In der Formel-1-Saison 2021 wird Mercedes neben Aston Martin und Williams auch McLaren als neues Kundenteam mit Motoren ausstatten. Doch bei Mercedes ist man sich derzeit noch uneinig: Ist die Belieferung von vier Rennteams mit Motoren ein Vorteil oder ein Nachteil für das Formel-1-Programm?

In der Motoren-Schmiede der Silberpfeile in Brixworth hält sich die Freude über die neue Zusammenarbeit mit McLaren jedenfalls in Grenzen. Denn mit insgesamt drei Kundenteams kommt es zu einer zusätzlichen Herausforderung für die Logistik der Truppe rund um den Boss der Motoren-Abteilung HPP, Hywel Thomas.

Ein drittes Kundenteam setze bedeute zusätzlichen Druck, befürchtet Thomas. Die Motoren-Abteilung müsse sowohl zu den Testfahrten als auch zum Saisonauftakt in Bahrain mehr Motoren liefern. "Wir wollen unsere Designs deswegen aber nicht früher einfrieren", erklärt er das Dilemma.

Dafür, dass diese zusätzlich benötigten Kapazitäten nicht auf Kosten der Weiterentwicklung gehen, sieht der Mercedes-HPP-Chef nur eine Lösung, nämlich eine Mehrbelastung der hauseigenen Mitarbeiter und der Zulieferer: "Damit wir so lange wie möglich am Design arbeiten können, belastet das unser Montage- und Testteam zusätzlich."

Wolff: Mehr Motoren bedeutet mehr Feedback

Toto Wolff betrachtet die Motorenfrage allerdings aus einem anderen Blickwinkel. Für den Teamchef stellen die zusätzlichen im Einsatz befindlichen Aggregate eine Chance dar. Etwa um mehr Daten zu sammeln. "Für HPP ist die Belieferung von vier Teams mit ihren Power Units gut, da sie dadurch mehr Möglichkeiten haben, um zu lernen und die Motoren für die Zukunft besser zu verstehen".

Mit vier von zehn Rennställen verfügt Mercedes als Motor-Hersteller über die meisten Einsatzteams. Und das kommt wenig überraschend, denn in den letzten Jahren waren die Antriebseinheiten von Mercedes jeweils das Nonplusultra in der Formel 1.

Für Wolff ist die quantitative Überlegenheit von Mercedes-Motoren im Starterfeld der Formel-1-Saison 2021 ein weiterer Qualitätsbewis für die Leistungen, welche in Brixworth erbracht werden. "Die große Nachfrage nach unseren Motoren ist ein Beleg für die harte Arbeit bei HPP", lobte Wolff.

Wiedervereinigung mit altem Freund

Toto Wolff gewann dem Comeback der Partnerschaft mit McLaren allgemein sehr viel Positives ab. "Wir sind im Moment mit der Aufstellung unserer Motoren-Kunden sehr zufrieden. Sie bietet eine großartige Mischung aus Marken mit Geschichte und Tradition", so Wolff.

Trotz seiner Bedenken blickt auch Hywel Thomas zuversichtlich auf die Zusammenarbeit mit McLaren. Nicht zuletzt deshalb, weil sich zahlreiche Mitarbeiter bei McLaren und Mercedes bereits aus der der Zeit vor 2014 kennen, als Mercedes zuletzt das britische Traditionsteam mit Motoren ausgestattet hatte. "Die erneute Zusammenarbeit mit McLaren bedeutet für uns, dass wir mit einem alten Freund wiedervereinigt werden", fand Thomas.