Viele Formel-1-Piloten sind dafür bekannt, große Musik-Fans zu sein. Vor dem Start, bei den Vorbereitungen, und so weiter. Manche Fahrer treiben es aber noch ein Stück weiter. Spaß-Bands? Nein, noch weiter. Man ist Sportstar, Millionär - warum nicht auch selbst ein echtes, ernsthaftes Album aufnehmen? Der Gedanke kam einst dem Weltmeister von 1997, Jacques Villeneuve.

Heute vor 17 Jahren: Villeneuve versucht sich als Soft-Rocker

Villeneuves Formel-1-Karriere war seit seinem WM-Titel mit Williams ziemlich ins Stocken geraten. Fünf Jahre kämpfte er mit dem neuen BAR-Team um den Anschluss, und 2003 fiel die Beziehung auseinander, nachdem Teamkollege Jenson Button deutlich besser ablieferte. 2004 fand er keinen Sitz, wurde erst zum Saisonabschluss bei Renault als Ersatzmann geholt. Eineinhalb Jahre mit Sauber (ab 2006 BMW) bildeten den unrühmlichen Abschluss, als er zur Saisonmitte 2006 seinen Platz an Robert Kubica verlor.

Die stockende Karriere hatte für Villeneuve aber einen Vorteil: Er konnte sich einem Hobby hingeben, nämlich der Leidenschaft für die Musik. Seit seiner Karriere in den Nachwuchs-Serien schrieb er nebenher Songs. 2005, während er sich seiner Zukunft für 2006 noch nicht sicher war, machte er ernst, suchte sich professionelle Musiker als Unterstützung und ging er ins Studio. Im nächsten Jahr veröffentlichte er eine erste Single, den Soft-Rock-Song "Accepterais-tu?".

Damit nicht genug - Villeneuve verriet, dass er ein ganzes Album aufgenommen hatte. 2007, ohne Formel-1-Platz, war es dann soweit: Am 19. Februar hielt er in seinem eigenen Café in Montreal eine Release-Party ab. Hauptsächlich für Journalisten. 'Private Paradise' hieß das Album, sechs der Songs darauf wurden von Villeneuve selbst geschrieben.

Villeneuve ehrt Vater mit Song

Letztendlich war 'Private Paradise' nichts Besonderes. Für Villeneuve war es auch mehr eine Herzensangelegenheit. Einer der Songs, 'Father', stimmte auch ein persönliches Thema an. Er stammte aus der Feder seiner Schwester Melanie, und mit einem Duett zollten die beiden damit ihrem 1982 im Rahmen des Belgien-GPs tödlich verunfallten Vater Gilles Tribut.

Kommerziellen Erfolg wollte Villeneuve sicher nicht. Er sei weiterhin Rennfahrer, versicherte er. Die F1-Karriere mochte vorbei sein, aber Gastauftritte in Le Mans und in NASCAR folgten, 2008 wurde er beim 24-Stunden-Klassiker Zweiter. Und das Album? Die Verkaufszahlen wurden auf ungefähr 1.000 Stück geschätzt. Wer interessiert ist, kann es auf Musik-Streaming-Diensten noch heute finden.

Le Mans statt Musik-Karriere: Villeneuve blieb doch dem Sport treu, Foto: Hall/Sutton
Le Mans statt Musik-Karriere: Villeneuve blieb doch dem Sport treu, Foto: Hall/Sutton

Was sonst noch geschah:

Vor 72 Jahren: Stephen South wird geboren. Der Engländer krönte sich 1977 zum Vizemeister in der britischen F3, fuhr dann für Ron Dennis' F2-Team. 1980 ersetzte er in Long Beach McLaren-Pilot Alain Prost, konnte sich aber nicht qualifizieren. Zwei Monate später verunfallte er in einem Can-Am-Rennen im kanadischen Trois-Rivieres schwer. Sein linkes Bein wurde amputiert, die Karriere war vorbei.
Vor 101 Jahren: Giulio Cabianca wird geboren. Der Italiener versuchte sich vier Mal für Privat-Teams in der Formel 1, 1960 holte er in Monza einen vierten Platz. 1961 starb er bei einem schweren Unfall in Modena, als er aufgrund eines vermuteten Defekts von der Teststrecke und hinaus auf die öffentliche Straße fuhr, wo er mit einem Lieferwagen, einem Motorradfahrer, einem Fahrradfahrer und einem Fußgänger kollidierte. Nur der Fußgänger überlebte schwer verletzt.