Die neue Formel-1-Saison lässt noch bis Mitte März auf sich warten. Vor Jahrzehnten sahen die Terminkalender der Königsklasse ganz anders aus. Da ging es bereits im Januar richtig zur Sache. Etwa am 26. Januar 1975, den wir in der heutigen Ausgabe unserer Geschichtsreihe 'On this Day' Revue passieren lassen.

An diesem Datum kamen beim dritten Großen Preis von Brasilien der Geschichte gleich mehrere historische Momente zusammen. José Carlos Pace legte den Grundstein für die spätere Umbenennung des Autodromo de Interlagos, Jochen Mass erzielte sein erstes Podium und der zweifache Weltmeister Graham Hill startete sein letztes F1-Rennen - ohne es zu wissen.

Formel 1 heute vor 47 Jahren: Pace macht sich unsterblich

Zu Beginn der 1970er Jahre war Brasilien eine verwöhnte Formel-1-Nation. 1972 und 1974 krönte sich Emerson Fittipaldi als erster Brasilianer zum Weltmeister. Mittendrin, 1973 also, erhielt der südamerikanische Staat zudem erstmals ein eigenes Formel-1-Rennen, das zunächst - und heute wieder - im berühmten Autodromo de Interlagos in Sao Paulo ausgetragen wurde.

José Carlos Pace auf dem Weg zu seinem ersten und einzigen Sieg, Foto: LAT Images
José Carlos Pace auf dem Weg zu seinem ersten und einzigen Sieg, Foto: LAT Images

Wirklich bekannt ist Interlagos - dieser Name rührt von der Lage der Strecke zwischen zwei Seen - jedoch unter einem anderen Namen. Seit 1985 firmiert die Strecke offiziell als Autodromo José Carlos Pace. Damit ehrten die Betreiber den 1977 bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückten Rennfahrer José Carlos Pace, an den bis heute zusätzlich mit einer Büste an der Strecke erinnert wird.

Hitze & Defekt bescheren Brasilien Doppelsieg

Der tragische Tod des Brasilianers sorgte jedoch nicht allein für diese Ehre, sondern auch seine besondere Verbundenheit zur Strecke von Interlagos. Nach zwei Siegen für Fittipaldi bei der F1-Premiere 1973 und im zweiten Jahr in Sao Paulo 1974, war es 1975 nämlich Landsmann Pace, der die zigtausenden Brasilianer auf den Rängen in Samba-Stimmung versetzte. Bei sengender Hitze gewann der Brasilianer sein Heimrennen - direkt vor Landsmann 'Emmo'.

Die beiden Brabham kamen am Start am besten Weg, Foto: LAT Images
Die beiden Brabham kamen am Start am besten Weg, Foto: LAT Images

Den heißen Bedingungen fiel dabei auch die Rolle des Rennentscheiders zu. Zahlreichen Piloten gingen die Reifen ein, auch Paces Teamkollegen, Carlos Reutemann. Den von Platz drei gestarteten Argentinier überholte der von P6 gestartete Lokalmatador deshalb schon in der 14. von 40 Runden - bereits im Kampf um Position zwei. Beide Brabham-Piloten hatten zuvor erstklassige Starts hingelegt. Reutemann führte das Rennen zunächst sogar an, musste sich nach vier Runden jedoch Jean-Pierre Jarier beugen.

Jochen Mass zum ersten Mal auf dem Podium

Der Franzose war somit später auch der letzte Mann, der Pace von seinem unverhofften Heimsieg trennte. Unverhofft, weil Jarier mit 25 Sekunden Vorsprung souverän führte. Fehlzündungen am Ford-Motor seines Shadow führten sieben Runden vor Rennende jedoch zum Ausfall des Franzosen. Pace staubte Führung und Sieg ab.

