Ferrari bestritt 2020 seinen 1000. Grand Prix in der Formel 1. Kein anderer Automobilhersteller lebt die Königsklasse wie die Italiener, kein anderes Auto steht wie die rote Göttin für den Mythos F1. Seit sieben Dekaden verkörpern die Boliden der Scuderia das Herz und die Seele des Motorsports in seiner höchsten Form.

Ferrari 312T2

Nach dem WM-Titel durch John Surtees im Jahr 1964 verlor Ferrari den Anschluss an die immer stärker gewordenen britischen Teams wie Lotus, Brabham und Tyrrell. Die Nachfolger des Ferrari 158 waren den Innovationen der von Enzo Ferrari despektierlich als Garagistas bezeichneten Konstrukteure nicht gewachsen. Der Ferrari 312 erwies sich trotz zahlreicher Weiterentwicklungen stets als Sorgenkind. Erst sein Nachfolger brachte 1975 die Wende. Designer Mauro Foghieri entwarf am Zeichenbrett eine komplette Neuentwicklung. Der flachliegende Zwölfzylinder übertrug seine Leistung von rund 500 PS über ein quer vor der Hinterachse verbautes Getriebe.

Niki Lauda beim Finale der Saison 1976 in Fuji, Foto: LAT Images
Niki Lauda beim Finale der Saison 1976 in Fuji, Foto: LAT Images

Das Debüt beim dritten Rennen der Saison in Südafrika verlief zunächst nicht nach Plan. Nachdem die Kinderkrankheiten beseitigt waren, entfaltete der Bolide sein Potential auf eindrucksvolle Weise. Niki Lauda und Clay Regazzoni gewannen sechs der darauffolgenden elf Grands Prix. Der Österreicher kürte sich mit fünf Triumphen erstmals zum Weltmeister, während Ferrari zum dritten Mal die Konstrukteurs-WM gewann. Bis Ende 1980 kamen diverse Evolutionen des 312T zum Einsatz und sorgten für zwei weitere Fahrer- sowie drei Herstellertitel.

Statistik & Erfolge
Saisons: 1975 - 1980
Grands Prix: 90
Fahrer-WM: 1975, 1977, 1979
Konstrukteurs-WM: 1975, 1976, 1977, 1979
Siege: 27
Podiums: 61
Pole Positions: 19
Schnellste Runden: 25

Ferrari 412T2: Der letzte Zwölfzylinder der Formel 1 (05:10 Min.)

Ferrari 500

Die Saison 1952 markierte Ferraris ersten WM-Titel in der Formel 1. Noch bevor 1958 erstmals die Hersteller-WM ausgeschrieben wurde, führt Alberto Ascari die Scuderia an die Spitze des Grand-Prix-Sports - und das mit einem Formel-2-Auto. Eine Regeländerung hatte dem Typ 375 mit seinem großvolumigen 4,5 Liter V12 einen Riegel vorgeschoben. Ab 1952 wurde die Weltmeisterschaft für zwei Jahre übergangsweise mit F2-Boliden ausgetragen. Ferrari hatte bereits im Jahr zuvor ein Auto für diese Kategorie entwickelt und holte für das neue Reglement den von Aurelio Lampredi entwickelten Ferrari 500 aus der Schublade. Angetrieben von einem Reihenvierzylinder mit zwei Liter Hubraum erwies sich das Konzept für die Konkurrenz als nahezu unbesiegbar.

Alberto Ascari gewann 1952 unter anderem beim Belgien GP in Spa-Francorchamps, Foto: LAT Images
Alberto Ascari gewann 1952 unter anderem beim Belgien GP in Spa-Francorchamps, Foto: LAT Images

Ascari gewann 1952 sechs Rennen, Teamkollege Piero Taruffi holte einen Sieg und sorgte dafür, dass Ferrari bis auf das Indy 500 jeden Lauf der Weltmeisterschaft gewann. 1953 gelang Ascari die Titelverteidigung. Mit saisonübergreifend sieben Siegen in Folge stellte er einen Rekord auf, der erst 2013 von Sebastian Vettel gebrochen werden sollte.

Statistik & Erfolge
Saisons: 1952 & 1953
Grands Prix: 19
Fahrer-WM: 1952 & 1953
Siege: 14
Podiums: 31
Pole Positions: 13
Schnellste Runden: 12

Ferrari 156

Anfang der 1960er Jahre spielte Ferrari erneut eine Regeländerung in die Karten. Zur Saison 1961 wurde einmal mehr eine neue Motorenformel vorgeschrieben. Der Hubraum wurde von 2,5 auf 1,5 Liter reduziert und orientierte sich damit abermals an den bis dato in der Formel 2 genutzten Aggregaten. Geschichte wiederholte sich, denn auch in diesem Fall hatte Ferrari mit dem Typ 156 F2 bereits ein Konzept für diese Formel einsatzbereit.

