Der letzte Tag Formel 1 des Jahres 2020 sorgt weiter für Ärger im Fahrerlager der Königsklasse. Am Dienstag nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi am kommenden Sonntag steht in der Wüste noch ein letzter Testtag an, genauer gesagt ein sogenannter Young Driver Test. Alle Teams dürfen bei dieser Testfahrt sogar zwei Autos einsetzen, das Reglement verlangt allerdings „einzig und allein“ den Einsatz von Nachwuchsfahrern. Darunter versteht das Regelwerk Fahrer, die in ihrer Karriere maximal zwei Grands Prix bestritten haben dürfen. Das Alter spielt keine Rolle.

Dennoch darf am Dienstag ein gewisser Fernando Alonso im aktuellen Renault R.S.20 sitzen. Die Idee war den Franzosen bereits vor Wochen gekommen, damit stießen sie allerdings auf wenig Gegenliebe bei der Konkurrenz. Vor allem McLaren, Ferrari und Racing Point hatten sich wenig begeistert von der gewünschten Sondergenehmigung Renaults für den Spanier gezeigt. Ein zweifacher Formel-1-Weltmeister als Young Driver? Das erschien vielen trotz zwei Jahren F1-Pause für Alonso widersprüchlich.

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Das Ergebnis überraschte: Tatsächlich machte die FIA Gebrauch von einem Passus im Reglement, der dem Automobilweltverband auch Test-Genehmigungen zugesteht, die eigentlich nicht von den Vorgaben des Reglements gedeckt sind. Alonso darf also fahren. Renault führte das auf seine eigenen Anstrengungen im Nachwuchsbereich zurück.

Mit diesem Argument konnte sich nun vor allem Ferrari Hoffnungen machen, um Carlos Sainz einen Wunsch zu erfüllen und sprach deshalb bei der FIA vor. Der McLaren-Pilot wollte unbedingt noch dieses Jahr im SF1000 sitzen. Genauso Sebastian Vettel im Racing Point RP20, wenngleich hier die Argumente in Sachen Nachwuchsförderung dünner ausfallen.

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Das Ergebnis diesmal: Weder der eine noch der andere darf am Dienstag ran. Die FIA hat festgelegt, dass die Klausel im Reglement (maximal zwei Grands Prix) – weiter nur per Sondergenehmigung im konkreten Fall - nur für Fahrer aufgeweicht werden kann, die 2020 nicht in der Startaufstellung standen. Damit scheiden aller Teamwechsler - neben Vettel und Sainz auch Daniel Ricciardo - aus.

Genau diese Regelung stößt nun erneut auf Unverständnis. „Keiner hat mir die Logik dahinter erklärt. Vor allem denke ich, dass sehr wenig Logik dahintersteckt. Nicht viele Leute verstehen wirklich, was da passiert“, kritisiert Sainz am Donnerstag vor dem Abu Dhabi Grand Prix in der offiziellen FIA-Pressekonferenz vor dem Rennen.

Carlos Sainz bemängelt fehlende Logik

„Für mich wäre es logisch gewesen, es für alle Fahrer, die an diesem Test in Abu Dhabi teilnehmen wollen, etwas zu öffnen, da es nächstes Jahr nur eineinhalb Tage Testfahrten pro Fahrer gibt“, erklärt der von allen Wechselkandidaten am meisten an dem Test interessierte Fahrer. „Vor allem, weil es auch noch zwei Autos pro Team sind. Da könnte man wenigstens ein Auto dafür nutzen, dass sich der Fahrer an das Auto anpassen kann, wenn wir schon die gleichen Chassis behalten.“

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Sebastian Vettel sieht es ähnlich. Der Noch-Ferrari- und künftige Aston-Martin-Pilot hält den nun gewählten Weg für unfair. „Wenn du es Fernando erlaubst, musst du es allen erlauben. Die Regelmacher sollten fairer Entscheidungen treffen - wie hier eben nicht. Sonst hätten Carlos und ich auch noch testen dürfen“, sagt Vettel.

Warum nur Alonso? Sebastian Vettel findet's unfair

Dabei gehe es auch um die Sicherheit, ergänzt Sainz mit einem cleveren Nebensatz in Richtung FIA. Immerhin hängt der Automobilweltverband nichts höher als die Sicherheit. Sainz: „Einfach, um zu schauen, dass alles funktioniert - sicherheitsrelevante Dinge wie der Test zum Aussteigen bis zur Anpassung an das Auto selbst. Das ist sehr wichtig. Das hätten wir alles schon bei dem Test in Abu Dhabi aussortieren und so einen kleinen Vorsprung haben können.“

Dazu komme es jetzt eben nicht. „Natürlich bin ich enttäuscht, nicht in der Lage zu sein, zu testen. Aber ich kann es nicht ändern. Ich muss es akzeptieren, abhaken und sicherstellen, dass ich für nächstes Jahr so gut vorbereitet bin wie möglich“, sagt Sainz.

Young Driver Test mit Alonso, Kubica & Buemi

Kurios: Durch die aufgeweichte Regelung fährt bei dem Test am Dienstag mit Fernando Alonso nun längst nicht nur ein Fahrer mit weit mehr als zwei Grands Prix. Red Bull erwirkte eine Sondergenehmigung für Sebastien Buemi (55 Starts, zuletzt 2011), Alfa Romeo Sauber für Robert Kubica (97 Starts, zuletzt 2019). Offen ist unterdessen mitunter, wer für Mercedes fahren wird. Mit Stoffel Vandoorne (41 Starts, zuletzt 2018) drängt sich hier der nächste Pilot mit eigentlich zu großer Erfahrung auf.