Am Freitagmorgen präsentierte AlphaTauri den zweiten Boliden der - zumindest offiziell - jungen Teamgeschichte. Mit der Umbenennung von Scuderia Toro Rosso in Scuderia AlphaTauri im vergangenen Jahr begann der Rennstall mit der Benennung seiner Fahrzeuge neu. Das Produkt für die Formel-1-Saison 2021 hört deshalb auf den Namen AT02.

Nach einem spektakulären Launch des neuen Teamnamen im vergangenen Jahr verzichtete AlphaTauri diesmal auf jegliche Show-Einlagen und stellte den AT02 mittels Pressemitteilung und einem Video der Öffentlichkeit vor. Wie seine drei Vorgänger wird auch der AT02 von einem Honda-Motor befeuert.

Vom neuen Auto gibt es bislang nur mäßige Renderings, also aus 3D-Modellen erstelle Bilder. Bei den echten Fotos handelt es sich um ein Vorjahresfahrzeug mit neuer Lackierung.

Bei der Lackierung gibt es auch die größten Änderungen zu sehen: Zwar bleiben die Farben mit blau und weiß identisch, am 2021er Boliden ist aber deutlich mehr blau zu sehen als am Vorgänger. Die einst weiße Front ist nun überwiegend blau lackiert.

AlphaTauri spart sich Entwicklungs-Token

Während McLaren aufgrund des Motorwechsels keinerlei Entwicklungs-Token in das neue Auto investieren und nur Komponenten überarbeiten durfte, die im direkten Zusammenhang mit dem neuen Motor standen, waren die Regeln für AlphaTauri etwas freizügiger.

Weil Red Bulls Schwesterteam zahlreiche Komponenten von Red Bull Technology bezieht, dabei aber oftmals die Vorjahres-Variante des großen Bruders erhält, durfte sich Technik-Chef Jody Egginton im Regal neuerer Komponenten bedienen. Red Bull hatte sie schließlich schon im Vorjahr im Einsatz und entsprechend homologieren lassen.

Formel 1, Franz Tost im Interview: Neue Teile geschenkt: (36:14 Min.)

AlphaTauri braucht für 2020er Red Bull Teile keinerlei Entwicklungs-Token ausgeben. Wie stark der Rennstall davon tatsächlich gebraucht machte, lässt sich nicht zweifelsfrei klären, weil sich viele homologierte Komponenten unter der Karbonhaube befinden.

Bei Getriebe und Hinterradaufhängung entschied sich das Ingenieurs-Team um Egginton gegen ein Update. An der Vorderradaufhängung wurde der Joker teilweise gezogen. Mit einer zum Teil überarbeiteten Aufhängung entschied sich AlphaTauri auch für ein Update der Lenkung auf die 2020er Spezifikation aus dem Red Bull Technology Fundus.

Trotz einiger mechanischer Neuerungen hatte AlphaTauri durch diese Regellücke aber noch Entwicklungs-Token zur Verfügung. Diese investierten die Ingenieure für eine neue Nase, die gleichzeitig die vordere Crash-Struktur darstellt und deshalb eigentlich homologiert, also eingefroren ist. Auf den Launch-Bildern sind hier aber nur sehr dezente Anpassungen zu erkennen.

Auch wenn der AT02 seinem Vorgänger technisch auf den ersten Blick sehr ähnlich sieht, so verspricht Egginton: "Um den Regeländerungen Rechnung zu tragen, haben wir fast alle aerodynamischen Oberflächen verändert."

An den Bargeboards sind die Weiterentwicklungen gut zu erkennen, sie unterscheiden sich deutlich zur letzten Ausbaustufe des Vorgängers. Auch die Seitenkastenflügel sind neu, das obere horizontale Elemente fehlt nun.

Die Öffnungen der Seitenkästen bleiben unverändert, die Ausformung dahinter nicht. Auch unter der Haube soll sich im Rahmen des Reglements eine Menge geändert haben. Kleinere Anpassungen an der Kühlung sind erlaubt, um das System an den neuen Motor anzupassen.

Honda bringt neuen Formel-1-Motor für 2021

Honda hat ein komplett neues Aggregat für 2021 entwickelt, das wegen Corona eigentlich auf 2022 verschoben wurde, aufgrund des Ausstiegs aber nun doch vorgezogen wurde. Die Seitenkästen selbst sind jetzt etwas länger und belegen mehr Fläche auf dem Unterboden, fallen dafür aber viel steiler ab.

Interessant: Aus der Vogelperspektive ist der neue Unterboden zu erkennen. Er zieht sich bei AlphaTauri nicht kontinuierlich nach hinten zusammen, sondern ist stellenweise gebogen und macht auch einen Knick. Die Schlitze sind Reglement-bedingt Geschichte, Leitbleche an den Rändern gibt es aber noch.

2020 landete AlphaTauri zwar nur auf dem siebten Rang in der Konstrukteursweltmeisterschaft, konnte allerdings deutlich größere Teams im Mittelfeld teils erheblich unter Druck setzen. Highlight war der Sieg von Pierre Gasly beim Italien GP in Monza. Der Franzose geht auch 2021 für das italienische Team an den Start. Neu ist Teamkollege Yuki Tsunoda. Der Japaner ersetzt Daniil Kvyat, die Red-Bull-Familie verlassen musste.