Eigentlich wollte Red Bull spätestens Mitte dieser Woche Klarheit darüber haben, wie es in der Formel 1 weitergeht. Noch immer ist unklar, mit welchem Motor die Bullen 2022 an den Start gehen. Nach dem Honda-Aus lässt Red Bull nichts unversucht, das japanische Aggregat nach dem Ausstieg in Eigenregie einzusetzen.

Dafür bräuchte es aber einen Entwicklungsstopp, die Motoren müssten 2022 eingefroren werden. Genau diesen Entwicklungsstopp versucht Red Bull seit Monaten zu erreichen. Doch immer wieder wird man vertröstet. So auch diese Woche.

Eigentlich sollte am Montag darüber abgestimmt werden. Doch dann kam es Mal wieder anders. "Das Einvernehmen, das es am Freitag noch gab, war am Montag nicht mehr vorhanden", ärgert sich Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko. "Es gibt weitere Gespräche und Verhandlungen."

Am Mittwoch ist zwar ein Teamchef-Meeting angesetzt, Abstimmungen oder gar Entscheidungen bezüglich Motoren stehen aber nicht auf der Agenda. Frühestens in zwei Wochen beim Zusammenkommen der Formel-1-Kommission könnte nun wieder etwas Bewegung in die Sache kommen.

Red Bull will einen Entwicklungsstopp mit Beginn der Formel-1-Saison 2022. Honda würde bis dahin die Entwicklung der Power Unit stemmen. Die Konkurrenz ist eigentlich auch dafür, allein schon um Geld zu sparen. Aber trotzdem will der Beschluss nicht so recht kommen.

Spielen Mercedes, Ferrari und Renault auf Zeit?

Die Konkurrenz spielt offenbar auf Zeit. Mercedes, Ferrari und Renault wollen nicht unbedingt mit einer schnellen Entscheidung Red Bull helfen. "Das ist kein falscher Gedanke", fürchtet Marko. Denn während Red Bull langsam wissen muss, was 2022 Sache ist, tut sich die Konkurrenz verhältnismäßig einfach. Red Bull muss den Boliden entweder auf das Honda- oder auf das Renault-Aggregat auslegen. Bei den anderen Teams gibt es keine gröberen Änderungen am Antrieb.

Dazu knüpft Ferrari die Zustimmung eines Motoren-Freeze an eine andere Bedingung: Maranello will nur zustimmen, wenn die Einführung eines komplett neuen Motoren-Reglements von 2026 auf 2025 vorgezogen wird. Das aktuelle Reglement sieht nämlich einen Entwicklungsstopp erst 2023 vor. Wird das neue Motoren-Reglement vorgezogen, würde auch der Entwicklungsstopp ein Jahr früher erfolgen. Also 2022, genau wie es Red Bull gerne hätte.

Ferrari aber will dem Freeze nicht zustimmen, solange die Motoren-Zukunft nicht klar ist. Und das sind keine guten Nachrichten für Red Bull. Natürlich wollen die Motoren-Techniker in Maranello zeitnah Gewissheit über die 2025er Triebwerke, aber ganz so eilig wie Red Bull beim 2022er Auto hat man es in Italien nicht.

Während Red Bull die Deadlines für eine Entscheidung ständig verschiebt, ist bei den Diskussionen um die größere Motorenzukunft noch kein Ende absehbar. Nachhaltiger und günstiger sollen sie werden, dabei aber die Performance beibehalten. Die Ziele sind klar, die Umsetzung noch lange nicht.

Formel 1 legt sich selbst lahm

Bei der Motoren-Frage werden unterschiedliche Aspekte zusammengeworfen. "In typischer Formel-1-Manier gibt es da gerade zahlreiche Diskussionen", meint Sportchef Ross Brawn bei den Kollegen von Racefans.net. Die Konkurrenz nimmt Red Bulls Druck süffisant zur Kenntnis: "Wenn sie unbedingt fahren wollen: Im Reglement ist ohnehin verankert, dass sie einen Motor bekommen müssen."

Nur hätte der einstige Dauerweltmeister lieber den auf den Leib geschneiderten Honda-Antrieb im Heck als den Renault-Motor, der für das Werksteam maßgeschneidert wurde. Ob Honda oder Renault: Red Bull braucht die Entscheidung bald. Mit konkreten Deadlines ist man in Salzburg, Milton Keynes und Graz inzwischen vorsichtig geworden. "Wir sind flexibel, wir bleiben positiv", meint der Doktor.