„Es ist ein geschlossenes Buch.“ Mit diesen Worten erneuerte Romain Grosjean am Mittwoch seinen bereits vor einigen Tagen erstmals geäußerten festen Glauben an das finale Ende seiner Karriere in der Formel 1. Minuten zuvor hatte der Franzose via Twitch verraten, 2021 mit Dale Coyne Racing in der IndyCar Series zu starten.

Den Blick richtet Grosjean nach seinem heftigen Feuerunfall beim Großen Preis von Bahrain 2020 nur nach vorne. Kaum einen Gedanken verschwendet der 34-Jährige noch an die Formel 1. Stattdessen freut er sich auf mehr Chancengleichheit in der IndyCar und mögliche Einsätzen auf der Langstrecke in einer etwas ferneren Zukunft.

Formel 1: Grosjean will kein Comeback als Stammfahrer

„Mein Unfall hat mich gelehrt, dass das Leben kurz ist. Ich weiß, dass ich auch Nein sagen kann. Das Kapitel in der Formel 1, nur ein- oder zweimal im Jahr über das Q1 hinauszukommen, ist vorbei. Ich schaue lieber, dass ich woanders Rennen gewinnen kann“, erklärt der ehemalige Haas-Pilot.

Vollständig beerdigt hat Grosjean seine Formel-1-Ambitionen allerdings noch nicht - zwei Ausnahmen macht der Franzose. „Sag’ niemals nie. Wenn es eine gute Gelegenheit in der Formel 1 gibt, dann ich mehr als happy, einzuspringen“, sagt Grosjean. Damit meint er einen möglichen Einsatz als Reservefahrer - so kam im vergangenen Jahr Nico Hülkenberg zu gleich drei Renneinsätzen.

Grosjean wie Hülkenberg? Corona ist noch da

Grosjean: „Ich habe die Erfahrung und ich denke, dass ich mich an jedes Auto anpassen kann. Wir haben gerade erst mit Pierre Gasly gesehen, dass COVID noch da ist. Es besteht also immer das Risiko, dass ein Fahrer mal bei einem Rennen nicht antreten kann. Und dann sind Kevin [Magnussen], ich und Alex [Albon], die zuletzt in der Formel 1 waren, die ersten, die einen Anruf erwarten können.“

Die Aussagen zum Q1 und der ‚guten Gelegenheit’ legen nahe: Überall einspringen würde Grosjean wohl nicht. Der Job müsste den Franzosen schon reizen, sprich es müsste um ein Cockpit gehen, mit dem er mehr kann, als nur hinterherfahren wie zuletzt bei Haas. Ein Cockpit wie - allen voran - bei Mercedes. Was zur zweiten Ausnahme führt.

Toto Wolff bot Grosjean Mercedes-Test an

Noch im vergangenen Jahr bot Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff dem Franzosen einen Test in einem seiner Boliden an, sollte Grosjean keine andere Gelegenheit mehr bekommen, noch einmal im Formel-1-Auto zu sitzen. Immerhin wollte und will Grosjean eines auf keinen Fall: Dass sein Einschlag in die Leitplanke von Bahrain sein letzter Moment in einem F1 bleiben wird.

Sonderlich weit sind die Pläne bis dato nicht gediehen. „Ich bin noch immer sehr darauf aus, ins F1-Auto von Mercedes zu steigen“, sagt Grosjean zwar. „Das ist ein Angebot, das ich nicht ablehnen kann.“ Ernsthafte Gespräche hätte es bis dato allerdings noch keine gegeben. „Ich habe dort mit jemandem gesprochen, aber da hieß es, sie seien gerade sehr mit dem neuen Auto [für 2021] beschäftigt“, berichtet Grosjean.

Grosjean: Toto kann meinen Anruf erwarten

Das sei nur logisch. „Ich war lang genug in der Formel 1, um zu wissen, dass in der Fabrik zu diesem Zeitpunkt des Jahres viel los ist, um mit Vollgas das Auto bereit zu machen. Das ist einfach keine gute Zeit, um diese Pläne zu verfolgen“, sagt Grosjean. „Aber das Angebot hat mich damals wirklich sehr gerührt und überrascht, dass es da einen so einfachen Weg gibt.“

Grosjean: Formel 1-Abschied im Mercedes?: (15:40 Min.)

Deshalb will Grosjean zur gegebenen Zeit auf Mercedes zugehen. „Ich werde Toto also nicht direkt belästigen, aber er kann einen Anruf von mir erwarten, in dem ich ihn um einen Run bitte! Das könnte echt toll werden“, sagt der Franzose. Noch sei es allerdings nicht so weit - auch er selbst habe gerade andere Pläne. Stichwort IndyCar. Bereits am 22. Februar steht in den USA sein erster Test auf dem Programm.

Romain Grosjean will auch nach Le Mans

„In ein paar Tagen geht es jetzt erstmal in die USA. Das IndyCar-Programm will ich jetzt erstmal in Gang bekommen, bevor ich schaue, was dann noch so kommt“, sagt Grosjean. Damit zielt der 34-Jährige nicht nur auf den anvisierten Mercedes-Test, sondern auch andere Ambitionen. Vor allem diverse Langstreckenrennen stehen mittelfristig auf der Agenda, nicht umsonst gingen bereits Gerüchte um einen Start in Le Mans mit Peugeot.

„Für die Zukunft habe ich das auf dem Zettel“, sagt Grosjean über seine Endurance-Absichten. „Aber gerade steht da erstmal IndyCar. Ich habe aber schon mit Kevin [Magnussen] über die 24 Stunden von Daytona gesprochen. Er hat es geliebt, auch wenn er Pech hatte. Ich habe mich für ihn gefreut, ihn um den Sieg kämpfen zu sehen. Er hat da einen brillanten Job gemacht. Das will ich auch“, schwärmt Grosjean.

„Le Mans ist genauso auf der Liste wie Sebring, Daytona und viele andere Rennen, bei denen ich noch antreten will!“ Der Feuerunfall von Bahrain mag abseits der genannten Ausnahmen vielleicht die Formel-1-Karriere des Franzosen beendet, doch längst nicht den Namen Romain Grosjean aus der bunten Welt des Motorsports gestrichen haben.

Zweigeteilt! Warum fing Grosjeans Formel 1-Auto Feuer?: (12:27 Min.)