Die Szenerie passt zur Geschichte: In Abu Dhabi, wo in der Ferrari World unweit der Rennstrecke eine der schnellsten und spektakulärsten Achterbahnen fährt, wird Sebastian Vettel zum letzten Mal in seiner Karriere in einen Formel-1-Ferrari klettern. "Es gab Höhen und Tiefen, es war eine Achterbahnfahrt", resümiert der viermalige Weltmeister am letzten seiner 118. Grand-Prix-Wochenenden in Rot.

Vettel und Ferrari, das war die Traumbeziehung schlechthin. Der Heppenheimer erfüllte sich mit dem Wechsel von Red Bull zur Scuderia 2015 einen Lebenstraum. Die ersten Erfolge kamen, doch es gab auch schnell Rückschläge wie die Saison 2016. 2017 und 2018 holte Vettel jeweils den Vizeweltmeistertitel, seither läuft recht wenig zusammen.

Obwohl der 33-Jährige nach sechs Jahren 14 Siege nach Maranello brachte und damit nach Michael Schumacher und Niki Lauda der erfolgreichste Fahrer der Ferrari-Geschichte ist, fällt Vettels Fazit gnadenlos aus. "Wir sind gescheitert", sagte er stets.

Dass die 14 Siege aber gegen die erfolgreichste Paarung der Formel-1-Geschichte, gegen Lewis Hamilton und Mercedes eingefahren wurden, ändert für Vettel trotzdem nichts: "Unser Ziel war es, stärker als sie zu sein. Daran sind wir gescheitert. Wir hatten die Ambitionen, die WM zu gewinnen. Daran sind wir gescheitert - das ist nicht hart, das ist nur eine ehrliche Reflektion."

Vettel: Ferrari hat sich verändert

"Wir hatten gute Rennen und wir hatten schlechte Rennen, manchmal waren wir nah dran, manchmal waren wir weit weg", so Vettel. "Es war über die Jahre eine Achterbahnfahrt und es sind viele Dinge passiert. Das Team, das ich jetzt verlasse, ist nicht mehr das Team, zu dem ich gekommen bin, auch wenn der Spirit in der Garage noch immer derselbe ist."

"2016 haben wir James Allison [wechselte zu Mercedes] verloren, weil es persönliche Konflikte gab. 2018 ist Mr. Marchionne [Sergio Marchionne, bis dato Ferrari Präsident] verstorben, dann gab es den Wechsel an der Spitze von Maurizio [Arrivabene] zu Mattia [Binotto]. 2018 war für viele Dinge entscheidend, aber ich weiß nicht, ob man es auf eine Sache herunterbrechen kann", meint Vettel.

Auch er selbst rückte 2018 ins Rampenlicht, als er in Hockenheim in Führung liegend den Ferrari in der Sachskurve versenkte. Als Knackpunkt sieht er diesen Fehler aber nicht. "Rückblickend hätten viele Dinge besser laufen können und müssen. Ich habe daraus gelernt und bin daran gewachsen. An einigen Momenten auf und an einigen Momenten neben der Strecke", fasst Vettel zusammen.

Obwohl Ferrari einst Vettels groß Liebe war, fällt ihm der Abschied verhältnismäßig leicht: "Es ist nicht so, als würde man sich von einer Freundin oder der Frau trennen. Man bleibt ja in Verbindung. Es ist nicht wie eine Trennung, wir hassen uns nicht. Für mich endete es hier, aber es liegt eine neue Herausforderung vor mir."

Auf die neue Herausforderung muss Vettel allerdings noch ein wenig warten. Der Antrag, schon beim Young Driver Test nach dem Abu Dhabi GP im Racing Point zu sitzen, wurde von der FIA abgelehent.