Der Motorsport schreibt Geschichten, die verrückter und unglaublicher sind als Hollywood-Filme. So heißt es zumindest immer. Es ist also kaum überraschend, dass sich Filmemacher in den 74 Jahren Formel-1-Geschichte gerne mal an der Königsklasse des Motorsports versuchen. Wie mit 'Rush', in dem das reale WM-Duell Lauda versus Hunt verewigt wurde, oder auch mit dem legendären, wenngleich fiktiven Streifen 'Grand Prix' aus dem Jahr 1966.

Diese Filme gelten heute zurecht als Klassiker, aber beinahe hätte die Formel 1 zur Jahrtausendwende ein Denkmal in Form des vielleicht schlechtesten Rennfilms aller Zeiten bekommen. Motorsport-Magazin.com blickt heute auf Sylvester Stallones desaströses Projekt 'Driven' zurück.

Sylvester Stallone im Formel-1-Fieber

Handelseinig: Stallone und Ecclestone 1997 in Monza, Foto: Sutton
Handelseinig: Stallone und Ecclestone 1997 in Monza, Foto: Sutton

Die Geschichte begann in den frühen 1990er-Jahren. Als Sylvester Stallone, seit Filmen wie 'Rocky' und 'Rambo' Hollywoods großer Action-Star, Formel-1-Star Ayrton Senna über den Weg lief. Senna outete sich als Fan und bot Stallone an, seine Lebensgeschichte filmisch umzusetzen. Sennas tödlicher Unfall stoppte diese Idee - aber Stallone behielt die Formel 1 als Film-Setting im Hinterkopf.

1997 konkretisierte sich Stallones Idee. Nicht als Senna-Biopic, sondern als fiktive Story um einen Titel-Kampf zwischen einem jungen Underdog und einem etablierten Champion. Ganz inspiriert von Stallones erstem großen Hit, dem Box-Drama 'Rocky'.

Die Formel 1, und Big Boss Bernie Ecclestone, zeigten sich interessiert. Stallone war 1997 in Monza Ehrengast und kündigte das Projekt auf einer offiziellen Pressekonferenz an: "Ich bin sehr stolz, von der Formel 1 eingeladen worden zu sein, es ist der aufregendste Sport in der Welt, und hoffentlich können wir einen Film machen, auf den alle sehr stolz sein können."

Stallone zu Gast bei Michael Schumacher in der Ferrari-Box, Foto: LAT Images
Stallone zu Gast bei Michael Schumacher in der Ferrari-Box, Foto: LAT Images

Als Teil der Partnerschaft war Stallone 1998 und 1999 bei Rennen anzutreffen. Recherche, hieß es. Zugleich mussten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausverhandelt werden. Und Stallone machte nun Bekanntschaft mit der Business-Seite von Bernie Ecclestone. Der Enthusiasmus für das Projekt schwand nach zweieinhalb Jahren auf Formel-1-Seite rapide.

Ecclestone verschließt die Formel-1-Tür vor dem Desaster

Das Zerwürfnis soll schließlich eine finanzielle Angelegenheit gewesen sein. Am 9. Februar 2000 machte Stallone die Trennung in einem Statement öffentlich: "Ich entschuldige mich gegenüber den Formel-1-Fans, aber da gab es ein bestimmtes Individuum, das den Sport kontrolliert und eine eigene Agenda hat." Gegenüber dem britischen 'CAR Magazine' meinte er später: "Bernie wollte Millionen um Millionen für die F1-Rechte, aber damit waren wir weit voneinander entfernt."

Ecclestone und Stallone 1999 in Ungarn, Foto: Sutton
Ecclestone und Stallone 1999 in Ungarn, Foto: Sutton

Das Projekt war aber keineswegs tot, im Gegenteil: "Also sind wir letztendlich zu CART gegangen und haben innerhalb von Stunden einen Deal ausverhandelt." Statt Formel 1 also die amerikanische CART-Serie, die aus den alten IndyCars hervorgegangen war und sich seit 1996 auf dem amerikanischen Markt in einem Machtkampf mit der Konkurrenz-Serie IRL befand. Bei CART hatte man sich außerdem seit den 1990ern internationalen Expansionsträumen hingegeben. Konnte es ein besseres Marketing-Tool geben als einen Hollywood-Blockbuster?

