Es kam, wie es kommen musste: Am Donnerstag in der Fahrer-PK in Sakhir und auch am Freitag in der Teamchef-PK mit Toto Wolff noch nur Thema, sollte auf der Strecke tatsächlich der Fall der Fälle eintreten: George Russell, Mercedes-Junior und in Bahrain Ersatzmann für den an Corona erkrankten Weltmeister Lewis Hamilton, besiegte gleich bei seinem ersten Einsatz für Mercedes den arrivierten Stammfahrer Valtteri Bottas.

Und das geschah im Training gleich doppelt. In beiden Sessions fuhr Russell die Bestzeit, im ersten Training fehlten Bottas (P4) noch drei Zehntel, im zweiten Training waren es sogar doppelt so viele (P11). Droht dem Finnen in Bahrain nun tatsächlich das, was er selbst auf gar keinen Fall sehen will? Eine sofortige Niederlage gegen den Neueinsteiger. „Das würde mich schlecht aussehen lassen“, sagte der Finne am Donnerstag auf eine Frage zu den Folgen für seine Karriere.

FP1: Bottas zerstört Unterboden, Training dann "Verschwendung"

Festmachen an nur einem Rennen will Mercedes zwar nichts, das bestätigte Toto Wolff am Freitag nach ähnlichen Aussagen beider Fahrer am Donnerstag, doch weiß Bottas genau, wie wichtig es dennoch es, nicht gleich beim Einstand Russells den Kürzeren zu ziehen. Wirklich zählen wird es erst im Qualifying und Rennen, für Bottas ist also noch nichts zu spät.

Die Ergebnisse im Training musste Bottas am Freitag in Bahrain dennoch erklären. Dabei lieferte der Finne tatsächlich gute Gründe. Gut aussehen lassen diese Bottas jedoch auch nicht, ist letztlich alles auf ihn selbst zurückzuführen. „Für mich war es ein ziemlich kniffliger Tag“, berichtete Bottas. „In der ersten Session habe ich mir gleich im ersten Run den Unterboden zerstört, als ich in Kurve acht über den Kerb bin“, gestand Bottas den Fahrfehler ein.

FP2: Track-Limit-König Bottas verliert schnellste Runde

Deshalb sei danach nicht mehr möglich gewesen. „Da hat ein großes Teil gefehlt. Dann war der Rest des ersten Trainings fast schon eine Verschwendung“, sagte Bottas. Dennoch: Selbstverschulden. „Das zweite Training fühlte sich aber okay an“, sagte Bottas. „Ich habe aber keine Runde auf dem Soft-Reifen zusammenbekommen“, haderte der Finne damit, nie die nur 3,5 Kilometer perfekt zusammen gepuzzelt zu haben.

Nur eine Runde stimmte zumindest halbwegs. „Ich hatte eine halb-gute Runde, aber die wurde wegen der Track Limits gestrichen“, berichtete Bottas. In Kurve acht war der Finne auf seiner am Ende zwei Zehntel gegenüber Russells Bestzeit schnelleren Runde zu weit nach außen geraten. Das passierte Bottas im Training nicht nur einmal, sondern gleich sechsmal und damit öfter als allen anderen Fahrern.

Bottas: Neue Sakhir-Sektion muss im Qualifying sitzen

„Also nicht gerade der beste Tag“, resümierte Bottas. Gerade diese achte Kurve muss Bottas nun also in den Griff bekommen. „Ich habe es auf die harte Tour gelernt. Es ist echt hart“, kommentierte Bottas noch mal seinen zerstörerischen Ritt im FP1. „Dann haben sie es verschärft und es gab mehr Track Limits. Das wird sicher die Story des Wochenendes.“

In Sachen Pace sei allerdings auch nachzulegen. „Red Bull sieht konkurrenzfähig aus und auch George sieht schnell aus. Ich muss noch viel arbeiten, um für das Qualifying besser zu werden“, gestand Bottas. Gerade der neue Streckenabschnitt - die Kurven vier bis neun - müsse bis dahin sitzen.

Bottas zufrieden mit Longruns, Russell nicht

Bottas: „Das ist sehr technisch. Mit den Bodenwellen ist es nicht einfach, sogar sehr knifflig. Da verlierst du schnell mal eine Zehntel und das kann wegen der kurzen Strecke im Qualifying einen großen Unterschied ausmachen.“

Gleich schlecht gewesen sei er aber auch nicht. „Zumindest die Longruns waren ziemlich konstant“, freute sich Bottas. Etwas, das Russell alles andere als von sich behauptete. Der Brite monierte seine Inkonsistenz.

Bottas in Bahrain: Mick Schumacher als mahnendes Beispiel

Zunächst nimmt Bottas jedoch das Qualifying ins Auge. Mick Schumacher dient dem Finnen angesichts der Verkehrsproblematik da als mahnendes Beispiel. „Die F2 war da ein gutes Beispiel, wie chaotisch es am Ende werden kann. Wir müssen höchste Priorität auf die Abstände legen“, forderte Bottas. Schumacher war im Qualifying unmittelbar vor seinem letzten Run gecrasht, beim Versuch, sich in eine gute Position auf der Strecke zu bringen.