Die Idee der Formel 1, in der Saison 2021 bei ausgewählten Grand-Prix-Wochenenden mit Sprintrennen zu experimentieren sorgt weiter für gemischte Reaktionen bei Teams und Fahrern. Nachdem Daniel Ricciardo bereits Bedingungen stellte und Max Verstappen kritisierte, die F1 müsse ganz woanders ansetzen, respektive löse manches Problem in Sachen Spektakel und Action durch das geplante engere Racing ab 2022 hoffentlich ohnehin, äußert nun das neue Fahrerduo Ferraris Bedenken.

„Ich denke, dass es zumindest versucht werden sollte. Wir müssen aber verstehen, wie das dann alles laufen wird, mit den Punkten und so weiter“, sagt Charles Leclerc. Der Monegasse will also erst einmal das genaue Konzept abwarten, das aktuell eine Arbeitsgruppe ausarbeitet. Ein Aspekt ist für den zweifachen Rennsieger in der Formel 1 allerdings schon jetzt unverzichtbar.

Charles Leclerc: Formel-1-Sieg muss wertvoll bleiben

Leclerc: „Das Wichtigste ist, dass das Hauptrennen das Hauptrennen bleibt und der Wert des Hauptrennens nicht verringert wird. Das ist für mich der Hauptaspekt.“ Ähnlich hatte sich zuvor schon Ricciardo geäußert. Die Wertigkeit eines Grand-Prix-Sieges dürfe nicht verwässert werden, so der Australier. Um das zu verhindern, könnten für das Sprintrennen etwa keine der von Leclerc angesprochenen WM-Punkte vergeben werden.

Nach aktuellem Stand soll das Sprintrennen ohnehin sehr viel mehr zu einem Qualifikationsrennen werden. Auf 100 Kilometer Distanz angesetzt, soll das Ergebnis des Sprintrennens am Samstag - geplant sind die Events in Italien, Kanada und Brasilien - die Startaufstellung für den eigentlichen Grand Prix am Rennsonntag vorgeben. Die Startaufstellung des Sprintrennens selbst soll durch eine reguläre Qualifikation, schon am Freitag, ausgefahren werden. Offiziell fixiert ist das alles mitnichten, wenngleich es bei dem jüngsten Treffen der Formel-1-Kommission eine breite Unterstützung gegeben haben soll.

Ferrari unterstützt Sprintrennen-Pläne der Formel 1

Diese Unterstützung hatte bereits McLaren-Teamchef Andreas Seidl bestätigt. Sein Pendant auf Ferrari-Seiten schließt sich nun an. „Wir finden es großartig, etwas für spektakulärere und vielleicht unvorhersehbarer Rennen zu ändern. Wir gehen die Gespräche proaktiv an. Wir unterstützen eine Veränderung, wenn diese Veränderung das Ziel und die Vorgaben erreichen kann, die ich gerade angesprochen habe“, sagt Mattia Binotto.

Der Ferrari-Teamchef will also für Sprintrennen abstimmen, wenn die Analysen der Arbeitsgruppe ergeben, dass die Idee nicht zu einem Rohrkrepierer wird, wie etwa das sogenannte Knockout-Qualifying zu Beginn der Formel-1-Saison 2016. Deshalb - das hatte schon Seidl gefordert - müssten auf jeden Fall die Details stimmen. Künstlich und beliebig werden dürfte die Formel 1 etwa nicht. Binotto: „Die Gespräche laufen und sehen gerade zumindest einmal vielversprechend aus. Wir müssen uns aber noch einige Details ansehen. Die werden da den Unterschied machen.“

Carlos Sainz: Gefahr, dass es zwei Sieger gibt

Von einer Entwertung eines Sieges spricht der Italiener selbst unterdessen nicht. Das überlässt Binotto seinen Fahrern. Carlos Sainz schließt sich seinem neuen Teamkollegen Leclerc diesbezüglich vollständig an. „Es ist sehr wichtig, dass das Hauptrennen, der Grand Prix, nicht an Wert verliert“, sagt der Spanier. „Es ist ein wenig gefährlich, dass man manchmal zwei Sieger an einem Grand-Prix-Wochenende haben kann“, warnt Sainz und fordert: „Wir müssen sicherstellen, dass bei den Rennen, bei denen wir zwei Rennen fahren, nur einen Sieger geben wird.“

Das vorausgesetzt, sind beide Ferrari-Piloten der Idee nicht einmal abgeneigt. „Bis wir es versucht haben, werden wir es nicht wissen“, sagt Sainz über die mögliche Attraktion Sprintrennen. „Und wenn es ein Jahr gibt, in dem wir es versuchen sollten, dann ist es 2021. Es ist gut derlei Dinge für die Zukunft auszuprobieren und zu schauen, wie es läuft.“ Tatsächlich: Bei einem Erfolg könnte es 2022 häufiger zu Sprintformaten kommen. Leclerc stimmt zu: „Es könnte interessant sein, zumindest zu versuchen kürzere Rennen zu haben, in denen wir mehr attackieren können.“

Sergio Perez: Formel 1 riskiert ihre DNA

Ähnlich äußert sich auch Red-Bull-Novize Sergio Perez, einst selbst Nachwuchsfahrer Ferraris. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht die DNA der Formel 1 verlieren. Es ist eine sehr feine Linie, es ist etwas riskant“, sagt der Mexikaner. „Aber ich bin offen dafür. Ich weiß nicht genau, was da zu erwarten ist, wie es das Format der Formel 1 verändert. Aber für mich ist es einfach das Wichtigste, dass die F1 bei ihrer DNA bleibt.“