Als amtierender Formel-1-Weltmeister und Vorjahressieger reiste Juan Manuel Fangio 1958 auf die Karibikinsel Kuba, um dort am zweiten kubanischen Grand Prix teilzunehmen. Im Training gab der Formel-1-Titelträger noch den Ton an. Doch dem Rennen blieb die Formel-1-Legende fern. Der Grund: Juan Manuel Fangio war entführt worden!

Heute vor 63 Jahren: Kommunisten entführen Juan Manuel Fangio

Doch wie kam es überhaupt dazu, dass sich Formel-1-Piloten auf der Karibikinsel ein Rennen lieferten? Die kubanische Regierung unter dem Regime von Fulgencio Batista wollte ausländische Touristen anlocken und organisierte deshalb 1957 einen Grand Prix an der Küste der kubanischen Hauptstadt Havanna.

Bereits im ersten Jahr zog das Sportwagen-Rennen einige der besten Rennfahrer der Welt an. Juan Manuel Fangio setzte sich unter anderem gegen seine Formel-1-Kollegen Peter Collins, Jean Behra und Stirling Moss durch.

Auch 1958 ging Fangio als Favorit ins Rennen. Doch die Luft war für Präsident Batista deutlich dünner geworden, da sich kommunistische Guerillas unter Fidel Castro in Kuba auf dem Vormarsch befanden. Um ihrem Anliegen Ausdruck zu verleihen und Batista eine Blamage zuzufügen, entschlossen sich die kommunistischen Rebellen den fünffachen Formel-1-Weltmeister kurzerhand zu entführen.

Der Plan wurde in die Tat umgesetzt: Am Abend vor dem Großen Preis betraten mehrere bewaffnete Männer das Hotel in dem Fangio untergebracht war und geleiteten den Argentinier mit einer Pistole im Anschlag aus seiner Unterkunft.

Fangio schützt Moss

Die furchteinflößenden Entführer entpuppten sich allerdings bald als friedfertig im Umgang mit der Rennsport-Legende. Fangio wurde in einem Apartment einquartiert und dort mit Steak zum Abendessen fürstlich versorgt. Am folgenden Tag erhielt er auch ein Radio, um den Rennverlauf zu verfolgen.

Ursprünglich hatten die Guerillas auch geplant Stirling Moss zu entführen. Doch Fangio intervenierte, indem er behauptete sein Formel-1-Rivale sei in den Flitterwochen. Die Entführer glaubten ihm diese Lüge und ließen den Briten in Frieden.

Die kubanische Polizei scheiterte bei der Suche nach Fangio. Einige Stunden nach dem Rennen wurde der Maserati-Pilot nach kurzen Verhandlungen in der Nähe des Wohnorts des argentinischen Botschafters unbeschadet wieder freigelassen.

In der Zwischenzeit hatte sich Fangio mit seinen Entführern bereits angefreundet. Er wurde sogar eingeladen, nach der gelungenen Revolution seine Entführer in Kuba zu besuchen. Obwohl die Kommunisten unter Fidel Castro 1959 tatsächlich die Macht übernahmen, kam es nie dazu. Fangio bezeichnete seine Geiselnahme später als "nur ein weiteres Abenteuer".

Erst 1981 kehrte er aus geschäftlichen Gründen auf die Insel zurück. 1991 erhielt Fangio zu seinem 80. Geburtstag einen Glückwunsch-Brief aus der Republik Kuba. Signiert mit den Worten: "Deine Freunde, die Kidnapper".

Horror-Unfall überschattet Rennen

Trotz der Entführung von Fangio wurde das Rennen durchgezogen. Der Grand Prix wurde jedoch von einem schweren Unfall überschattet. Ein kubanischer Fahrer rutschte auf einer Ölspur aus und krachte in das Publikum. Sieben Zuschauer verloren bei dem Zwischenfall ihr Leben, über 30 erlitten Verletzungen.

Das Rennen wurde daraufhin abgebrochen und Stirling Moss, der sich in einem Zweikampf mit Masten Gregory befand, zum Sieger erklärt. Eine ursprüngliche Uneinigkeit, wer denn nun das Rennen gewonnen hatte, regelten Moss und Gregory unter sich, indem sie das Preisgeld zu gleichen Teilen aufteilten. Moss gewann zwei Jahre später auch den letzten Großen Preis von Kuba. Seitdem ist der Inselstaat von der Motorsport-Landkarte verschwunden.

Heute vor 29 Jahren: Eine Champagner-Flasche wie eine Formel-1-Saison

Es ist eine Grundregel des Motorsports: Je mehr Erfolg man auf der Rennstrecke hat, desto besser ist man darin, eine Champagner-Flasche zu öffnen. Schließlich ist die Sektdusche auf dem Podium eine Gepflogenheit. Bei Fahrzeugvorstellungen hat sich diese Tradition allerdings nicht eingebürgert.

Grund dafür ist wohl auch die Präsentation des Pacific-Grand-Prix-Teams vor der Saison 1995 in London. Teamchef Keith Wiggins wollte den Zusammenschluss seines 1994 gegründeten Rennstalls mit dem insolventen Lotus-Team feiern. Doch die Champagner-Flasche, welche er zu diesem Anlass zu öffnen versuchte, weigerte sich ihren Korken zu lösen. Eine düstere Prophezeiung für die Saison.

Pacific Racing: In der Formel-1-Saison 1995 misslingt fast alles. Beinahe sogar das Öffnen einer Flasche, Foto: Sutton
Pacific Racing: In der Formel-1-Saison 1995 misslingt fast alles. Beinahe sogar das Öffnen einer Flasche, Foto: Sutton

Erst nach über 20 Minuten gewann Wiggins den Zweikampf mit dem Schaumwein. Es sollte der einzige Sieg des Jahres bleiben. Denn in der restlichen Formel-1-Saison erreichte Pacific nur selten das Ziel und sammelte keinen einzigen Punkt. Zum Jahresende musste das Team seine Tore schließen.

Was sonst noch geschah

Vor 86 Jahren: Hans Herrmann wird geboren. Herrmann ist eine wahre deutsche Motorsport-Ikone der 50er-Jahre. Nach Karl Kling war er mit seinem dritten Platz beim Großen Preis der Schweiz 1954 erst der zweite deutsche Fahrer auf einem Formel-1-Podium.

Insgesamt startete er zwischen 1953 und 1966 bei 18 Grands Prix. Seine größten Erfolge feierte Herrmann allerdings auf der Langstrecke. Fünfmal kürte er sich bei den 24 Stunden von Le Mans mit Porsche zum Klassensieger. 1970 reichte es sogar für den Gesamtsieg.

Hans Herrmann feiert heute seinen 83. Geburtstag., Foto: Daimler
Hans Herrmann feiert heute seinen 83. Geburtstag., Foto: Daimler

Vor 71 Jahren: Satoru Nakajima feiert Geburtstag: Nakajima kam 1987 als fünffacher Meister der japanischen Formel 2 (heute: Super Formula) zu Lotus in die Formel 1. Gegen Teamkollegen wie Ayrton Senna und Nelson Piquet geriet er allerdings schnell unter die Räder. Auch bei Tyrrell konnte er gegen Jean Alesi und Stefano Modena keinen Stich setzen. Bei 74 Grand-Prix-Starts in fünf Jahren reichte es für Nakajima lediglich zu 16 Punkten.