Offizielle Testfahrten sind 2021 in der Formel 1 Mangelware. Waren es im Vorjahr noch sechs Tage, wurden sie für dieses Jahr aus Kostengründen auf nur mehr drei Tage zusammengekürzt. Für die Ingenieure ist das trotzdem eine überschaubare Herausforderung, sind die Autos unter der Haube doch zu einem Großteil identisch mit ihren Vorgängern. Für die Fahrer gilt das jedoch nicht.

Da jedes Team nur ein Auto einsetzt, werden die F1-Piloten der Saison 2021 maximal eineinhalb Tage Testzeit im neuen Auto bekommen. "Du kannst doch einen Fahrer nicht gut vorbereiten, wenn du nur anderthalb Tage als Neuling in einem Formel-1-Fahrzeug sitzt", wirft AlphaTauri Teamchef Franz Tost ein.

AlphaTauris strammes Test-Programm für Yuki Tsunoda

Deshalb dreht Formel-1-Rookie und AlphaTauri-Neuzugang Yuki Tsunoda fleißig Runden bei privaten Tests. Ähnlich wie Ferrari fährt AlphaTauri munter mit einem älteren Boliden, der nicht von den Testrestriktionen betroffen ist. Das Team aus Faenza setzt dabei den STR14 aus der Saison 2019 ein, umlackiert in den Farben des umbenannten Teams.

In der vergangenen Woche absolvierte Tsunoda zwei Testtage in Imola, diese Woche ist Misano an der Reihe. Nächste Woche geht es noch einmal nach Imola. "Als Yuki die Superlizenz bekommen hat, nachdem er letztes Jahr großartiger Dritter in der Formel 2 wurde, war klar, dass wir ein entsprechendes Wintertestprogramm für ihn auftreiben müssen", so Tost.

Honda-Herausforderung für AlphaTauri-Tests

Dabei war es gar nicht so einfach, das Auto einsatzbereit zu machen. Das Problem ist der Motor, der von Honda-Ingenieuren und -Mechanikern betrieben werden muss, die nicht beim Team in Italien sitzen. "Das war ein riesiger Aufwand", erzählt Tost. "Wir haben die Mechaniker vor drei Wochen hierhergeholt. Sie waren dann zwei Wochen in Quarantäne, sonst funktioniert das nicht."

Der Aufwand soll sich lohnen, wie der österreichische Teamchef vorrechnet: "Damit soll er bis zum Saisonstart etwa 3.000 Kilometer in einem Formel-1-Auto absolviert haben und zumindest in groben Zügen verstehen, worum es da geht." Das entspricht rund zehn Renndistanzen an sechs Testtagen.

Corona-Fall Gasly verpasst AlphaTauri-Marathon

Ferrari absolvierte in Fiorano 1.500 Kilometer an fünf Tagen. Allerdings verteilten sich die Runden auf insgesamt sieben Piloten. Neben den Junioren durften auch Charles Leclerc und Neuzugang Carlos Sainz ins Cockpit klettern, um sich wieder zu akklimatisieren respektive sich an das Ferrari-Umfeld zu gewöhnen.

AlphaTauri wollte gleichfalls Pierre Gasly zum Einsatz bringen. "Pierre sollte normalerweise in Misano im Auto sitzen, aber weil er positiv auf Covid-19 getestet wurde, fällt dieser Testtag für ihn flach", verrät Tost.

Vorwürfe für Gasly, der sich wie auch Lewis Hamilton, Charles Leclerc und Lando Norris in Dubai mit dem Virus infizierte, gibt es von Tost nicht: "Jetzt müssen wir schauen, wie wir für Pierre ein anderes Programm zusammenstellen. Da geht es nicht nur um den Test, es sind auch Fototermine und so weiter vorgesehen. Das müssen wir alles ein bisschen verschieben. Aber sehen wir es positiv: Besser jetzt als während der Saison."

Gasly machte sein positives Ergebnis am 31. Januar öffentlich. Ob der Franzose beim geplanten Test in Imola nächste Woche wieder ran darf, ist fraglich. Körperlich geht es dem Monza-Sieger des Vorjahres allerdings soweit gut.