Romain Grosjean hat zwei Tage nach seinem heftigen Feuerunfall beim Großen Preis von Bahrain 2020 sein erstes Interview gegeben. Im ersten französischen Fernsehen äußerte sich der Formel-1-Pilot erstmals sehr viel ausführlicher als in seinen bisherigen Video-Botschaften via Instagram und sprach zum ersten Mal auch darüber, wie er die je nach Messung 27 bis 30 Sekunden in den Flammen erlebte.

Wie in seinen bisherigen Postings präsentierte sich Grosjean gut aufgelegt, witzelte, seine wegen Verbrennungen bandagierten Hände würden aussehen wie die von Mickey Mouse. „Ich weiß nicht, ob das Wort Wunder existiert oder ob ich es benutzen kann, aber auf jeden Fall würde ich sagen, dass es für mich noch nicht an der Zeit war“, sagte Grosjean bei ‚TF1‘.

Romain Grosjean: Unfall größer als alles in Hollywood

So wohlauf sich der Franzose auch gab, so sehr auch Teamchef Günther Steiner bereits versicherte hatte, er habe Grosjean mental in bestem Zustand erlebt, so sehr weiß der 34-Jährige selbst darum, dass psychologische Betreuung nach dem frontalen Aufprall mit 221 km/h und 53G sowie dem folgenden Inferno womöglich erforderlich sein wird.

„Ich denke, dass sicher eine gewisse psychologische Arbeit nötig sein wird, denn ich sah wirklich den Tod kommen“, sagte Grosjean. „Selbst in Hollywood gibt es solche Bilder nicht. Es ist der größte Crash, den ich in meinem Leben je gesehen habe. Das Auto, das Feuer fing, explodierte und auch die Batterie, die in Flammen aufging, das hat dem Einschlag noch viel Energie hinzugefügt“, schilderte Grosjean.

Grosjean nach Unfall im Feuer: Dachte an Niki Lauda

Die Zeit im Cockpit erlebte der Franzose wie in Zeitlupe. „Es hat sich viel länger angefühlt als 28 Sekunden. Ich sehe, wie mein ganzes Visier orange wird, ich sehe die Flammen auf der linken Seite des Autos“, erinnerte sich Grosjean an seine Gedanken. „Ich dachte an viele Dinge, einschließlich Niki Lauda, und ich dachte, dass es nicht möglich ist, so zu enden. Nicht jetzt. Ich konnte meine Geschichte in der Formel 1 nicht so beenden.“

Zweigeteilt! Warum fing Grosjeans Formel 1-Auto Feuer?: (12:27 Min.)

Dann habe er auch an seine Kinder gedacht. „Für meine Kinder habe ich mir dann selbst gesagt, dass ich da hinaus muss. Ich habe meine Hände ins Feuer gehalten, ich konnte es auf dem Chassis brennen spüren. Ich bin ausgestiegen, dann habe ich gespürt, wie jemand an dem Anzog zog, da wusste ich, dass ich draußen war“, berichtete Grosjean von der Rettung durch Formel-1-Arzt Dr. Ian Roberts.

Familie Grosjeans größte Sorge

Wenig überraschend waren es auch die Worte seiner Kinder, die Grosjean von allen unzähligen Botschaften am meisten rührten. Sein fünfjähriger Sohn Simon hätte gesagt, Grosjean verfüge über magische Kräfte und ein magisches Liebesschild. „Das sind sehr starke Worte. Mein Ältester, Sacha, der sieben Jahre halt, ist rationaler, er versucht, es zu verstehen. Und mein Kleiner hat ein Bild gemalt ‚Für Daddys Aua auf seinen Händen‘“, berichtete der stolze Familienvater.

Die Familie sei selbst während des Unfalls seine größte Sorge gewesen. „Ich habe mir mehr Sorgen um meine Familie und meine Freunde gemacht, natürlich sind meine Kinder meine größte Quelle von Stolz und Energie, als um mich selbst“, sagte Grosjean.

Grosjean sieht Dinge anders, trotzdem weiter Racing

Der Unfall habe für ihn in jedem Fall etwas geändert, so Grosjean weiter. „Es gibt ein Gefühl, froh zu sein, am Leben zu sein und Dinge anders zu sehen“, sagte der Franzose. „Es war fast wie eine zweite Geburt. An diesem Tag aus den Flammen gestiegen zu sein ist etwas, das mein Leben für immer prägen wird.“

Auf den Rennsport verzichten will Grosjean deshalb nicht. „Ich muss auch zurück ins Auto, sofern möglich in Abu Dhabi, um meine Story mit der Formel 1 anders zu beenden“, ergänzte der Franzose. Teamchef Günther Steiner will sich spätestens am kommenden Montag mit Grosjean über einen Einsatz beim Formel-1-Saisonfinale abstimmen. Am kommenden Wochenende übernimmt Ersatzfahrer Pietro Fittipaldi das Cockpit Grosjeans.