Daimler trauert um Prof. Jürgen Hubbert. Das ehemalige Vorstandsmitglied verstarb am 12. Januar 2021 im Alter von 81 Jahren in Sindelfingen. In seiner Verantwortung entwickelte er die Marke Mercedes-Benz und das Pkw-Geschäft im Luxus- und Premiumsegment stetig weiter und war zudem ein großer Befürworter des Motorsports innerhalb des Konzerns.

Hubbert trat als Maschinenbauingenieur 1965 in die damalige Daimler-Benz AG ein. Nach verschiedenen Führungsstationen im Unternehmen leitete er seit Beginn der 1990er Jahre das Pkw-Geschäft. Von 1998 bis 2005 war er Mitglied des Vorstands der damaligen DaimlerChrysler AG und in dieser Funktion verantwortlich für die Mercedes Car Group.

Neben seiner Tätigkeit als Manager engagierte sich Hubbert vielfältig außerhalb des Unternehmens und nahm seit Beginn der 1990er Jahre einen Lehrauftrag an der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Karlsruhe wahr. Im Jahr 2015 verlieh ihm das Karlsruher Institut für Technologie die akademische Ehrenbürgerwürde.

Foto: LAT Images
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"Jürgen Hubbert war Mister Mercedes. Mit Integrität, Innovationsgeist und großem Erfolg hat er Mercedes-Benz für immer geprägt", sagt Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG. "Die Wertschätzung der gesamten Mercedes-Familie ist ihm für immer sicher. In Dankbarkeit für viele Jahre guter Zusammenarbeit bewahren wir ihm ein ehrendes Andenken. Im Namen des gesamten Vorstands der Daimler AG gilt unsere Anteilnahme seiner Familie und seinen Angehörigen. Wir trauern um eine große Persönlichkeit und einen großartigen Menschen."

Mit tatkräftiger Unterstützung von Hubbert betätigte sich Mercedes ab 1988 in der DTM und kehrte zudem in die Formel 1 zurück. Anlässlich des 30-jährigen DTM-Jubiläums und dem Werksausstieg 2018 erinnerte er sich zurück: "Als ich 1987 als stellvertretendes Mitglied in den Vorstand berufen wurde und mir die Situation des Unternehmens angeschaut habe, war mir klar, dass wir uns auf einem schwierigen Weg befanden. Das hing damit zusammen, dass man aufgrund der Diskussionen im Haus die Fahrzeuge ein bisschen vernachlässigt hat. Stichwort: Integrierter Technologiekonzern. Ich hatte die Hoffnung, dass man die Marke mit Motorsportaktivitäten wieder etwas aufpolieren könnte."

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Dabei half die Gründung der ITR im Jahr 1988 und die Verbindung zu HWA. "Unser damaliger Tuning-Partner, Hans-Werner Aufrecht, hat gemeinsam mit Burkhard Bovensiepen ein neues Reglement für den Produktionswagensport entwickelt. Sie gründeten die ITR und dann hat sich HWA im Haus intensiv dafür eingesetzt, in die Serie einzusteigen. Und das ist dann 1988 auch passiert", so Hubbert.

Es war jedoch eine alles andere als eine einfache Aufgabe, die höchsten Kategorien des Motorsports über viele Jahre hinweg im Hause Mercedes zu etablieren. Hubbert erinnerte sich an eine besondere Anekdote aus dem Jahr 1998, als Mercedes gemeinsam mit McLaren die Formel-1-Weltmeisterschaft gewann:

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"Ich war damals mit Dieter Zetsche in Japan. Wir gewinnen die Weltmeisterschaft im letzten Rennen, nehmen den Pokal, rasen damit zum Flugzeug, mieten einen Extrasitz für den großen Pokal und fliegen nach Detroit. Dort wollten wir uns in Auburn Hills mit unseren Chrysler-Vorstandskollegen treffen, um ihnen den Pokal zu präsentieren. Wir waren beide der Meinung: Jetzt werden wir gefeiert! Die amerikanischen Kollegen haben sich aber den Pokal angeschaut und gefragt: "What's that?!" Sie wollten wissen, warum wir mit einem Pokal aus einer Rennserie ankamen, von der keiner von ihnen je etwas gehört hatte. Zum Glück hat sich die Begeisterung für den Motorsport im Haus seitdem stark zum Positiven verändert."