Die Hitze machte nicht nur den Boliden zu schaffen, Foto: LAT Images
Die Hitze machte nicht nur den Boliden zu schaffen, Foto: LAT Images

Fittipaldi machte den neben Ayrton Senna und Nelson Piquet 1986 einzigen brasilianischen Doppelsieg auf heimischem Geläuf perfekt. Der amtierende Weltmeister hatte gegen Rennende noch Clay Regazzoni überholt, dem ebenfalls die Reifen eingegangen waren. Das kostete den Schweizer am Ende auch noch das Podium, was wiederum großen Jubel für einen Deutschen bedeutete: Jochen Mass sicherte sich auf diese Weise seine ersten Punkte in der Formel 1 gleich mit einem Podium - und das vom zehnten Startplatz aus. Nur zwei Rennen später folgte beim Spanien GP der erste und einzige Sieg des 105-fachen Formel-1-Starters.

Graham Hills letztes Formel-1-Rennen - ungeplant

Noch zehn Ränge weiter hinten hatte Altmeister Graham Hill den Brasilien Grand Prix begonnen. Zu diesem Zeitpunkt wusste der zweifache Weltmeister aus Großbritannien allerdings noch nicht, dass es sich um seinen letzten Start handeln würde. In San Marino und Monte Carlo trat Hill zwar erneut für sein damals eigenes Team Embassy Racing an, verpasste allerdings jeweils die Qualifikation. Nachdem ihm das auf seiner Leibstrecke im Fürstentum missraten war - in Monaco hatte Hill immerhin stolze fünf Mal gewonnen - hing der Brite den Helm an den Nagel und konzentrierte sich stattdessen auf das Management seines Teams.

Jochen Mass (r.) feiert mit Weltmeister Emerson Fittipaldi (l.) und Carlos Pace (m.) sein erstes F1-Podium, Foto: LAT Images
Jochen Mass (r.) feiert mit Weltmeister Emerson Fittipaldi (l.) und Carlos Pace (m.) sein erstes F1-Podium, Foto: LAT Images

Diese neue Berufung endete noch im selben Jahr jäh. Wie zwei Jahre später Carlos Pace kam Hill bei einem Flugzeugunglück im Norden Londons ums Leben.

Was sonst noch geschah

Vor 10 Jahren: Roberto Mieres verstirbt. Der Argentinier bestritt von 1953 bis 1955 17 Grands Prix in der Formel 1 und erzielte drei vierte Plätze als beste Resultate, stets auf Maserati.

Vor 32 Jahren: Bob Gerard verstirbt. Der Brite startete nur acht Formel-1-Rennen, das allerdings verteilt auf sechs verschiedene Jahre. Zwischen 1950 und 1957 ging Gerard fünf Mal bei seinem Heimrennen an den Start, nahm somit auch am ersten F1-Rennen überhaupt teil. Zudem startete er je einmal in Monaco und Frankreich. Drei sechste Plätze waren seine besten Ergebnisse.

Vor 32 Jahren: Im mexikanischen Guadalajara erblickt Sergio Perez Mendoza das Licht der Welt. In der heutigen Formel 1 besser bekannt als ‚Checo’ und als der Mann, der keine Gelegenheit auslässt. Egal, ob es um unverhoffte Podien und Siege geht - oder gleich den Fahrermarkt. 2021 wechselte Perez, nach einer Vertragsauflösung bei Racing Point scheinbar schon ganz ohne Cockpit, plötzlich zu Red Bull Racing und leistete dort Schützenhilfe für Max Verstappens ersten WM-Titel.

Vor 77 Jahren: David Purley wird geboren. Der Birte startete von 1973 bis 1977 bei sieben Grands Prix in der Formel 1. Ein neunter Platz war sein bestes Ergebnis. Er verstarb 1985 im Alter von nur 40 Jahren bei einem Flugzeugabsturz.

Vor 102 Jahren: In Herold wird Edgar Barth geboren. Der Deutsche, ursprünglich noch im Motorradsport unterwegs, bestritt fünf Grands Prix in der Formel 1, den ersten 1953 noch unter DDR-Flagge, ehe er nach seiner Übersiedlung in den Westen für vier weitere Starts ab 1957 für die Bundesrepublik startete. Barth fuhr viermal auf dem Nürburgring (darunter ein Sieg in der Formel-2-Wertung 1957) und einmal in Monza (1960). Seine Erfolge erzielte Barth an anderer Stelle (Targa Florio 1959, Europa-Bergmeisterschaften 1959, 63/64), die F1 war nur Beiwerk.