Hampstead im Norden von London ist ein gutes Pflaster. Zumindest, wenn Geld keine Sorge mehr ist. Die Gegend in der britischen Hauptstadt zählt zu den teuersten und exklusivsten Großbritanniens und steht im Ruf, die meisten Millionäre des Königreichs zu beherbergen. Vor 95 Jahren waren hier allerdings die Reichen noch nicht unter sich. Am 15. Februar 1929 wurde in jenem Viertel Graham Hill geboren.

Doch bis zu seinem Formel-1-Ruhm war es für Hill noch ein langer Weg. Erst mit 24 bestand er die Führerschein-Prüfung. Nur zum Vergleich: Im selben Alter war Sebastian Vettel bereits Formel-1-Weltmeister. In den folgenden Jahren verdingte sich Hill als Mechaniker beim Lotus-Team. Seine ersten Erfahrungen am Steuer eines Rennwagens sammelte er 1954.

Formel-1-Saison 1958: Erster Grand-Prix-Start

1958 konnte er das damalige Hinterbänkler-Team dazu überreden, ihm das Steuer eines Wagens zu überlassen. Eine gute Entscheidung! Denn bereits bei seinem Formel-1-Debüt in Monaco war er auf Anhieb an Stammfahrer Cliff Allison dran.

Hill entwickelte sich schnell und war in seiner zweiten Formel-1-Saison teamintern schon die klare Nummer 1 vor Innes Ireland. Doch der Lotus der späten 50er-Jahre war so langsam wie unzuverlässig. Bei seinen ersten sieben Grand-Prix-Starts schaffte es Hill kein einziges Mal über die Distanz und insgesamt sah er in diesen beiden Jahren bei Lotus die Zielflagge nur viermal.

Darum wechselte der Brite für die Saison 1960 zu BRM. Dort hatte er anfangs Material, welches zwar ebenso häufig schlappmachte, doch immerhin schnellere Rundenzeiten vollbringen konnte. Den BRM P48 pilotierte Graham Hill zu seinem ersten Formel-1-Podium in den Niederlanden. Zwei Jahre später dann der ganz große Wurf: Der BRM P57 erwies sich als ausdauernder und schneller als sein Vorgänger. Bereits das erste Formel-1-Rennen des Jahres 1962 in Zandvoort münzte Hill in einen Sieg um.

Der Durchbruch: 1962 krönt sich Graham Hill zum Formel-1-Weltmeister, Foto: Sutton
Der Durchbruch: 1962 krönt sich Graham Hill zum Formel-1-Weltmeister, Foto: Sutton

Gegen Saisonende lief Graham Hill dann zur Höchstform auf. Weitere Rennsiege auf dem Nürburgring, in Monza und beim Südafrika-Grand-Prix katapultierten ihn an die Spitze der Fahrerwertung – auch weil der pfeilschnelle Lotus von Jim Clark zu häufig seinen Dienst versagte – und so krönte sich Hill zum erst zweiten britischen Formel-1-Champion.

1963 bis 1965: Monaco-Dominanz, aber keine Titel

Das Duell mit seinem Landsmann Jim Clark und seinem ehemaligen Arbeitgeber zog sich auch über die folgenden Jahre und prägte eine ganze Generation. 1963 und 1965 triumphierte der Schotte Jim Clark im Titelkampf, 1964 rang John Surtees Hill den Titel beim Saisonfinale um lediglich einen Punkt ab. Graham Hill musste dreimal in Serie mit der Vize-Meisterschaft vorliebnehmen.

Monaco: Fünf Siege feierte Graham Hill im Fürstentum, Foto: LAT Images
Monaco: Fünf Siege feierte Graham Hill im Fürstentum, Foto: LAT Images

Dafür etablierte sich Hill als der fahrerische Fürst von Monaco. Dreimal in Serie triumphierte er auf dem engen Straßenkurs, dazu kamen drei weitere Erfolge auf dem Rundkurs von Watkins Glen. 1966 siegte er beim 500-Meilen-Rennen von Indianapolis, blieb allerdings in der Königsklasse sieglos. Nach dem Formel-1-Jahr, welches von einem Horror-Unfall in Spa überschattet war, beendete Hill das Kapitel BRM. 1967 ging er zurück zu Lotus, wo er an der Seite von Jim Clark das Traumduo der 60er-Jahre bilden sollte.

