1. - S wie Startaufstellung

Die Top-3 des Grids versprechen für den Sakhir GP (Start in Bahrain heute um 18:10 Uhr, live im TV auf RTL und Sky) einen äußerst spannenden Schlagabtausch. Mercedes-Pilot Valtteri Bottas zog sich mit der Pole Position gut aus der Affäre, doch vor allem entging er der Schmach, von Reservist George Russell geschlagen zu werden. Dem Ersatzmann für Lewis Hamilton fehlten im Qualifying lediglich zweieinhalb Hundertstelsekunden. Weitere drei Hundertstelsekunden dahinter landete Red-Bull-Teamleader Max Verstappen.

Dahinter geht es nicht weniger aufregend weiter. Charles Leclerc qualifizierte den Ferrari mit einer Glanzleistung auf Startplatz vier - und rechnet nicht damit, im Rennen mithalten zu können. Umso härter wird er kämpfen, sich so lange wie möglich im Kampf um die Top-Positionen zu behaupten. Sergio Perez steht neben Daniil Kvyat in der dritten Startreihe. Letzterer will angesichts des nahenden Aus bei AlphaTauri ein Ausrufezeichen setzen.

Ab Startreihe vier folgen Daniel Ricciardo, Carlos Sainz, Pierre Gasly, Lance Stroll und Esteban Ocon. Bis auf Gasly zählen all diese Namen zu den Hauptdarstellern im Kampf um Platz drei der Konstrukteursweltmeisterschaft, der hauptsächlich zwischen McLaren, Racing Point und Renault ausgefochten wird. Außerhalb der Top-10 hat Lando Norris von Startplatz 15 die Aufgabe, sein Team zu unterstützen. Alexander Albon und Sebastian Vettel starten von den Positionen 12 und 13 und werden sich ebenfalls nach vorne orientieren wollen.

2 - S wie Start

Die ersten Kurven des Bahrain International Circuit sind für die Piloten, die am vergangenen Wochenende oder in den vergangenen Jahren schon dabei waren, nichts Neues. Der Unterschied ist jedoch, dass der Start auf dem 3,543 km langen diesmal genutzten Kurs scheinbar nicht endet. Durch den schnellen Rhythmus auf dem 'Outer Loop' dauert es länger, bis das Feld entzerrt ist. Bei der Formel 2 kam erst nach mehreren Runden etwas Ruhe rein.

Ein besonderes Augenmerkt gilt beim Start den beiden Rookies am Ende des Feldes. Jack Aitken und Pietro Fittipaldi bestreiten in Bahrain ihren ersten Grand Prix und stehen vor einer unbekannten Herausforderung. "Ich habe mit Romain über die erste Runde gesprochen. Er hat mir gesagt, dass du viel mehr Dirty Air haben wirst, wenn du hinter so vielen Autos fährst. Das ist etwas, dass du im Training, wenn du alleine fährst, so nicht erfährst", so Fittipaldi, der sich Tipps vom rechtmäßigen Besitzer seines Haas-Boliden geholt hat.

3. - S wie Strategie

Bei Rundenzeiten von unter einer Minuten will die Strategie auf dieser speziellen Rennstrecke besonders gut überlegt sein. Nachdem die Teams schon im Qualifying Probleme hatten, die Reifen über mehrere Runden zu belasten, erwartet Pirelli ein Zweistopp-Rennen. Mercedes dürfte die vom Reifenlieferant als optimal ausgegebene Taktik besonders gefallen.

Pirelli empfiehlt zwei Stints über 26 Runden auf Medium sowie einen über 35 Runden auf Hard als schnellste Variante für die Renndistanz über 87 Runden. Bottas und Russell qualifizierten sich im Q2 auf dem Medium-Compound und können diese Taktik dementsprechend umsetzen. Verstappen hingegen scheiterte mit diesem Vorhaben. Seine Medium-Runde war nicht gut genug und er musste sich schlussendlich für den Soft als Startreifen festlegen.

