In unseren letzten Premieren-Sammlung zum abgelaufenen Formel-1-Jahr haben wir uns mit den Strecken beschäftigt, die in der Saison 2020 zum ersten Mal im Formel-1-Rennkalender aufgetaucht sind. Heute blicken wir auf die Fahrer-Premieren der Formel-1-Saison. Das chaotische Formel-1-Jahr 2020 hat einige neue Gesichter in das Fahrerfeld gebracht und zwei Fahrern zu ihrem ersten Grand-Prix-Sieg in der Königsklasse verholfen.

Erster Sieg: Gasly-Schock in Monza

Eigentlich war beim Großen Preis von Italien alles angerichtet für ein weiteres Mercedes-Fest. Die schwarzen "Silberpfeile" deklassierten den Rest des Feldes im Qualifying mit acht Zehnteln Vorsprung. Doch im Rennen lief dann alles anders. Bottas patzte am Start und Hamilton bog in die geschlossene Boxengasse ab. Die folgende Strafe brachte ihn um alle Siegchancen.

Dafür nutzte Pierre Gasly den stehenden Restart nach der Rot-Phase aufgrund des Unfalls von Charles Leclerc für sich. Der Franzose ging an Lance Stroll vorbei und fand sich unversehens auf Platz 1 wieder. Gegen Rennende schloss Carlos Sainz zu dem AlphaTauri-Piloten auf, doch der Spanier kam zu spät in Schlagdistanz. Gasly überquerte die Ziellinie und genoss unter Freudentränen den ersten Formel-1-Sieg seiner Karriere auf dem Podium in Monza und damit den ersten französischen Formel-1-Sieg seit Olivier Panis 1996.

Perez verabschiedet sich mit Siegertrophäe

Die Saison 2020 war für Sergio Perez eine Achterbahnfahrt. Erst wurde seine Entlassung Ende des Jahres bei Racing Point bekannt – trotz laufenden Vertrages -, dann infizierte er sich mit dem Corona-Virus. Doch am Ende des Jahres steht der Mexikaner besser da, denn je. In der Fahrer-Weltmeisterschaft sicherte er sich den vierten Platz und wenige Tage nach Saisonende wurde bekannt, dass er 2021 für Red Bull starten wird.

Der Große Preis von Sakhir war so gesehen ein Spiegelbild der Saison des mexikanischen Routiniers. Am Start wurde er von Charles Leclerc gedreht und seine Chancen auf eine Top-Platzierung schienen ihm zu entgleiten. Doch dann zeigte Perez seine Pace und rasierte durch das Feld. Außer dem Mercedes-Duo konnte keiner die Zeiten des Racing-Point-Piloten mitgehen.

Als dann auch noch ein glücklich getimetes Safety-Car auf die Strecke kam und die Mercedes-Crew beim Boxenstopp kollabierte, nutzte Perez die Gunst der Stunde und übernahm die Spitzenposition. Ein Reifenschaden am Boliden von Hamilton-Ersatzmann George Russell zementierte den Sieg von Sergio Perez bei seinem vorletzten Formel-1-Rennen für das Team von Lawrence Stroll ein.

Latifi in der Formel 1: Keine Chance gegen Russell

Von den Sieg-Debütanten kommen wir zu den Fahrer-Neueinsteigern in der Formel-1-Saison 2020. Eigentlich war für dieses Jahr nur ein neuer Pilot in den Kreisen der Königsklasse vorgesehen, nämlich Nicholas Latifi. Bereits vor seinem ersten Antritt im Williams-Team wurde er als Paydriver verschrien. In der Formel 2 hatte er vier Jahre gebraucht, ehe er mit seinem Vize-Titel (fast) an der Spitze angekommen war. Dazu kam noch, dass er mit George Russell einen der talentiertesten Fahrer der Formel 1 bei Williams an seiner Seite hatte.

Während der Saison konnte Latifi kaum etwas dagegen, tun diesen Ruf aufrecht zu erhalten. Beim Auftaktwochenende auf dem Red Bull Ring sorgte der Rookie für den ersten Unfall der neuen Formel-1-Saison. Gegen Teamkollege George Russell konnte er keine Stiche setzen. Im Qualifying unterlag er dem ehemaligen Formel-2-Champion an jedem Rennwochenende. Sein Rückstand betrug durchschnittlich schwindelerregende 1,2 Sekunden auf Russell.

Seinen einzigen Sieg in der Qualifikation gegen den Teamkollegen setzte er beim Großen Preis von Sakhir gegen Reservemann Jack Aitken. Mit nur einer Zehntelsekunde Vorsprung war aber auch dieser mehr als schmeichelhaft. Bei den ausfallsreichen Rennen in Österreich, Italien und der Emilia-Romagna verpasst Latifi mit Platz 11 dreimal die Punkte nur knapp. Damit war der Williams-Pilot der einzige Vollzeit-Fahrer im Feld, welcher die Formel-1-Saison ohne einen einzigen Punkt abschloss. In der kommenden Saison bleibt Latifi bei Williams und geht dort erneut an der Seite von George Russell auf Punktejagd.

Fittipaldi debütiert für Haas

Neben dem Coronavirus überschattete der massive Feuerunfall von Romain Grosjean beim Großen Preis von Bahrain die Formel-1-Saison 2020. Obwohl der Franzose wie durch ein Wunder nur leichte Verletzungen davontrug, musste der Haas-Pilot bei den letzten beiden Rennen der Saison aussetzen und so seine Formel-1-Karriere etwas vorzeitig beenden.

Als Ersatzmann wurde bei dem amerikanischen Rennstall der Formel-1-Testfahrer Pietro Fittipaldi auserkoren. Die Kombination des schwachen Haas-Boliden mit Fittpaldi sorgte für kaum Schlagzeilen. Mit Kevin Magnussen konnte er erwartungsgemäß nicht mithalten, überstand aber seine zwei Auftritte in der Königsklasse ohne größere Zwischenfälle.

Nach Hamilton-Infektion: Williams-Debüt für Aitken

Beim Großen Preis von Sakhir gab es neben Pietro Fittipaldi noch einen weiteren Ersatzpiloten, der seinen ersten Formel-1-Start absolvieren durfte. Der positive Corona-Test von Lewis Hamilton führte zu einer Kettenreaktion: Russell half bei Mercedes aus und öffnete damit seinen Platz bei Williams, welches das Team mit Jack Aitken besetzte.

Sein einziger F1-Auftritt in Bahrain war phasenweise eindrucksvoll, wenn auch mit einem deutlichen Schönheitsfehler belastet. Im Qualifying war Aitken auf Augenhöhe mit Latifi. Nur ein Fehler auf seinem letzten Run in Q3 kostete ihm eine Chance, den Kanadier hinter sich zu lassen. Im Rennen unterlief ihm dann allerdings auf dem Weg zu P16 ein Fahrfehler und Aitken kollidierte ausgangs der letzten Kurve mit der Streckenbegrenzung. In Abu Dhabi kehrten dann Hamilton und Russell in ihre Stammcockpits zurück und das Formel-1-Abenteuer von Jack Aitken kam zu einem Ende.