Lewis Hamilton kann seine beispiellose Karriere in der Formel 1 in der Saison 2021 krönen. Holt der siebenmalige Champion erneut den WM-Titel, macht ihn das zum alleinigen Rekordweltmeister der Königsklasse - noch vor Michael Schumacher. Am heutigen Dienstag präsentiert Mercedes mit dem F1 W12 E Performance in mehreren Etappen das Auto, das Hamilton auch in dieser Statistik zum alleinigen Herrscher machen soll - in den meisten Disziplinen hat der 36-Jährige den Thron ohnehin schon besetzt.

Mit diesen schon bestehenden Erfolgen erklärt Hamilton nun auch, warum er sich im Winter dazu entschied, seinen Vertrag mit Mercedes erstmals nur für ein weiteres Jahr zu verlängern. „Ich bin in einer glücklichen Position, dass ich bis hierher schon so viel erreicht habe. Es gibt keinen echten Grund, zu weit in die Zukunft zu blicken“, sagte Hamilton im Live-Stream Mercedes’ zur Vorstellung von Team und Auto in der F1-Saison 2021.

Hamilton: In Formel 1 nach 2021 alles erreicht?

Zum ersten Mal sprach der Brite damit persönlich über die Hintergründe der überraschend kurzen Vertragslaufzeit. Zuvor hatte sich Hamilton einzig und allein in der Pressemitteilung seines Teams zur Vertragsverlängerung zitieren lassen. Dort spielte der Brite, genauso wie Motorsportchef Toto Wolff, zusätzlich in späteren Medienrunden und Interviews auch auf die gegenwärtige globale Lage rund um die Coronakrise an.

Darauf ging Hamilton nun abermals ein. „Wir leben in einer relativ ungewöhnlichen Zeit und deshalb wollte ich einfach ein Jahr. Dann können wir darüber reden, ob wir mehr machen und noch eins ergänzen, wenn wir müssen“, sagte Hamilton. Den Nachsatz erklärte der Brite dabei nicht weiter. Meint Hamilton damit, weitermachen zu müssen, sollte er es 2021 verpassen, sich zum alleinigen Rekordweltmeister zu krönen? Oder geht es um einen anderen Aspekt als das sportliche Ergebnis in der kommenden Formel-1-Saison?

Lewis Hamilton: Einsatz für Gleichberechtigung hat Priorität

Immerhin kämpft Hamilton 2021 nicht nur um den WM-Titel. Darauf liegt nicht einmal seine ‚Hauptpriorität für 2021’. Etwas mehr beschäftigt den Briten nach wie vor der Kampf gegen Rassismus und für mehr Gleichberechtigung, Inklusion und Diversität - im seinen Sport wie global. „Früher ging es nur um Titel, aber jetzt gilt es, nach mehr zu streben“, sagte Hamilton.

„Gerade nach dem letzten Jahr, als es viel Gerede über Gleichberechtigung und Inklusion gab“, ergänzte der Brite. 2021 müssten den Worten nun Taten folgen. „Dieses Jahr geht es darum, sich wirklich für Diversität einzusetzen und sicherzustellen, dass da wirklich etwas passiert“, fordert Hamilton. „Das ist für mich der Kern meines Drives.“ Eine langfristige Vereinbarung gemeinsam mit Mercedes war hier bereits die erste Tat. Mit der Plattform Formel 1 kann Hamilton diesen Kampf auf großer Bühne austragen. Deshalb könnte mit „wenn wir müssen“ auch diese Bestreben gemeint gewesen sein.

Update: Inzwischen hat Lewis Hamilton seine Aussagen genauer geschärft respektive ein Stück weit relativiert. In einer Medienrunde mit Journalisten nach dem Live-Stream sprachen der Weltmeister und Teamchef Toto Wolff ausführlich über Hamiltons Zukunft und versicherten sein volles Engagement für den Sport. Alles dazu ausführlich hier:

Hamilton denkt auch an Formel-1-Titel: Für die Jungs & Mädels

Schon im Stream hatte Hamilton auch die Bedeutung des Geschehens auf der Strecke allerdings nicht ganz vergessen. Der Brite weiß genau, was er seinem Team und Mercedes-Benz für seine Mühen schuldet - jedem einzelnen Mitarbeiter, jeder einzelnen Mitarbeiterin. „Natürlich geht es am Ende auch um den Kampf um den Sieg. Deshalb sind die ganzen Jungs und Mädels hier. Dafür arbeiten sie. Deshalb ist es mein Ziel, das auch zu liefern“, betont der amtierende Weltmeister.

Formel 1: Warum hat Hamilton nur für 1 Jahr verlängert? (13:26 Min.)

Hamilton weiter: „Es ist großartig, diese ganze Reise mit ihnen gemacht zu haben. Auch nach meiner Zeit werde ich immer Teil ihrer Geschichte sein. Ich bin sehr stolz darauf und dankbar, dass sie diese ganze Zeit über an mich geglaubt haben.“

Toto Wolff will Hamilton-Zukunft jetzt in Ruhe klären

Für Toto Wolff stand eine Zusammenarbeit auch 2021 nie in Frage. „Wir lagen immer auf einer Linie“, sagte Wolff im Live-Stream des Teams. Deshalb seien die ganzen Spekulationen der Medien im Vorjahr ziemlich amüsant gewesen. Man habe schlicht keine Zeit gehabt, wirklich miteinander zu sprechen, betonte Wolff erneut: enger Rennkalender, erst WM im Fokus, dann Covid-19-Infektion Hamiltons, dann Urlaub, dann Corona-Fall um Wolff selbst und so weiter.

„So hat es sich dann hinausgezögert. Aber wir sprechen immer wie Partner auf Augenhöhe. Es geht da aber um die Details“, berichtete Wolff. Die waren offenbar nicht zu klären. „Irgendwann hatten wir dann das Gefühl, dass wir die Gespräche jetzt beenden müssen, weil der Saisonstart näher rückt“, sagte Wolff. Die näheren Details, sowohl was Hamiltons Zukunft in einem Mercedes-Auto als auch die künftige Zusammenarbeit darüber hinaus anbelangt, will Wolff mit dem Briten nun baldmöglichst über das Jahr hinweg klären. Wolff: „Mit mehr Zeit und in Ruhe.“