Wann kamen Formel-1-Teams zu der Überzeugung, dass es nicht ausreicht, das neue Auto mit einer unzeremoniellen Enthüllung bei den Wintertestfahrten zu präsentieren. Wer sich über die Schwelle zum großen Event traut, der hat einen großen Maßstab vor sich: Kein Launch ging so in die Geschichte ein wie McLarens MTV-Event am 13. Februar 1997. Warum auch nicht die Spice Girls einladen?

Formel 1 heute vor 27 Jahren: McLaren-Mercedes will in höhere Sphären

Der neue McLaren MP4/12, Foto: Sutton
Der neue McLaren MP4/12, Foto: Sutton

Dabei war das McLaren-Team in den Ron-Dennis-Jahren eigentlich wirklich nicht das Formel-1-Team der Pop-Kultur. Teamchef Dennis war berühmt für einen Grau-in-Grau-Ansatz. Alles hat einheitlich zu sein, alles hat Struktur zu haben. Grau ist die Lieblingsfarbe.

1997 war es aber an der Zeit, ein bisschen Wirbel zu veranstalten. Nach über zwei Jahrzehnten hatte sich McLaren nämlich vom Hauptsponsor Marlboro getrennt - und immerhin war man in dieser Zeit durchgehend im Design einer Packung Marlboro-Zigaretten über die Runden gekommen. 1997 war nun ein großer Umbruch angesagt.

Zuerst einmal hatte das Team mit West einen neuen Zigaretten-Hauptsponsor an Land gezogen. Zum anderen war das Team nach einem kurzen Formtief nun drauf und dran, mit dem neuen Motorenpartner Mercedes wieder zurück auf die Siegerstraße zu finden. 1997 war also Zeit für den großen Relaunch. Ein Signal: McLaren ist zurück!

McLarens Formel-1-Launch wird zum Mega-Event

Viel Geld wurde ins Rebranding gesteckt. Das eigentliche Auto war schon fast einen Monat früher bei Testfahrten vorgestellt worden. Allerdings in unscheinbarem Orange. Für das Design und für die Präsentation wurden mehrere Kreativ-Firmen angeheuert. Schließlich wurde als Höhepunkt ein echtes Pop-Event geplant.

Mika Häkkinen debütierte den MP4/12 bei Tests in Orange, Foto: Sutton
Mika Häkkinen debütierte den MP4/12 bei Tests in Orange, Foto: Sutton

Das neue Team West McLaren Mercedes mietete den Alexandra Palace in London, und kaufte auf dem Popstar-Markt groß ein. Nicht irgendwer sollten die Haupt-Acts sein, sondern die britischen Senkrecht-Starter, die Spice Girls. Die hatten gerade in den USA die Spitze der Charts erreicht.

Und - man glaube es kaum - es ging sogar alles glatt. Bei dem Aufwand kein Wunder, schließlich wurde das Event sogar für MTV produziert und von deren Moderatorin Davina McCall begleitet. Der MP4/12 wurde von Musical-Tänzern aus Starlight Express enthüllt. Die Spice Girls performten drei Songs, und waren für fast eine Minute gemeinsam mit den Fahrern Mika Häkkinen und David Coulthard auf der Bühne.

Mika Häkkinen und David Coulthard beim McLaren-Launch 1997, Foto: LAT Images
Mika Häkkinen und David Coulthard beim McLaren-Launch 1997, Foto: LAT Images

Die Freude des zukünftigen Weltmeisters Häkkinen schien sich in Grenzen zu halten, als 'Ginger Spice' Geri Halliwell ihn zuerst fragte, was er denn unter dem Rennoverall noch anhabe, und ihm dann sogar den Kragen öffnete. Die Geschichte bekommt rückblickend einen kuriosen Twist: Halliwell heißt inzwischen Horner. Sie hat Red-Bull-Teamchef Christian Horner 2015 geheiratet und mit ihm einen Sohn.

Häkkinen und Coulthard retteten sich aber bald von der Bühne, und die Show ging mit einem musikalisch hochwertigen Konzert der Band Jamiroquai zu Ende. An diese Popkultur-Höhen kam seither kein Launch mehr heran. Und McLaren-Teamchef Ron Dennis hatte zum Abschluss auch Grund zur Freude: Der neue McLaren holte den ersten Sieg nach dreijähriger Dürre. Und er war grau.

Was sonst noch geschah:

Vor 49 Jahren: Ben Collins wird geboren. Der Brite scheiterte zwar am Formel-1-Traum, wurde der breiten Öffentlichkeit allerdings als einer der Darsteller des anonymen Testpiloten "The Stig" der britischen Fernsehserie "Top Gear" bekannt.

Vor 76 Jahren: Jim Crawford wird geboren. Der Brite fuhr in den 1970ern quer durch die britische Szene, und bekam zwei F1-Chancen 1975 für Lotus als Ersatz für Jacky Ickx. Seine einzigen Erfolge erzielte er mit dem Titel in der britischen F1-Meisterschaft von 1982 mit Ensign. Bis 1995 versuchte er sich dann noch jährlich am Indy 500, mit einem überraschenden sechsten Platz 1988 als Ausrufezeichen. Crawford starb 2002 an Leberversagen.

Vor 102 Jahren: Willi Heeks wird geboren. Der Deutsche fuhr Anfang der 1950er Formel-2-Rennen, und startete so auch 1952 und 1953 auf der Nordschleife. Beide Male fiel er aus.

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