Der von Carlo Chiti für die Formel 1 entwickelte Ferrari 156 setzte auf einen V6 mit rund 190 PS des Typs 178. Das Chassis zeichnete sich in seiner ersten Version durch die auffälligen Nasenlöcher an der Front aus. Phil Hill fuhr mit ihr 1961 zum WM-Titel, Ferrari sicherte sich erstmals die Konstrukteurs-WM. Der 156 hatte allerdings auch eine tragische Geschichte. In Monza verunglückte Hills Teamkollege Wolfgang von Trips tödlich.

In den ersten beiden Jahren hatte der F156 eine auffällige Haischnauze, Foto: LAT Images
In den ersten beiden Jahren hatte der F156 eine auffällige Haischnauze, Foto: LAT Images

Die Haischnauze verschwand 1963 mit dem Typ 156 Aero, der nur noch über einen zentralen Lufteinlass verfügte. 1964 errang er in den Händen von Lorenzo Bandini einen letzten Sieg und trug damit neben dem bereits eingesetzten Typ 158 zum zweiten Konstrukteurstitel der Scuderia bei.

Statistik & Erfolge
Saisons: 1961 - 1964
Grands Prix: 29
Fahrer-WM: 1961 & 1964
Konstrukteurs-WM: 1961
Siege: 7
Podiums: 23
Pole Positions: 7
Schnellste Runden: 7

Ferrari F310B

Ferrari in der Formel 1 steht für eine Erfolgsgeschichte und eine Achterbahnfahrt zugleich. Die Boliden von Gründer Enzo Ferrari galten von Beginn an zu den schnellsten und schönsten im Sport, ihr Design war getrieben von Ehrgeiz und Leidenschaft. Diese Zutaten schützten jedoch nicht vor Fehlschlägen und Durststrecken. Die frühen 1990er Jahre wurden für den erfolgshungrigen Traditionsrennstall zu einer harten Geduldsprobe. Nachdem Kaliber wie Nigel Mansell und Alain Prost mit Ferrari gescheitert waren, verlor man ab 1992 endgültig den Anschluss an die Spitze. McLaren, Williams und auch das erstarkte Benetton ließen die Scuderia weit hinter sich. Ein Neuanfang war notwendig.

Der 1993 als Teamchef verpflichtete Jean Todt erhielt Hilfe von Berater Niki Lauda, der für 1996 die Verpflichtung Michael Schumachers vorantrieb. Mit dem Doppelweltmeister wechselten, wenn auch mit einem Jahr Verspätung, zwei weitere wichtige Schlüsselfiguren von Benetton nach Maranello: Technikdirektor Ross Brawn und Chefdesigner Rory Byrne. Letzterer zeichnete für den Ferrari F310B verantwortlich. Nachdem Schumacher im F310 mit drei Siegen bereits Einzelerfolge feierte, optimierte Byrne das Konzept für 1997.

Ferrari setzte in der Saison 1997 den F310B ein, Foto: Sutton
Ferrari setzte in der Saison 1997 den F310B ein, Foto: Sutton

Bei der Aerodynamik wurde kein Stein auf dem anderen gelassen, sodass die Evolution mit dem ursprünglichen F310 optisch kaum noch Gemeinsamkeiten aufwies. Die Zuverlässigkeitsprobleme gehörten ebenfalls der Vergangenheit an, sodass Schumacher mit Ferrari erstmals in der Lage war, Williams Renault herauszufordern. Nach fünf Siegen kam es zur denkwürdigen WM-Entscheidung in Jerez, die nach einer umstrittenen Kollision mit Jacques Villeneuve zugunsten des Kanadiers ausging.

Statistik & Erfolge
Saisons: 1996 & 1997
Grands Prix: 33
Siege: 8
Podiums: 22
Pole Positions: 7
Schnellste Runden: 5

Ferrari 126C2

Nach vielen erfolgreichen Jahren mit dem 312T erkannte Ferrari 1981 die Zeichen der Zeit und verabschiedete sich von dem in die Jahre gekommenen Chassis. Durch den großen V12 waren die Möglichkeiten, einen Unterboden mit Ground Effect zu designen, stark eingeschränkt. Darüber hinaus waren die von Renault 1977 erstmals eingesetzten Turbomotoren mittlerweile ausgereift und dem klassischen Saugmotor in einigen Bereichen überlegen. Mauro Forghieri und Antonio Tomaini entschieden sich für 1981 deshalb zu einer Neuentwicklung. Der V6 mit 1,5 Liter Hubraum machte den Ferrari 126CK zum ersten F1-Boliden der Italiener, der auf einen Turbolader setzte.

1982 und 1983 gewann Ferrari die Konstrukteursweltmeisterschaft, Foto: Sutton
1982 und 1983 gewann Ferrari die Konstrukteursweltmeisterschaft, Foto: Sutton

Nach einem Lehrjahr, in dem Gilles Villeneuve in Monaco und Jarama bereits zwei Siege feierte, er und Teamkollege Didier Pironi jedoch unter schlechter Zuverlässigkeit litten, verstärkte sich Ferrari für 1982 mit Harvey Postlethwaite. Der britische Konstrukteur krempelte das Konzept um und machte es als Ferrari 126C2 konkurrenzfähig. Das tragische Schicksal von Villeneuve und Pironi vereitelte jedoch den Weltmeistertitel durch einen Ferrari-Fahrer. Dennoch gelang der Gewinn der Konstrukteursweltmeisterschaft, welchen die Scuderia 1983 mit Patrick Tambay und René Arnoux wiederholte.