Driven wird zum Horror-Film

Stallone mit Til Schweiger, Foto: LAT Images
Stallone mit Til Schweiger, Foto: LAT Images

CART rollte also den roten Teppich für die Filmcrew aus. Acht Monate Filmarbeiten im Rahmen der Saison 2000 folgten, Regie führte Action-Spezialist Renny Harlin, die Hauptrollen übernahmen Stallone, Burt Reynolds und Kip Pardue. Til Schweiger mimte den Antagonisten. In Renn-Szenen doubelten die CART-Fahrer (und ehemalige, oder zukünftige F1-Piloten) Juan-Pablo Montoya, Mark Blundell und Mauricio Gugelmin.

Das Endprodukt wird wohl als schlechtester Rennfilm aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Zum einen war 'Driven' kein guter Film, und wurde von der Kritik verrissen. "'Driven' ist ein Film von, für, und über jene mit Aufmerksamkeitsstörungen", fasste Kritiker-Legende Roger Ebert zusammen. Die Story war so generisch wie nur irgend möglich.

Obendrauf waren die Renn-Szenen - welche die Kritiker größtenteils als Action-Routine abtaten - für jeden Motorsport-Fan ein Affront. Absurde Rennen, noch absurdere Unfälle (die im Wesentlichen den Hauptfokus der Renn-Szenen bildeten) und als bizarrer Höhepunkt eine Verfolgungsjagd der Protagonisten durch das nächtliche Chicago, mit Rennautos, ohne Helme! Die Szenen wandeln für viele an der Grenze zu "so schlecht, dass es gut ist" - zumindest sind sie für Lacher gut, und ein kleiner YouTube-Tripp ist durchaus zu empfehlen.

Ein Promo-Foto aus dem Film, Foto: LAT Images
Ein Promo-Foto aus dem Film, Foto: LAT Images

Die Formel 1 und Bernie Ecclestone lachten zuletzt. Sie hatten das Desaster abgewandt. Ob CART über einen Film glücklich war, der gleich für sieben goldene Himbeeren (Awards für die schlechtesten Filme) nominiert wurde, darf bezweifelt werden. Und selbst Stallone sollte Jahre später anmerken: Vielleicht wäre es besser gewesen, den Film nicht zu machen.

Was sonst noch geschah:

Vor 18 Jahren: Ex-F1-Pilot Gerhard Berger übernimmt die Hälfte von Red Bulls eben erst erworbenem B-Team Toro Rosso. Die Kooperation hält aber nicht lange, Ende 2008 gibt Berger die 50 Prozent an Red Bull und Dietrich Mateschitz zurück, da das neue Reglement die Einschränkungen für Kundenteams verschärft. Höhepunkt der Partnerschaft: der Monza-Sieg mit Sebastian Vettel.

Vor 87 Jahren: Tony Maggs wird geboren. Er war der erste Südafrikaner in der Königsklasse, und startete zwischen 1961 und 1965 27 Rennen. Zwei Jahre fuhr er für Cooper, und holte drei Podien. Bei einem Rennen im südafrikanischen Pietermaritzburg flog er 1965 mit Defekt von der Strecke, und sein Brabham traf ein achtjähriges Kind, das in einer Sperrzone stand. Das Kind starb, Maggs beendete daraufhin seine Karriere.

Lust auf mehr Geschichten aus der Historie der Formel 1? Gestern vor 46 Jahren starb Hans Stuck. Der dreimalige Formel-1-Starter zählte vor dem 2. Weltkrieg zu den bekanntesten Grand-Prix-Piloten Deutschlands. In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über den Bergkönig: