Frank Williams und Tochter Claire zogen sich in Monza nach 43 Jahren bei Williams Racing zurück. Der Name bleibt dem Sport erhalten, doch der letzte Familienbetrieb der Königsklasse ist Geschichte. Ein Rückblick auf fünf Meilensteine, welche die britische Motorsport-Ikone definierten.

5. Der Durchbruch

Williams Racing war seit 1977 fester Bestandteil der Formel 1. Die Anstrengungen des Sir Frank Williams, sich an der Spitze des Sports zu etablieren, reichten jedoch bis ins Jahr 1969 zurück. Beim Grand Prix von Spanien hatte er mit Frank Williams Racing Cars erstmals ein Auto unter seiner Flagge in ein F1-Rennen geschickt. Nach 105 Teilnahmen ging die Unternehmung 1976 Pleite, doch Williams ließ sich von seinem großen Ziel nicht abbringen.

Frank Williams kehrte 1977 mit Williams Grand Prix Engineering zurück in die Formel 1, Foto: LAT Images
Frank Williams kehrte 1977 mit Williams Grand Prix Engineering zurück in die Formel 1, Foto: LAT Images

Beim Saisonauftakt in Jarama war er am 8. Mai 1977 mit Williams Grand Prix Engineering Limited wieder mit von der Partie. Ein Jahr später stellte er mit dem Williams FW06 erstmals ein in Eigenregie entwickeltes sowie gefertigtes Auto in Dienst. Der große Durchbruch ließ nicht lange auf sich warten. Im Juli 1979 eroberte Clay Regazzoni hinter dem Steuer des FW07 den ersten von 114 GP-Siegen für Williams. Ausgerechnet in Silverstone, dem Home of British Motor Racing, ließ der Schweizer den Traum von Frank Williams in Erfüllung gehen.

4. Das nächste Level

Der kometenhafte Aufstieg von Williams Racing an die Spitze der Formel 1 war nach dem ersten Triumph nicht mehr aufzuhalten. Für die Saison 1980 wurde das siegreiche Auto weiterentwickelt und ging als FW07B an den Start. Regazzoni musste sein Cockpit jedoch für Carlos Reutemann räumen. Der Argentinier sollte dem jungen Alan Jones Feuer machen, nachdem Frank Williams in Regazzoni nur eine Nummer zwei gesehen hatte. Der Plan ging auf.

Alan Jones gewann 1980 den WM-Titel mit Williams, Foto: Sutton
Alan Jones gewann 1980 den WM-Titel mit Williams, Foto: Sutton

Jones gewann den Auftakt in Buenos Aires und war von Beginn an ein Anwärter auf den WM-Titel. Nach vier weiteren Triumphen setzte er sich beim Finale in Watkins Glen gegen Brabham-Pilot Nelson Piquet durch und sicherte Williams den ersten von sieben Fahrer-Weltmeistertiteln. Der Australier machte die WM stilecht mit einem Sieg im Finale klar. Reutemann rundete das Teamresultat mit Platz drei in der Weltmeisterschaft ab. In der Konstrukteurswertung bedeutete dies für Williams ebenfalls den ersten von neun WM-Titeln, mit sage und schreibe 54 Zählern Vorsprung auf den ersten Verfolger Ligier.

3. Der Höhepunkt

Auf die ersten beiden WM-Titel mit Saugmotoren von Cosworth folgte in der Turbo-Ära zwischen 1984 und 1987 eine erfolgreiche Ehe mit Honda, aus der ebenfalls zwei WM-Titel hervorgingen. In Renault fand Williams ab 1990 einen neuen Partner, der das Team zu neuen Höhen führen sollte. Bereits in der zweiten gemeinsamen Saison war das Paket derart stark, dass Weltmeister Ayrton Senna mit einem Abschied von McLaren Honda in Richtung Grove liebäugelte. Einzig die Loyalität des Brasilianers zu Honda stand dem Wechsel im Weg.

Jacques Villeneuve ist der letzte Fahrer , der für Williams den WM-Titel gewann, Foto: Sutton
Jacques Villeneuve ist der letzte Fahrer , der für Williams den WM-Titel gewann, Foto: Sutton

Der große Profiteur des verlorenen Vertragspokers mit Senna war Nigel Mansell. Der Brite hatte 1992 im von Adrian Newey konstruierten Williams FW14B die Saison seines Lebens. Mit Traktionskontrolle, aktiver Radaufhängung und ABS fuhr Mansell Kreise um die Konkurrenz und wurde in Ungarn schon fünf Wochenenden vor dem Finale Weltmeister. Neun Siege sowie ein Triumph durch Teamkollege Riccardo Patrese machten Williams mit großem Vorsprung zum Konstrukteursweltmeister. Die erste WM mit Renault läutete eine Ära ein, die bis Ende 1997 für drei weitere Fahrer- sowie vier Herstellertitel sorgen sollte.

2. Das letzte Hurra

Nach der erfolgreichen Ehe mit Renault nahm Williams ab 2000 mit BMW als Motorenpartner erneut die Weltmeisterschaft ins Visier. Die Partnerschaft mit den Bayern sorgte bis Ende 2005 für zehn Siege, doch das ultimative Ziel erreichte sie nicht. Mit der Trennung von BMW verlor Williams den Anschluss an die Spitze. Als Mittelfeld-Team folgten einige Jahre mit Motoren von Cosworth und Toyota, bis es 2012 zur Wiedervereinigung mit Renault kam.

Pastor Maldonado war 2012 der Überraschungssieger beim Spanien GP, Foto: Sutton
Pastor Maldonado war 2012 der Überraschungssieger beim Spanien GP, Foto: Sutton

Der klangvolle Name Williams Renault sollte ironischerweise auch für den letzten großen Erfolg von Frank Williams als Teamchef sorgen. In Spanien feierte Pastor Maldonado im FW34 einen sensationellen Sieg. Am Samstag hatte der Venezolaner die Pole Position von Lewis Hamilton geerbt, dem ein Verstoß seines McLaren-Teams gegen das technische Reglement zum Verhängnis geworden war. Beim Rennstart wurde der Pole-Sitter zwar von Ferrari-Pilot Fernando Alonso geschnupft, doch ein erfolgreicher Undercut der Williams-Strategen verhinderte den Sieg des Lokalmatadors. Maldonado holte für Williams den letzten Sieg unter Führung von Sir Frank.

1. Der Abgang mit Stil

Auf das letzte große Highlight folgte 2013 eine ernüchternde Saison. Mit nur fünf WM-Punkten wurde Williams in der Gesamtwertung Drittletzter. Die Hybrid-Ära mitsamt neuem Motorenpartner in Form von Mercedes-Benz ließ das Team einmal mehr aufleben. Von 2014 bis 2016 belegte Williams in der Weltmeisterschaft den dritten Platz und war häufig Best of the Rest hinter dem dominanten Mercedes-Werksteam. Während andere Rennställe längst auf zugekaufte Teile für ihre Boliden setzten, blieb Williams dem Geist eines Konstrukteurs treu und designte seine Chassis weiter in kompromissloser Eigenregie. Ab 2017 ging es dennoch bergab.

Zu den diesjährigen Testfahrten in Barcelona reiste Williams noch mit Autos im Design des damaligen Hauptsponsors an, Foto: LAT Images
Zu den diesjährigen Testfahrten in Barcelona reiste Williams noch mit Autos im Design des damaligen Hauptsponsors an, Foto: LAT Images

Die exorbitanten Kosten trieben Williams auf die Paydriver-Route. Zwei Jahre später kam der Rennstall an seinem absoluten Tiefpunkt an, als es nicht einmal gelang, das Auto pünktlich für die Wintertestfahrten fertigzustellen. Nach dem letzten Platz in der WM sprang inmitten der Coronaviurs-Krise auch noch der Titelsponsor ab. Dennoch gelang es für 2020 ein deutlich verbessertes Auto an den Start zu bringen. Der sportliche Aufwärtstrend machte Williams für einen Investor interessant, welcher sich schlussendlich in Dorilton Capital fand. Mit dem letzten großen Beweis von Kampfgeist sicherte das Team das Erbe des Namens Williams in der Formel 1.

Alles zu Mick Schumachers Formel 1-Einstieg! MSM Ausgabe 76 (02:21 Min.)

Mehr Interviews & Hintergründe: Hol Dir unser Magazin!

Zum Jahresende blicken wir traditionell auf die zeitlosen Highlights unserer Printausgabe von Motorsport-Magazin.com zurück. So erlebst Du die besten Interviews und Hintergrundgeschichten der Motorsport-Saison noch einmal. Du willst mehr solche Artikel lesen? Dann sichere dir drei Ausgaben unserer Printausgabe zum Vorzugspreis. Darin findest du in jeder Ausgabe neben interessanten Interviews auch spannende Hintergrundgeschichten, Technikerklärungen und noch viel mehr. Worauf wartest du noch? Sichere dir das Motorsport-Magazin preiswerter, früher als im Einzelhandel und bequem zu dir nach Hause!