Lance Stroll steht seit seinem Formel-1-Debüt 2017 durchwegs im Fokus. Seit seinem Aufstieg in die Königsklasse, damals als 18-Jähriger direkt aus der Formel 3, wird dem Kanadier nachgesagt, ein Bezahlfahrer zu sein. Der Wechsel zu Racing Point, nachdem das Team vom Vater Lawrence Stroll aufgekauft wurde, ließ die Kritiker nur lauter werden.

Inzwischen hat Stroll Senior das Team ins Aston-Martin-Werksteam verwandelt, und mit Sebastian Vettel einen vierfachen Weltmeister an Land gezogen. Als Folge wird Stroll Junior nun noch mehr Aufmerksamkeit zuteil. Hat er den Platz in einem Team mit mittelfristigen WM-Ambitionen verdient? Oder wird er, als Sohn des Eigners, gar dem Altmeister vorgezogen? Sebastian Vettel macht sich über das alles keine Sorgen, und bricht stattdessen eine Lanze für den neuen Partner.

Vettel pro Stroll: Hat in der Formel 1 gezeigt, was er kann

"Ich sehe es rein als eine Win-Win-Situation", meint Vettel am Rande der Aston-Martin-Präsentation zur Zusammenarbeit mit Stroll, den er sehr positiv einschätzt. "Bezüglich Speed - ich bin natürlich nie neben ihm gefahren, also werden wir sehen. Aber ich denke, manche der Dinge, die er durchmachen muss, sind nicht fair. Er hat oft schon gezeigt, dass er sehr schnell ist."

"Man denke nur zum Beispiel an seine Pole in der Türkei", erinnert Vettel ans Vorjahr, als Stroll im verregneten Istanbul-Qualifying zum ersten Mal Startplatz eins einfuhr. "Das waren die wohl schwierigsten Bedingungen, die ich in 15 Jahren Formel 1 erlebt habe. Da nicht nur auf der Strecke zu bleiben, sondern die Runde so hinzubekommen - und er hat es auf die Pole geschafft. Für sowas brauchst du viel Talent."

Veteran Vettel sieht seine Rolle bei Aston Martin klar

Dieses Talent konnte Stroll, wie er auch selbst bei der Präsentation eingestand, im Vorjahr noch nicht mit der nötigen Konstanz umsetzen. Er erhofft da auch, von Vettel zu lernen, und Vettel ist dafür zu haben: "Ich denke, es wird aufregend und herausfordernd für uns beide werden, und ich bin happy, dem Team und Lance zu helfen."

Stroll und Vettel bei der Präsentation, mit Technik-Chef Andrew Green und Teamchef Otmar Szafnauer, Foto: LAT Images
Stroll und Vettel bei der Präsentation, mit Technik-Chef Andrew Green und Teamchef Otmar Szafnauer, Foto: LAT Images

Vettel sieht die Rollenverteilung im neuen Aston-Martin-Team ganz klar: "Ich bin der alte Typ, er ist der junge Typ. Nicht nur im Pass! Natürlich habe ich viel mehr Erfahrung, aber er hat viel Talent, rohen Speed, und ich denke, er kann noch viel lernen. Da helfe ich gerne."

Beim Aufbau des jungen Stroll für eine mögliche WM-Zukunft von Aston Martin zu helfen, ist für Vettel nur selbstverständlich: "Ich habe nie etwas von meinem Teamkollegen versteckt, und ich wüsste nicht, warum ich jetzt damit anfangen sollte. Wenn überhaupt wäre ich happy gewesen, wenn im Gegenzug jemand mir gegenüber offen gewesen wäre, als ich ein junger Fahrer war."

Vettel sicher: Keine Aston-Martin-Teamorder

Von Nummer eins und Nummer zwei im Team - Stroll ist schließlich noch immer der Sohn des Eigners - will Vettel auch nichts wissen, wie er nach der Präsentation RTL gegenüber erklärt: "Ehrlich gesagt ist das mit dem Nummer-eins-Status nicht wichtig. Solange ich überzeugt bin, dass wir die gleichen Chancen haben, egal auf welcher Seite der Garage. Das war schon immer mein Ansatz. Das ist alles, was ich in der Hinsicht brauche."

"Ich glaube, dieses klassische Nummer-eins- und Nummer-zwei-Denken ist schon mehr als veraltet", sagt Vettel und ist sich auch sicher, dass sich die Formel 1 inzwischen davon verabschiedet hat. "Sollte sie zumindest, und das ist auch gut so. Also ist mir das nicht wichtig. Die Voraussetzung ist, dass wir die gleichen Chancen haben. Davon gehe ich aus, und deswegen mache ich mir da auch keine Sorgen."