Bis zum Start der Formel-1-Saison 2021 dauert es noch gut zwei Monate, auch die Testfahrten lassen noch einige Wochen auf sich warten. Zumindest verbal hat nun jedoch Red Bulls Teamchef Christian Horner den WM-Kampf gegen Dauerweltmeister Mercedes schon einmal eröffnet.

Formel 1 2021: Trennen sich Hamilton und Mercedes? (14:05 Min.)

In einem Interview mit der niederländischen Website RacingNews365 spricht der Teamchef diesmal nicht von der besten Saisonvorbereitung seit Red Bulls bis dato letztem WM-Jahr 2013 - so hatte sich Horner vor der folgenden erneuten Niederlage gegen Mercedes noch im Vorjahr geäußert. Stattdessen zielt der Brite diesmal auf eines der beliebtesten Themen in der Formel 1 überhaupt: Wer hat den besten Fahrer?

Horner: Max Verstappen jetzt besser als Lewis Hamilton

Für Horner besteht dabei kein Zweifel. Inzwischen habe Max Verstappen Weltmeister Lewis Hamilton als besten Piloten der Formel 1 abgelöst. „Ich denke, er ist der Beste, ja“, sagt Horner. „Seine Pace im Qualifying ist auf einem herausragenden Niveau und seine Racecraft ist exzellent, genauso sein Reifenmanagement. Max ist besser darin geworden, das Rennen zu lesen, dem Team Feedback zu geben, aber auch mit seiner Enttäuschung umzugehen.“

Noch dazu habe Verstappen den Gipfel seines Potenzials noch nicht erreicht, so Horner. Dennoch sei er bereits besser als Hamilton. Das macht der langjährige Red-Bull-Teamchef in dem Interview nicht nur an Verstappens Entwicklung fest, sondern auch an einem gewaltigen Vorteil für Hamilton.

Horner: Hamilton hat es leichter, Russell der Beweis

„Max und Lewis stechen für mich heraus, aber während wir die Augen absolut nicht vor alldem verschließen sollten, was Hamilton erreicht hat, hat er Zugang zu einem guten Paket, während Max immer mehr als seinem Auto herausholen muss“, erklärt Horner. Für den Briten fällt es Hamilton also leichter, zu glänzen.

George Russell setzte bei seinem oft gepriesenen Mercedes-Debüt Valtteri Bottas sofort unter Druck, Foto: LAT Images
George Russell setzte bei seinem oft gepriesenen Mercedes-Debüt Valtteri Bottas sofort unter Druck, Foto: LAT Images

Als Beweis führt Horner ein interessantes - und sicherlich streitbares - Argument ins Feld. „Für mich hat das Russells Performance bei Mercedes bestätigt“, sagt der 47-Jährige über das in seinen Augen größere Können auf Seiten seines Piloten. Williams-Pilot George Russell hatte im vergangenen Jahr beim Sakhir-GP den an COVID-19 erkrankten Hamilton vertreten und Teamkollege Valtteri Bottas das Leben auf Anhieb extrem schwer gemacht. Als Mercedes-Junior kannte Russell das Team allerdings sehr gut, fand sich so verhältnismäßig schnell zurecht.

Toto Wolff nimmt ‚Stichelei‘ locker: Teil des Sports

Horner weiter: „Anhand der Tatsache, dass ein Williams-Fahrer sich direkt in der ersten Startreihe qualifizierte und fast das Rennen gewonnen hätte, siehst du das.“ Bei Russell handelt es sich allerdings nicht um irgendeinen Fahrer eines Hinterbänklers, sondern weithin als kommender Superstar der Szene. Horner ist dennoch überzeugt: Bei Red Bull wäre ein solcher Fall sicherlich anders ausgegangen. „Wenn jemand in Max’ Auto steigen müsste - wenn er das Coronavirus hätte - dann würde er niemals diesen Level erreichen“, meint Horner. Dass er damit zwar seinen Vorzeigefahrer lobt, aber indirekt das eigene Paket kritisiert, erscheint dem Briten in diesem Fall - niederländische Medien - offensichtlich sekundär.

Mit den Aussagen Horners in einem Interview mit dem ORF konfrontiert, antwortet sein Pendant auf Mercedes-Seite mit einem gewissen Amüsement „Christian kann mit den Sticheleien im Hintergrund nicht aufhören, aber das ist Teil des Spiels“, sagt Toto Wolff. Die Red-Bull-Rechnung mit der Variable Russell lässt sich für den Österreicher so also nicht aufmachen.

Wolff widerspricht Horner: Vergleich so gar nicht möglich

„Man kann die besten Fahrer in der Startaufstellung nur beurteilen, wenn man sie gegeneinander fahren lässt“, meint Wolff. „Wir haben Lewis nicht gegen Max gesehen, wir haben George nicht gegen Lewis gesehen, wir haben Charles Leclerc nicht in einem Top-Auto gesehen.“ Wolff will die Antwort stattdessen lieber auf der Strecke sehen: "Die Zukunft gehört den jungen Fahrern und irgendwann werden sie alle mit dem gleichen Material gegeneinander antreten und dann werden wir sehen, wer der Beste ist.“

Fast schon mehr als für Verstappen interessiert sich Wolff - wegen der Teamwertung - für dessen neuen Teamkollegen Sergio Perez. Durch den Mexikaner erwartet Wolff jedenfalls mehr Widerstand aus Milton Keynes als zuletzt. "Ich denke, dass Red Bull mit Perez, was die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft betrifft, sicherlich ein wesentlich stärkerer Gegner wird", sagt Wolff.