In den USA steht sein Name wie kaum ein anderer für den Motorsport. In der Formel-1-Welt hat er diesen Status allerdings nie erreicht. Dabei krönte sich Mario Andretti 1978 zum zweiten und bislang letzten US-amerikanischen Formel-1-Champion. Heute feiert Mario Andretti seinen 84. Geburtstag. Grund genug einen Blick auf seine illustre Karriere zu werfen.

Formel 1 heute vor 84 Jahren: Mario Andretti wird geboren

Am 28. Februar 1940 wurde Mario Andretti in Istrien geboren. In den Wirren des Krieges und der Nachkriegszeit erlebte Andretti eine unruhige Kindheit. Mit 6 Jahren musste seine Familie fliehen, da das ehemals italienisch-sprachige Istrien nach Kriegsende Jugoslawien zugesprochen wurde. Nach einigen Jahren in der Toskana trat die Familie 1955 die Reise über den großen Teich an, um in die USA zu emigrieren.

In Nazareth, Pennsylvania, unweit einer bekannten Ovalstrecke, kam er erstmals in Kontakt mit dem Motorsport und nahm ab 1959 an Midget-Rennen teil. 1964 wagte er den Sprung in die USAC, einer Vorläuferserie zur heutigen Indycar-Meisterschaft. Bereits in seiner zweiten Saison gelang ihm der ganz große Coup. Obwohl er nur ein Rennen für sich entschied, gewann Andretti den Titel.

1966 ließ der inzwischen eingebürgerte US-Amerikaner einen weiteren Titelgewinn folgen, diesmal mit einer dominanten Saison, in welcher er fast immer, wenn er das Ziel erreichte, auch ganz oben stand. Im selben Jahr ging er auch erstmals in der NASCAR an den Start.

In der Stock-Car-Serie wurde Andretti zwar nie heimisch und trat nur zu 14 Rennen an. Doch ausgerechnet beim Daytona 500, dem größten Rennen der Serie, triumphierte er 1967. Nachdem er damit in den USA beinahe alles gewonnen hatte, was es zu gewinnen gibt, wandte der gebürtige Italiener seine Aufmerksamkeit Europa und der Formel 1 zu.

Beim Formel-1-Debüt auf Pole

Sein erster Formel-1-Anlauf beim Großen Preis von Italien 1968 scheiterte, da man es ihm nicht zwischen Rennen und Qualifying "schnell" in die USA zu fliegen, um dort ein Ovalrennen zu absolvieren. So blieb Andretti nach absolviertem Qualifying dem Formel-1-Rennen am Sonntag ganz fern. Bei seinem zweiten Formel-1-Auftritt standen Andretti dann keine Regeln im Weg.

Beim Großen Preis der USA schockte Andretti die Formel-1-Welt und seinen Teamkollegen, den späteren Weltmeister Graham Hill, und setzte seinen Lotus auf die Pole Position. Im Rennen schied Andretti allerdings aufgrund eines Kupplungsproblems früh aus.

Von nun an nahm Andretti öfter an Formel-1-Rennen teil. Nachdem er 1969 in einem Lotus keine Zielankunft verbuchen konnte, sicherte er sich ein Jahr später mit einem privat eingesetzten March beim Großen Preis von Spanien in Jarama sein erstes Podium.

1971 bekam er eine Chance bei Ferrari und sammelte beim ersten Antritt für die Scuderia gleich seinen Premieren-Sieg. Dennoch absolvierte er nach mehreren enttäuschenden Rennen – inklusive einer wetterbedingten Nicht-Qualifikation in Monaco – erneut nur einen Teilzeit-Kalender. Andretti behielt bis 1974 neben sporadischen Auftritten in der Königsklasse sein Hauptaugenmerk auf der USAC-Serie, wo er sich 1969 zum dreifachen Titelträger und zum Indy-500-Champion krönte.

Erst als er Anfang und Mitte der 70er-Jahre die Erfolge in der nordamerikanische Open-Wheel-Meisterschaft ausblieben, konzentrierte sich Andretti auf die Formel-1 und absolvierte erstmals fast alle Rennen. Nur das Indy 500 ließ er sich nicht nehmen. Nachdem er die Formel-1-Saison 1975 für ein Hinterbänkler-Team absolviert hatte, kehrte Andretti eine Saison später zu Lotus zurück, wo er drei Podien sammelte, darunter den Sieg bei der berüchtigten Regenschlacht zum Saisonfinale in Fuji.

1977 dann der endgültige Durchbruch in der Königsklasse. Vier Saisonsiege katapultierten Andretti auf den dritten Meisterschaftsrang, vor allem die Zuverlässigkeit seines Boliden machte ihm aber einen Strich durch seine Titelchancen.

