Die Bekanntgabe von Yuki Tsunoda bei AlphaTauri für die Saison 2021 besiegelte das Schicksal von Daniil Kvyat endgültig. Für den Russen endet nach zwei Saisons in Red Bulls Schwesterteam sein drittes Kapitel in der Formel 1. Doch der einstige Shooting Star des Red-Bull-Kaders hat mit der Königsklasse trotzdem noch nicht abgeschlossen. Kvyat fühlt sich im Alter von 26 Jahren auf der Höhe seines Könnens und erhofft sich einen vierten Anlauf in der F1.

"Meine Karriere verlief sehr schnell. Alles geschah so schnell, sodass ich nach dem ersten Abschnitt in der F1 nicht einmal wirklich verstand, was überhaupt passiert war", so Kvyat, der 2014 für Toro Rosso sein Debüt in der Weltspitze gab. Nach dem Titelgewinn in der GP3 fackelte Red Bull nicht lange und beförderte das russische Talent mit nur 19 Jahren in die Formel 1, ohne ihn in der GP2 weiter in die Lehre zu schicken.

Der kometenhafte Aufstieg ging daraufhin unvermindert weiter. Nachdem sich Sebastian Vettel mit vier WM-Titeln im Gepäck zu Ferrari verabschiedete, nahm Kvyat dessen Platz bei Red Bull ein. Dort setzte er sich 2015 nach Punkten gegen Daniel Ricciardo durch, doch im Jahr darauf ging seine Karriere in den Sturzflug über. In Folge eines Fehltritts in Sotschi wurde er bei Red Bull gegen Max Verstappen ausgewechselt und kehrte im Gegenzug zu Toro Rosso zurück.

Erste F1-Karriere an Erfahrungsmangel gescheitert

"Ich glaube, mir hat in der Formel 1 immer ein bisschen Erfahrung gefehlt", so Kvyat mit Blick auf seinen ersten Karriereabschnitt im Sport. Anderthalb Saisons dauerte seine Bewährung nach der Degradierung an, doch Mitte 2017 wurde er aufgrund ausbleibender Resultate endgültig fallengelassen. Toro Rosso setzte ihn vor die Tür und gab stattdessen Pierre Gasly und Brandon Hartley eine Chance. "Ich hatte ein paar harte Jahre", sagt Kvyat über den Tiefpunkt seiner Laufbahn.

Ferrari engagierte ihn daraufhin als Simulatorfahrer. Kvyat profitierte von seiner neuen Umgebung in Maranello. 2019 erhielt er überraschend eine weitere Chance von Red Bull, die ihn erneut bei Toro Rosso platzierten. "Als ich zurückkam, habe ich einen ganz anderen Ansatz verfolgt. Ich habe nochmal bei Null angefangen, ein bisschen so wie ein Rookie", erklärt er.

Mit dem Podium im chaotischen Deutschland GP 2019 setzte er früh ein Highlight, doch als Gasly bei Red Bull abgesägt wurde, erhielt Teamkollege Alexander Albon den Vorzug. Kvyat zeigte sich von dieser Entscheidung enttäuscht und schien daraufhin auch sportlich abzubauen. Gasly hatte ihn ab dem ersten Moment seiner Rückkehr zu Toro Rosso fast immer sicher im Griff.

Kvyat sieht sich von Gasly überschattet

2020 sah er über weite Strecken kein Land gegen den Franzosen, der das teaminterne Duell mit 75 zu 32 WM-Punkten deutlich für sich entschied und auch im Qualifying mit 13:4 deutlich die Nase vorne hatte. "Es ging für mich dieses Jahr auf und ab, ich habe in der zweiten Hälfte des Jahres meine Stärke wiedergefunden. Ich habe nie aufgegeben und immer weitergekämpft und dem Team wertvolle Punkte eingebracht. Natürlich nicht so viele wie Pierre, aber er hat in Monza ja auch ein Rennen gewonnen", fällt Kvyats Bilanz dennoch positiv aus.

Vor allem in der Schlussphase der Saison zeigte er auf. In vier der letzten fünf Qualifyings fuhr er ins Q3 und war dabei dreimal schneller als Gasly. In Imola verpasste er das Podest als Vierter nur knapp. "Die letzten paar Rennen und Qualifyings waren sehr stark", empfindet er seinen letzten Eindruck in der F1 als gute Visitenkarten: "Das ist eine gute Basis für eine Rückkehr in 2022."

Dem Management bei Red Bull reichten diese Leistungen offenbar nicht, um eine Vertragsverlängerung für 2021 zu rechtfertigen. "Pierre hat es mir dieses Jahr sehr schwer gemacht und sein Sieg hat auch alles Gute, was ich geleistet habe, irgendwie überschattet", glaubt der geschasste Russe, dass seine eigene Entwicklung übersehen wurde. Die Schwächen, die ihm bei Red Bull einst den Rauswurf bescherten, glaubt er abgelegt zu haben.

Kvyat bereit für Comeback & Top-Team

"Ich fühle mich jetzt als viel kompletterer Fahrer, der selbst bei hohem Druck noch zu 100 Prozent performt. Das war in der Vergangenheit ein Problem für mich", so Kvyat, der sich sogar der höchsten aller Aufgaben gewachsen sieht: "Ich habe viel gelernt und vor allem dieses Jahr einige Fortschritte vernommen. Erst jetzt fühle ich mich bereit, immer auf dem höchsten Level zu fahren. Wenn ich nun die Chance in einem Top-Team erhalten würde, wäre es eine ganz andere Geschichte."

Letzteres ist mittelfristig auch sein Ziel, sollte er es noch einmal zurück in die Formel 1 schaffen. "Ich will zurückkommen, denn ich weiß, dass ich im richtigen Auto um die Weltmeisterschaft kämpfen könnte. Ich habe keinen Zweifel", macht er seine Ambitionen klar. 2022 würde sich für einen Fahrer wie ihn ohnehin gut für ein Comeback anbieten.

"Es gibt neue Regeln und die Teams brauchen jemanden mit Erfahrung. Und ich kann garantieren, dass Erfahrung wirklich sehr wichtig ist, besonders wenn neue Regeln aktiv werden. Ich werde mein Bestes geben, um zurückzukehren, denn ich habe das Gefühl, dass ich diesem Sport noch sehr viel geben kann", so Kvyat.