Wechsel zu Lotus: WM-Titel Nummer 2

Doch der Traum entwickelte sich anfangs zum Alptraum. Der Lotus 49 entpuppte sich in seiner ersten Saison als schnell, aber unzuverlässig. Nur drei Zielankünfte standen Hill am Ende des Jahres zu Buche. Dazu kam noch der tödliche Unfall von Jim Clark 1968 bei einem Formel-2-Rennen. Doch in dieser Formel-1-Saison war die Wagen-Konstruktion von Colin Chapman ausgereifter. Zwei Siege in Spanien und Monaco brachten Hill auf Kurs zum Titel.

Obwohl sein Bolide zur Saisonmitte erneut regelmäßig von Ausfällen heimgesucht wurde, konnte Graham Hill mit zwei weiteren Podien und einem Rennerfolg in Mexiko seinen zweiten Formel-1-Titel fixieren. Die Krönung seiner illustren Karriere! Sein letzter Grand-Prix-Sieg gelang Hill ein Jahr später – wie könnte es anders sein – wieder in Monte Carlo. Es war der bereits fünfte Triumph im Fürstentum für 'Mr. Monaco'. Erst Ayrton Senna gelang es, diesen Rekord zu brechen.

Mexiko 1968: Graham Hill feiert seinen zweiten WM-Titel, Foto: Sutton
Mexiko 1968: Graham Hill feiert seinen zweiten WM-Titel, Foto: Sutton

Der Tod von Graham Hill: Flugzeug-Absturz in England

In den folgenden Jahren versuchte Hill sein Glück erfolglos bei Brabham, ehe er 1973 mit Embassy Racing seinen eigenen Rennstall gründete. Abgesehen von einem Punkt in Schweden konnte er mit diesem Projekt aber nichts Zählbares einfahren. 1975 beendete Hill seine Fahrer-Karriere, nachdem er die Qualifikation zu zwei Großen Preisen verpasst hatte. Insgesamt stehen Hill in seiner illustren Laufbahn neben seinen beiden Titeln 14-Formel-1-Siege, 13 Poles und 36 Podien zu Buche.

1975: Graham Hill mit seinem Sohn Damon, Foto: Sutton
1975: Graham Hill mit seinem Sohn Damon, Foto: Sutton

Am 29. November 1975 beendete dann das Schicksal das Leben von Graham Hill auf tragische Weise. Am Steuer eines Kleinflugzeugs verunfallte Hill gemeinsam mit fünf Mitgliedern seines Rennstalls bei einem Lande-Versuch im dichten Nebel auf einem Rollfeld in Südengland. Hill hinterließ zwei Töchter und einen Sohn, - Damon Hill - der 1996 selbst die Formel-1-Krone für sich erringen konnte.

Was sonst noch geschah:

Vor 26 Jahren: George Russell wird geboren. Am selben Tag wie Graham Hill Geburtstag zu haben, gilt wohl – vor allem in britischen Rennfahrer-Kreisen – als gutes Omen. Zurecht, wie Russell beweist. Seit 2022 steht der Brite beim Top-Team Mercedes unter Vertrag. Noch im selben Jahr fuhr er in Brasilien seinen ersten Sieg in der Formel 1 ein.

Vor 34 Jahren: Charles Pic feiert Geburtstag. Der Franzose kann in der Formel 1 allerdings keine Punkte vorweisen. Pic bestritt in den Jahren 2012 und 2013 insgesamt 39 Formel-1-Starts für die Hinterbänkler-Teams von Marussia und Caterham. Sein bestes Ergebnis: Rang 14.

Vor 50 Jahren: Alexander Wurz wird geboren. Auch die österreichische Motorsport-Welt hat heute etwas zum Feiern. Der zweifache Le-Mans-Sieger ist heute der Vorsitzende der Fahrergewerkschaft GPDA und als Streckenkonstrukteur aktiv, sowie als Co-Kommentator der Formel 1 auf ORF. Auch in seiner aktiven Zeit hat Wurz einiges vorzuweisen. Dreimal stand er bei 69 Rennstarts für Benetton, McLaren und Williams auf dem Podest der Königsklasse.

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