Mit Michael Schumacher hat Deutschland einen der größten Formel-1-Fahrer der Geschichte hervorgebracht. Schumacher beendete mit seinem ersten WM-Titel eine deutsche Dürre, ließ sechs folgen und untermauerte nicht nur statistisch, sondern auch fahrerisch - Regen-Dominanzen wie 1996 in Barcelona bleiben unvergesslich - seinen Anspruch auf den Titel des besten Fahrers aller Zeiten.

Der erste deutsche Star des Grand-Prix-Sportes war Schumacher aber nicht. Jahrzehnte vor ihm, ja, Jahrzehnte vor der Formel 1, hatte es schon einmal einer nach ganz oben geschafft, als Serien- und Regenmeister. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die Geschichte von Rudolf Caracciola.

Formel 1 heute vor 121 Jahren: Rudolf Caracciola wird geboren

Immerhin wurden schon Autorennen gefahren, als Rudolf Caracciola am 30. Januar 1901 in Remagen geboren wurde. Der Deutsche mit den sizilianischen Wurzeln begann als Autoverkäufer und träumte zu einer Zeit, zu der die Innovation im Automobilsport Riesenschritte machte, von der großen Rennfahrerkarriere.

Anfang der 1920er borgte sich Caracciola von seinem Arbeitgeber Mercedes ein Auto. Die Karriere beginnt mit Siegen bei Bergrennen, der Durchbruch kommt 1926. Erstmals wird der Große Preis von Deutschland auf der Berliner Avus ausgetragen. Es ist das erste große Rennen nach dem Weltkrieg, und Caracciola darf mit Werksunterstützung der eben fusionierten Daimler-Benz-Gesellschaft antreten.

Vor dem Heimpublikum machte er sich zur Legende. Am Start würgte er das Auto ab, ein Defekt zwang ihn zum Boxenstopp, wo er selbst die Zündkerzen wechseln musste. Dann aber kam der Regen, und während die Konkurrenz der Reihe nach verunfallte, behielt Caracciola die Nerven und fuhr mit drei Minuten Vorsprung zum Heimsieg. Belohnung: Heldentum auf ewig, und der ehrfürchtige Titel "Regenmeister."

Caracciola 1926 im Mercedes, Foto: Mercedes-Benz
Caracciola 1926 im Mercedes, Foto: Mercedes-Benz

Als Mercedes-Werksfahrer folgten die nächsten großen Erfolge. 1927 gewann Caracciola das erste Rennen auf dem Nürburgring. Die berühmte Karussell-Linkskurve trägt dort offiziell seit 2001 seinen Namen. Internationale Erfolge folgten, 1931 gewann er als erster Nicht-Italiener die Mille Miglia, das legendäre Straßenrennen quer über die Halbinsel.

Vom schweren Unfall zum Dreifach-Meister

1933 fand die Karriere fast ein tragisches Ende. Als sich Mercedes in der Weltwirtschaftskrise aus dem Sport zurückzog, gründete Caracciola mit Freund und Fahrerkollege Louis Chiron ein Privatteam, verunfallte aber beim Training in Monaco in der Schikane schwer. Er zerstörte sich das rechte Bein, fast musste es amputiert werden.

Der Weg zum Comeback war lang, und wurde noch schwerer, als seine Frau Charly bei einem Schiunfall starb. Doch Caracciola fährt 1934 dennoch wieder. In bizarren Umständen nicht zuletzt durch die Unterstützung von Baby Hoffmann, die er später heiratet - und die davor mit Freund Chiron liiert gewesen war.

Caracciola mit Rennleiter Alfred Neubauer, Foto: Mercedes-Benz
Caracciola mit Rennleiter Alfred Neubauer, Foto: Mercedes-Benz

1934 kam Mercedes zurück in den Grand-Prix-Sport, und Rennleiter Alfred Neubauer holte Caracciola zurück. Obwohl der nach seinem Unfall ein um mehrere Zentimeter kürzeres Bein hatte und kaum eine Renndistanz ohne Schmerzen durchstehen konnte.

Davon ließ sich Caracciola nicht beirren. 1934 gewann er schon in Italien, in der ersten vollen Mercedes-Saison 1935 krönte er sich mit neun Siegen zum Europameister - in den 30er-Jahren der höchste Titel im GP-Sport und quasi inoffizieller Vorläufer des F1-WM-Titels. 1937 und 1938 gewann er ebenfalls. Der Ruf des Regenmeisters blieb haften - kaum war es nass, war er zur Stelle. Auch seinen letzten großen Sieg feierte er 1939 auf dem nassen Nürburgring. Dann war Krieg.

Caracciola 1936 auf dem Weg zum Sieg im verregneten Monaco, Foto: LAT Images
Caracciola 1936 auf dem Weg zum Sieg im verregneten Monaco, Foto: LAT Images

Unfälle zerstören Comeback-Versuche

Nach dem Krieg wollte der Altmeister noch einmal zurück. 1946 nahm er ein Cockpit-Angebot für das Indy 500 an, crashte aber im Qualifying und zog sich schwere Kopfverletzungen zu. 1952 kehrte er trotzdem einmal noch zurück, mit Mercedes im Sportwagensport. Trotz Alter und Verletzungen - ein vierter Platz bei der Mille Miglia war noch drin.

Dann war endgültig Schluss. In Bremgarten fuhr er seinen Mercedes 300SL gegen einen Baum. Zum dritten Mal in seiner Karriere entkam er schwer verletzt. Diesmal war es das linke Bein, an ein Comeback war nicht zu denken. Anders als Freund Louis Chiron blieb er daher ohne F1-Start. Chiron wurde 1950 in Monaco Dritter. Caracciola aber verbrachte das Jahrzehnt als Mercedes-Botschafter. Am 28. September 1959 starb er nach Krankheit.

Was sonst noch geschah:

Vor 105 Jahren: Paul Frere wird geboren. Der Belgier startete elf F1-GPs (ein Podium) und gewann 1960 die 24 Stunden von Le Mans. Frere war ein Unikum. Nicht nur talentiert als Rennfahrer, er war gewandt in mehreren Sprachen und beendete nach seinem Le-Mans-Sieg die aktive Karriere. In Folge wurde er renommierter Auto-Journalist, 2008 verstarb er 91-jährig. In Spa wurde die Stavelot-Passage danach offiziell in 'Courbe Paul Frere' unbenannt.
Vor 21 Jahren: Der australische Unternehmer Paul Stoddart übernimmt das strauchelnde Minardi-Team. Fünf Jahre lang kämpft er darum, die Hinterbänkler zu erhalten, scheut auch vor lautstarken Äußerungen und einen Kampf mit harten Bandagen nicht zurück, um gegen die Großen des Sports zu bestehen. Letztendlich verkauft er an den Red-Bull-Konzern, Toro Rosso entsteht.