Statistik & Erfolge
Saisons: 1981 - 1984
Grands Prix: 62
Konstrukteurs-WM: 1982 & 1983
Siege: 10
Podiums: 33
Pole Positions: 10
Schnellste Runden: 12

Ferrari SF70H

Ferrari scheiterte in den letzten Jahren der V8-Ära mit Fernando Alonso zweimal knapp am WM-Titel. Nachdem sich das Traditionsteam zunächst Red Bull beugen musste, übernahm 2014 mit dem Start in die Hybrid-Ära Mercedes das Kommando in der Formel 1. Nach der Trennung von Alonso und der Verpflichtung von Sebastian Vettel als neuen Hoffnungsträger erlebte die Scuderia 2016 erneut einen Rückschlag. Erst die Saison 2017 brachte das Team wieder zurück ins Spiel um die Weltmeisterschaft.

Ferrari startete mit dem SF70H mit starken Ergebnissen in die Saison 2017, Foto: LAT Images
Ferrari startete mit dem SF70H mit starken Ergebnissen in die Saison 2017, Foto: LAT Images

Das zu diesem Jahr eingeführte Reglement zeichnete sich durch eine Seltenheit aus. Statt die Autos einzubremsen wurden Maßnahmen getroffen, welche die schnellste Formel 1 der Geschichte zum Ziel hatten. Ferrari gelang es durch diese Neuausrichtung des Sports, die Lücke zu Mercedes zu schließen. Der unter der Leitung von Technikdirektor Mattia Binotto designte SF70H brachte den Italienern gleich beim Saisonauftakt in Melbourne den ersten Sieg seit anderthalb Jahren. Erst zu Beginn der zweiten Saisonhälfte machten Fehler und mangelnde Zuverlässigkeit den WM-Ambitionen Vettels einen Strich durch die Rechnung.

Statistik & Erfolge
Saison: 2017
Grands Prix: 20
Siege: 5
Podiums: 20
Pole Positions: 5
Schnellste Runden: 7

Ferrari F2004

Nach zwei fehlgeschlagenen WM-Missionen 1997 und 1998 nahm Ferraris Erfolgsgeschichte im Jahr darauf Fahrt auf. 1999 markierte den ersten Konstrukteurstitel seit 1983, in der Saison 2000 folgte mit dem ersten Fahrer-Titel seit 1979 durch Schumacher der endgültige Durchbruch. Die Scuderia und ihre deutsche Speerspitze wurden in der Folge nahezu unantastbar für die Konkurrenz.

Die Freigabe elektronischer Systeme wie der Traktionskontrolle in Kombination mit immer komplexerer und leistungsfähigerer Aerodynamik sorgte dabei Jahr für Jahr aufs Neue für Rekorde. Den Höhepunkt dieser Entwicklung erreichte die Formel 1 in der Saison 2004, die gleichzeitig die Krönung der Ferrari-Schumacher-Ära darstellen sollte. Der vom Team rund um Ross Brawn, Rory Byrne, Aldo Costa und John Iley entwickelte F2004 legte die Latte für die Konkurrenz von BMW Williams und McLaren Mercedes noch einmal höher.

Mit dem F2004 gewann Michael Schumacher seinen siebten WM-Titel, Foto: Sutton
Mit dem F2004 gewann Michael Schumacher seinen siebten WM-Titel, Foto: Sutton

Obwohl der Vorgänger F2003-GA nicht wie der F2002 mit Dominanz glänzte, baute Ferrari mit dem F2004 erneut auf diese Basis. Ein unverändertes Reglement machte es möglich, die Schwachstellen des F2003-GA anzugehen. So wurde unter anderem die Hinterachse neu designt, um den hohen Reifenverschleiß in den Griff zu bekommen. Für die Konkurrenz folgte das böse Erwachen. Schumacher gewann die ersten fünf Saisonrennen. Seine Serie wurde lediglich durch einen kuriosen Unfall mit Juan Pablo Montoya in Monaco kurzzeitig unterbrochen. Mit Siegen in den darauffolgenden sieben Grands Prix fixierte er seinen siebten WM-Titel. Zwei Siege und die Vizeweltmeisterschaft für Rubens Barrichello rundeten Ferraris erfolgreichste Saison in der Geschichte ab.

Statistik & Erfolge
Saison: 2004
18 Grands Prix: 18
Fahrer-WM: 2004
Konstrukteurs-WM: 2004
Siege: 15
Podiums: 29
Pole Positions: 12
Schnellste Runden: 14

Alles zu Mick Schumachers Formel 1-Einstieg! MSM Ausgabe 76 (02:21 Min.)

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