas-Partner für 2021 ist Uralkali, das Unternehmen von Mazepins Vater, Foto: Haas F1 Team

"Ich glaube, Nikita hat sich sehr ordentlich dazu verhalten", sagt Steiner. "Weil der Druck war riesengroß. Er hat nie überreagiert. Wir haben sehr viel darüber gesprochen. Mit den Konsequenzen muss man jetzt leben, aber ich glaube, dass kann er, weil er mit dem Druck umgehen kann. Er hat das glaube ich mit der Entschuldigung abgearbeitet, und wissend, dass es nicht richtig war."

Steiner: Mazepin-Skandal wird sich zu Tode reden

Ganz so nach dem Motto "vergeben und vergessen" wollen viele Formel-1-Fans Mazepin jedoch nicht ziehen lassen. Der Hashtag #WeSayNoToMazepin gehört unter Haas-Posts auf Social Media zum Standard-Repertoire.

Steiner will den Lärm nicht überbewerten: "Es ist passiert, kann man nicht rückgängig machen. Ob es jemals weggehen wird, weiß ich nicht, und ich kann es nicht sagen. Ich glaube, irgendwann wird sich das Thema zu Tode reden. Aber ganz weggehen wird es nie."

Ändern wird der Lärm für Haas nichts. "Was kann ich dagegen machen, dass es nicht weggeht? Gar nichts. Ich kann den Leuten nicht sagen, dass sie nicht reden dürfen. Jeder kann seine Meinung sagen, was er denkt, das ist richtig."

Dass er die Fehler eingestanden hat, macht Steiner aber Hoffnung auf eine Wende zum Guten: "Wenn man Fehler nicht eingesteht, kann man nicht besser werden. Deswegen liegt es jetzt eher an den anderen Leuten, die Meinung über ihn zu ändern. Das wird über die Zeit so geschehen. Es wird ein bisschen dauern, aber wir sind auf einem guten Weg."