Die Formel 1 erlebt 2021 mit der Rückkehr von Fernando Alonso und dem Rebranding von Renault in Alpine eine wahre Offensive des französischen Automobilherstellers. Um das Projekt in der Königsklasse endlich zum Erfolg zu führen, wurde Suzuki-Teamchef Davide Brivio vom MotoGP-Weltmeister abgeworben. Renault bekennt sich mit dieser Neuausrichtung trotz verpasster sportlicher Ziele und des Wandels in der Automobilbranche zur F1. Obwohl der Konzern auf E-Mobilität setzt, ist die Formel E für CEO Luca de Meo als Werbeträger nicht attraktiv.

"Ich habe festgestellt, dass die Mitarbeiter bei Renault Sport sehr damit beschäftigt sind, technische Lösungen für Elektrofahrzeuge zu entwickeln. Also haben wir uns gefragt, ob wir nach 43 Jahren Renault in der Formel 1 die Marke Alpine auch in der Geschichte des Sports verewigen können", so de Meo im Interview mit der französischen Zeitschrift Auto Hebdo.

In Anbetracht der Entwicklung von Elektromobilität im Hause Renault Sport, sollte der Gedanke an ein Engagement in der Formel E näher als eine Fortsetzung des F1-Projekts liegen. Die Elektrorennserie positionierte sich im Jahr 2014 als Test- und Werbeträger für die neuen Technologien. In den Saisons eins bis vier war Renault als Werksteam am Start, bevor das Feld Konzerntochter Nissan überlassen wurde. Eine Rückkehr kommt für de Meo trotz des Fokus auf E-Mobilität in der PKW-Entwicklung nicht in Frage.

Formel E wirtschaftlich nicht auf Augenhöhe mit Formel 1

"Weil niemand Formel E guckt", räumt er unumwunden ein, dass die Serie für Renault keinen kommerziellen Wert bietet. Im Dezember vergangenen Jahres gaben auch Audi und BMW ihren Ausstieg aus der Elektrorennserie bekannt. Letztere erklärten die Entscheidung damit, für die Serientechnologie keine Relevanz mehr zu sehen: "Die Möglichkeiten des Technologietransfers hat die BMW Group bei der Entwicklung von E-Antrieben im Wettbewerbsumfeld der Formel E inzwischen im Wesentlichen ausgeschöpft."

"Der mediale Effekt ist ein völlig anderer", sagt de Meo mit Blick auf die Formel 1. Der Italiener übernahm im Juli 2020 die Geschicke als CEO von Renault, nachdem sein Vorgänger Carlos Ghosn im Konzern ein unrühmliches Ende gefunden hatte. Der ambitionierte Unterstützer von Renaults F1-Engagement wurde Ende 2018 in in Japan der Steuerhinterziehung und Veruntreuung von Firmengeldern überführt. Im Januar 2019 trat er als Präsident des Unternehmens zurück.

Renault setzt trotz Krise auf Formel 1

Mit dem Abgang von Fürsprecher Ghosn war für kurze Zeit auch die Zukunft von Renault in der Formel 1 in Gefahr. Die Coronavirus-Krise und die in Folge des neuen Umweltdenkens angeschlagene Automobilindustrie, welche auch bei Renault zum Abbau von 15.000 Arbeitsplätzen führte, sorgte für weitere Fragezeichen. Im Mai 2020 teilte Renault-Generaldirektorin Clotilde Delbos dennoch mit, dass das F1-Projekt aufgrund der ab 2021 geltenden Budgetobergrenze von zunächst 145 Millionen US-Dollar pro Jahr fortgesetzt wird.

Eine Saison in der Formel E schlägt mit rund 20 Millionen US-Dollar lediglich mit einem Bruchteil dessen zubuche. "Die Formel 1 ist eine ziemlich große Kommunikationsplattform. Der Sport wird von ungefähr 500 Millionen Menschen verfolgt. In meinen Augen nutzen wir dies als Medium, um unsere Bekanntheit zu steigern", steht de Meo trotz der deutlich höheren Kosten hinter der F1.

Renault-Boss baut auf Elektrifizierung der Formel 1

Der 54-jährige setzt was die Vermarktung von E-Mobilität in der F1 angeht auf das derzeit in Planung befindliche Motorenreglement, das in drei bis vier Jahren die Hybrid-Power-Units ersetzen soll. "Ich stehe in Verbindung mit der FOM, der FIA und Liberty Media, sowie mit den größten Teams, die in die Änderungen involviert sind", sagt er.

Das Ziel lautet, die kommerziell erfolgreiche Formel 1 als Werbeplattform für E-Mobilität zu platzieren: "Ich denke, die Formel 1 muss sich entwickeln und mit den Anforderungen mitgehen, welche mit der Umweltbelastung durch die Automobilindustrie in Verbindung stehen. Ich stehe nicht an der Spitze des Projekts, aber ich glaube, dass die F1 im Jahr 2024 oder 2025 mehr in Richtung Elektrifizierung gehen wird."