Für diesen Fall schlägt Pirelli eine Zweistopp-Strategie mit einem Stint über 23 Runden auf Soft, gefolgt von 37 Runden auf Hard und 27 Runden auf Medium vor. Alternativ sollen 24 Runden auf Soft, 39 Runden auf Hard und 24 Runden auf Soft möglich sein. Dies ist laut den Kalkulationen von Pirelli allerdings die langsamste Strategie.

4. - S wie Strecke

Über das vermeintliche Oval von Bahrain wurde im Vorfeld heiß diskutiert. Die kürzeste Runde der Formel-1-Geschichte war auf den ersten Blick eigentlich keine allzu komplizierte Angelegenheit, wäre da nicht dieser äußerst wilde Mittelsektor. Die Kurven sechs, sieben und acht entscheiden über die gesamte Runde und bieten Potential für jede Menge Action. Bodenwellen und aggressive Kerbs überraschten an diesem Wochenende schon den einen oder anderen Fahrer.

Nach dem schweren Feuerunfall von Grosjean wurden die Sicherheitsvorkehrungen auf der Rennstrecke verbessert. An der Unfallstelle sowie in Kurve neun, wo der Außenkurs auf das ursprünglich genutzte GP-Layout trifft, wurden Reifenstapel aufgestellt. Ein Kerb zwischen den Kurven acht und neun wurde entfernt, um zu verhindern, dass ein Bolide beim Überfahren Unterluft bekommt und den Kontakt zum Asphalt verliert.

5. - S wie Stau

In der Startphase ist in jedem Fall mit dichtem Gedränge zu rechnen, doch auch danach könnte es zu Gruppenbildung auf der Rennstrecke kommen. Selbst nach der Freigabe des DRS ist damit zu rechnen, dass Autos in den aus Monza oder Spa-Francorchamps bekannten DRS-Zügen dicht hintereinander aufgefädelt ihre Runden drehen - nur mit einer deutlich höheren Verkehrsdichte, als es auf den weitläufigen Traditionsrennstrecken der Fall ist. Die zu erwartenden frühen Überrundungen werden dafür sorgen, dass für Over- oder Undercutversuche kaum freie Bahn sein wird.

6. - S wie Safety Car

Eigentlich verfügt der Bahrain International Circuit über ausreichend Platz und eine lange Runde, welche die Bergung eines Fahrzeugs begünstigt. Auf dem kurzen Layout werden die Streckenposten im Falle eines Unfalls oder Defekts allerdings keine Zeit haben, in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen. Da mit 20 Autos auf der Strecke in jedem Abschnitt permanent Betrieb herrscht, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Safety-Car-Phase entsprechend hoch. Vor allem der enge Mittelsektor könnte für die eine oder andere Neutralisierung sorgen.

7. - S wie Sieger

Durch die Abwesenheit von Lewis Hamilton ist Valtteri Bottas der klare Favorit auf den Sieg. Der Finne kennt sich sowohl in seinem Mercedes als auch an der Spitze des Feldes aus. Für Supertalent Russell wird es das erste Mal sein, dass er um einen Grand-Prix-Sieg kämpft. Rennsiege hat der Brite in Formel 3, GP3 und Formel 2 zu genüge gefeiert, doch die Königsklasse hat ihre eigenen Gesetze - und Max Verstappen. Wenn der Niederländer einen Sieg wittert, ist er kaum zu stoppen.

Russell ist angesichts dessen trotz des Autos vom amtierenden Weltmeister eher in der Außenseiterrolle. Die wird ihm allerdings nicht alleine zuteil. Nachdem wir in der Saison 2020 schon so manches Chaos wie in Monza oder Istanbul gesehen haben, könnte es auch diesen Sonntag wieder einen Überraschungssieger geben. Vor allem Sergio Perez hätte nach dem Motorschaden vor einer Woche und angesichts seines drohenden Aus in der F1 gleich zwei gute Gründe, im Falle des Falles zur Stelle zu sein und einen Sieg abzustauben.