Ferraris Formel-1-Team organisiert sich seit der Übernahme durch Teamchef Mattia Binotto neu. Während der historisch schlechten Saison 2020 liefen schon Umstrukturierungen, und Ziel ist es, das Team in ganz neuer Form für 2022 wieder an die Spitze zu bekommen.

Das Umorganisieren geht bis zum Fahrer. Sebastian Vettel ist weg, und nun muss Nachwuchs-Hoffnung Charles Leclerc sich als jener Mann herausstellen, der der Benchmark Lewis Hamilton auf der Strecke ebenbürtig sein kann. Und diesbezüglich sind Ferrari und Mattia Binotto zuversichtlich: 2020 hat Leclerc den nächsten Schritt gemacht. Er soll jetzt wie einst Michael Schumacher der Anführer der Renaissance von Maranello werden.

Binotto vergleicht Leclerc mit Schumacher: Natürlich ähnlich

Binotto zieht aktuell gerne Parallelen zur 90er-Renaissance von Ferrari, an der Schumacher großen Anteil hatte. Mit neuen Ingenieuren, neuem Investment - und natürlich: "Ich denke, da muss es auch einen Anführer als Fahrer geben. Damals war es Michael, heute haben wir Charles."

"Ich denke, er hat die Mentalität - Siege sind ein klares Ziel für ihn", urteilt Binotto im 'Beyond the Grid'-Podcast. "Es treibt ihn an, dass er immer gewinnen will. Nicht nur dabei sein, sondern gewinnen. Platz zwei reicht ihm nicht. Wie es Michael nicht gereicht hat. Aber Charles ist natürlich viel jünger als Michael. Du brauchst Zeit, um dich als Anführer eines Teams zu entwickeln. Und der zukünftige Erfolg von Ferrari wird davon abhängen, wie er sich als Anführer entwickelt. Ich denke, Michael war das schon, und Charles entwickelt sich jetzt, und er entwickelt sich gut."

Leclercs Schlüsselrolle in der Ferrari-Zukunft

Die schwierige Ferrari-Saison 2020 hat Leclercs Entwicklung in Binottos Augen sehr deutlich gemacht. "Es war eine sehr wichtige Saison für ihn", unterstreicht er. "Er weiß, dass die Ergebnisse der Zukunft auch an dem hängen, was er beisteuert. Was das angeht, da ist er wirklich ein Anführer. Nicht nur ein Fahrer - er hat sich über die Saison hinweg sehr stark entwickelt."

Auf der Strecke konnte Leclerc Lewis Hamilton schon schlagen, Foto: LAT Images
Auf der Strecke konnte Leclerc Lewis Hamilton schon schlagen, Foto: LAT Images

"Obendrauf hat er auch beim Fahren viel gelernt, beim Reifenmanagement, bei der Rennpace, und ich denke, dass er sich was das Fahrkönnen angeht auf jeden Fall weiter verbessert hat", fügt Binotto an. "Also bin ich mir ziemlich sicher, dass Charles in Zukunft ein starker Fahrer sein wird. Er ist schon stark, aber er wird noch stärker sein - auch im nächsten Jahr."

Verpasste Hamilton-Chance? Binotto bereut nichts

Daher macht sich Binotto auch keine Gedanken mehr über die Idee, Lewis Hamilton nach Maranello zu holen. Es gab vor einem Jahr kurz Berichte über eine sehr, sehr vorsichtige Annäherung zwischen Hamilton und Ferrari, die sich aber schnell im Sand verliefen. Die Scuderia setzte danach auf das Duo Leclerc und Carlos Sainz.

"Ich glaube nicht, dass es Reue geben wird, denn am Ende haben wir Entscheidungen getroffen, die wir für richtig hielten, und heute haben wir einen fantastischen Fahrer in Charles und viel als Ferrari investiert", schätzt Binotto vor kurzem gegenüber 'Sky' ein. Leclerc genießt für einen zukünftigen WM-Kampf sein vollstes Vertrauen: "Ich denke, er hat viel Talent. Wenn er das richtige Auto hat, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass er Lewis Hamilton herausfordern kann."