Die Entscheidung von Mercedes, den durch einen positiven Corona-Test ausgefallenen Lewis Hamilton durch George Russell zu ersetzen, wird im Formel-1-Fahrerlager von Bahrain heiß diskutiert. Teamchef Toto Wolff erteilt jeglichen Spekulationen um die Hintergründe des Einsatzes eine Absage. Kein Shootout zwischen dem Mercedes-Junior und Valtteri Bottas, keine Gefahr für Hamilton-Vertrag. Ebenso äußerte er sich zur Erkrankung seines Star-Piloten.

"Ich habe diese Gerüchte gehört, aber man kann es wirklich nicht als einen Shootout bezeichnen, wenn es nur ein oder zwei Rennen sind, welche dir keine umfänglichen Daten geben", stellt Wolff klar, dass Russells Einsatz als Ersatzfahrer keine Art Einstellungstest für einen Vertrag bei Mercedes ist. "Wenn George sich gut anstellt, ist das nur ein Indikator dafür, dass er eines Tages in einem guten Auto sitzen und hoffentlich um Siege und Titel fahren wird."

Russell wurde Anfang 2017 in den Mercedes-Kader aufgenommen und gab 2019 mit Williams sein Debüt in der Formel 1. In bisher 36 Rennen für den britischen Traditionsrennstall holte er keinen WM-Punkt, bezwang dafür jedoch seine beiden Teamkollegen Robert Kubica und Nicholas Latifi in jedem Qualifying klar. Als Teil der Generation rund um Max Verstappen und Charles Leclerc erfreut sich Russell einer außerordentlich guten Reputation.

Mit dem Mercedes verfügt der Brite erstmals über Material, das es ihm ermöglicht, aus dem Schatten seiner langjährigen Mitstreiter herauszutreten. "George ist einer der am höchsten geschätzten jungen Fahrer und es wird von ihm erwartet, dass er schnell ist", so Wolff. "Dieses und vielleicht auch das nächste Wochenende geben uns einfach nur ein paar mehr Anhaltspunkte und ein Verständnis von Georges Performance."

Mercedes Line-up für 2021 steht nicht zur Debatte

Was auch immer Russell im Auto von Hamilton erreicht, wird allerdings nichts daran ändern, dass er im kommenden Jahr wie geplant für Williams am Start sein wird: "Wir fahren nächstes Jahr mit Lewis und Valtteri. Wo wir 2022 sein werden, hängt davon ab wie unsere Saison 2021 läuft und nicht davon, was George auf einem Oval in Bahrain und in einem Finale in Abu Dhabi macht", stellt Wolff klar.

Bottas hat für das kommende Jahr bereits unterschrieben und auch sonst steht seine Position im Team für den Österreich außer Frage. "Valtteri ist niemand, der von uns eine Bestätigung braucht. Er weiß, welchen Stand er im Team hat und wir unterstützen einander", so Wolff. "Wir haben volles Vertrauen in Valtteri und ihm gegenüber so loyal wie eh und je."

Keine Spielchen zwischen Mercedes und Hamilton

Hamilton hingegen ist trotz der mündlichen Zusagen beider Parteien noch nicht vertraglich an Mercedes gebunden. Abhängig von Russells Leistungen könnten sowohl das Team als auch der siebenfache Weltmeister diese zur Stärkung ihrer Verhandlungsposition nutzen. Ist Russell schneller als Bottas, könnte Mercedes Hamiltons Gehaltsansprüche in Frage stellen. Sieht Russell gegen den Teamkollegen schlecht aus, könnte Hamiltons Marktwert davon profitieren.

"Wir wissen, was wir an Lewis haben und er weiß, was er an diesem Team hat. Solch eine Situation würde von keinem von uns jemals dazu benutzt werden, irgendwelche Machtspielchen zu treiben", widerspricht Wolff einem solchen Szenario. "Ich respektiere wer er ist, wie er fährt, was er erreicht hat und was auch immer an diesem oder am nächsten Wochenende passiert, ändert daran nichts."

Hamilton im Corona-Pech

Das trifft übrigens auch über Hamiltons Infektion mit dem Coronavirus zu. Der amtierende Weltmeister soll es sich bei einem Kurztrip nach Dubai eingefangen haben. "Lewis braucht von uns keine Erlaubnis. Er ist ein erwachsener Mann und das war nie ein Problem. COVID-19 ist etwas, von dem sich keiner sicher sein kann, woher er es hat. Es war einfach Pech. Er war in Dubai, hat sich geschützt und war die ganze Zeit mit einer Maske unterwegs, und dann kam er mit Corona zurück. Das passiert", so Wolff.

Wenn es nach ihm geht, ist der Teamleader beim Finale in Abu Dhabi wieder mit von der Partie. "Wir haben schon Tests gesehen, die innerhalb von zehn Tagen negativ ausgefallen sind. Ich denke, das ist absolut möglich", hofft der Teamchef. "Aber wir müssen die Situation beobachten. Es gab auch schon viele Sportler, die lange nach den Symptomen positiv getestet wurden und nicht mehr ansteckend waren. Das ist etwas, dass sich die FIA anschauen muss."