Mario Andretti (rechts) mit Lotus-Boss Colin Chapman, Foto: Sutton
Mario Andretti (rechts) mit Lotus-Boss Colin Chapman, Foto: Sutton

1978: Formel-1-Titel mit bitterem Beigeschmack

Ein Jahr später etablierte sich Lotus dann als das Maß aller Dinge. Von den ersten 13 Saisonrennen gingen acht an die Truppe von Colin Chapman. Sechs Rennsiege sicherte sich Andretti. Der einzige Pilot, der ihm noch den WM-Titel realistisch streitig machen konnte, war sein Teamkollege Ronnie Peterson. Doch der Titelkampf endete beim Großen Preis von Italien auf tragische Weise. Peterson wurde am Start in eine Massenkollision verwickelt und verstarb einen Tag später im Krankenhaus.

Mario Andretti konnte sich so zum Formel-1-Weltmeister der Saison 1978 krönen. Doch so schnell er in der Formel 1 an die Spitze gekommen war, so schnell ging es mit seinen Resultaten auch wieder bergab. Lotus war 1979 und 1980 klar unterlegen und auch gegen seine Teamkollegen zog Andretti jeweils den Kürzeren. Ein Intermezzo bei Alfa brachte ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg.

Mario Andretti sicherte sich 1978 den Formel-1-Titel vor seinem tödlich verunglückten Teamkollegen Ronnie Peterson., Foto: Sutton
Mario Andretti sicherte sich 1978 den Formel-1-Titel vor seinem tödlich verunglückten Teamkollegen Ronnie Peterson., Foto: Sutton

1982 beendete Andretti als Ersatz für den schwer verunfallten Didier Pironi bei Ferrari seine Karriere. Mit einer Pole Position und einem Podium trug er immerhin noch seinen Teil dazu bei, die Konstrukteur-WM für die Scuderia zu fixieren.

CART-Titel nach der Formel-1-Karriere

Dem Motorsport sagte Mario Andretti aber noch lange nicht Lebewohl. Bis 1994 nahm Andretti noch am 500-Meilen-Rennen von Indianapolis und an der CART-Serie teil. Mit 19 Rennsiegen und dem CART-Titel 1984 auch das sehr erfolgreich.

Neben seinen zahllosen Erfolgen im Formelsport war Mario Andretti auch in anderen Rennsport-Kategorien siegreich. Dreimal sicherte er sich den Gesamtsieg bei den 12-Stunden von Sebring, dazu kommen mehrere Erfolge bei 1000-Kilometer- und 6-Stunden-Rennen sowie beim Bergrennen auf den Pikes Peak. Nur in Le Mans wurde es nie etwas mit dem Gesamtsieg. 1995 beendete er den Klassiker in einem Porsche auf der zweiten Position. 2000 absolvierte Andretti ebenfalls an der Sarthe sein letztes professionelles Rennen.

Was heute sonst noch geschah

Heute vor 45 Jahren: Sebastien Bourdais feiert Geburtstag. Nach Erfolgen in Nachwuchsserien, - darunter der Titel in der Formel 3000 – avancierte Bourdais in Nordamerika zum Seriensieger. In der Champ-Car-Serie sammelte er zwischen 2004 und 2007 vier Titel.

Seine Formel-1-Laufbahn, die ein Jahr später begann, verlief allerdings eher holprig. An der Seite von Sebastian Vettel bei Toro Rosso konnte Bourdais nicht überzeugen. Ganz im Gegenteil: Während Vettel in Monza sensationell siegte und auf Platz 8 in der Fahrerwertung abschloss, sammelte Bourdais nur vier Zähler.

Nach einer weiteren halben Saison beim Red-Bull-Juniorteam wurde der Franzose durch Jaime Alguersuari ersetzt. Neben zahlreichen Auftritten – und Erfolgen - bei Langstrecken-Rennen, war Bourdais bis 2021 in der Indycar unterwegs, wo er sechs Rennen gewinnen konnte.

Was gestern geschah

Gestern vor 85 Jahren: Peter Revson wird geboren. Im Gegensatz zu Bourdais hatte Peter Revson in der Formel 1 einige Erfolge vorzuweisen, dafür verlief seine Sportwagen-Zeit nicht ganz so siegreich.

1964 debütierte Revson mit seinem eigenen Team in der Königsklasse. Das allerdings mit mäßigem Erfolg, sodass er ein Jahr später in die Sportwagen-WM umstieg. Nach mehreren durch zahlreiche Ausfälle geprägten Jahren, kehrte der US-Amerikaner 1971 in die Formel 1 zurück.

Bei McLaren wurde er zu einem regelmäßigen Podium-Piloten, ehe er sich 1973 in Großbritannien und Kanada zwei Grand-Prix-Siege sicherte. Es sollte der Gipfel seiner Rennfahrer-Karriere bleiben. Denn 1974 verunglückte Revson bei Testfahrten vor dem Großen Preis von Südafrika tödlich.