Mit Nikita Mazepin steht der erste Formel-2-Aufsteiger für die Formel-1-Saison 2021 fest. Noch ist nicht klar, ob sich die Spekulationen bewahrheiten und Mick Schumacher im kommenden Jahr an der Seite des Russen für Haas starten wird. Sollten sich die US-Amerikaner für diese beiden Rookies entscheiden, ist es ein mutiger Schritt. Sowohl Schumacher als auch Mazepin nehmen erfahrungsgemäß einen langen Anlauf - wenn auch nicht freiwillig, wie die Neuverpflichtung klarstellt.

"Ich muss ehrlich sein und zugeben, dass das keine Absicht ist", so Mazepin mit Blick auf seinen nicht sonderlich steilen Karriereverlauf. Der 21-Jährige stieg 2015 in den Formelsport ein und bahnt sich unter anderem über Formel Renault 2.0, Formel 3, GP3 und Formel 2 den Weg in die Königsklasse. Als größter Erfolg steht die Vizemeisterschaft in der GP3 Series 2018 zubuchen, in der er sich dem vergangenes Jahr tödlich verunglückten Anthoine Hubert geschlagen geben musste.

Vor dem Finale der Formel 2 am kommenden Wochenende steht er auf Rang drei der Gesamtwertung. Sowohl in der F2 als auch in den zuvor in Angriff genommenen Rennserien brauchte er genau wie Mick Schumacher ein Lehrjahr, um den Anschluss an die Spitze herzustellen. Seine Debütsaisons in Formel 3 und Formel 2 beendete er auf den Plätzen 20 und 18. Die Senkrechtstarter-Qualitäten eins Charles Leclerc oder George Russell lassen diese Resultate vermissen.

Die Lernkurve ist bei Mazepin deutlich erkennbar, jedoch keineswegs auf diese Weise gewollt. "Das ist definitiv nicht mein Ansatz", stellt der Youngster klar. "Als Rennfahrer ist es mein Ziel, immer auf meinem höchstmöglichen Level zu performen. Aber leider läuft es nicht immer so, wie man sich das vorstellt. Diese Rennserien sind ein Sport, bei dem mehr als nur eine Person eine Rolle spielt."

Äußere Umstände verantwortlich für späte Resultate

Dass Mazepin durch die Milliarden seines Vaters Dmtry alle Möglichkeiten hat, etwaige Erfahrungsrückstande durch viel private Streckenzeit aufzuarbeiten, ist kein Geheimnis. Dennoch glaubt er nicht, dass Routine der alleinige Grund für die bisherigen Entwicklungskurven in seiner Karriere ist. "Ich habe es in meiner Karriere einfach noch nicht geschafft, das Team, mich selbst und das Setup so hinzubekommen, dass ich von Anfang an abliefern konnte", erklärt er. "Das ist der Grund, weshalb die Resultate bei mir etwas später gekommen sind."

In der Formel 1 weht jedoch ein stärkerer Wind als in den Nachwuchsserien, wo deutlich weniger Aufmerksamkeit und dementsprechend weniger Druck auf den Piloten lastet. "Ich habe in der Vergangenheit mehr Zeit gebraucht, aber ich hoffe, dass sich das in der F1 ändert. Ich fahre jetzt schon ein paar Jahre im Formelsport und ich glaube, dass diese Autos meinem Fahrstil entgegenkommen", ist Mazepin zuversichtlich, dass er seinen Ruf als Nachzügler auf der großen Bühne ablegen kann.

Mazepin spürt Druck: Teamkollegen schlagen

Die Umstände seines F1-Debüts könnten ihm was das angeht sogar in die Karten spielen. Anders als in den Einheitsserien, wo jeder Fahrer über das gleiche Auto verfügt, gibt es an der Spitze des Sports nur den direkten Vergleich mit dem Teamkollegen. Angesichts der Gerüchte um Mick Schumacher ist es unwahrscheinlich, dass Mazepin bei Haas auf einen erfahrenen Piloten trifft, der ihm viele Schritte voraus ist und dementsprechend eine höhere Messlatte darstellt.

Mit einem Rookie an seiner Seite bestünde absolute Chancengleichheit. Für Mazepin soll das allerdings keine Rolle spielen. "Mein Job ist, meinen Teamkollegen zu schlagen und mein Bestes zu geben. Der Druck lastet trotz allem auf meinen Schultern", stellt er klar. Bereit für das harte Geschäft zu sein heißt für ihn auch, es mit jedem Teamkollegen aufzunehmen: "Ich bin bereit für die Formel 1 und das will ich zeigen, und zwar in erster Linie meinem Team."

Die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit dürfte angesichts der Performance von Haas in den vergangenen zwei Jahren nicht allzu hoch sein. Nach drei starken Jahren im Mittelfeld rutschte der Rennstall des Industriellen Gene Haas 2019 ans Ende des Feldes ab. Auch in der laufenden Saison befindet sich das Team auf Platz neun der Gesamtwertung und hält einzig Williams hinter sich.

Mazepin zwischen Ambitionen und Bescheidenheit

"Ich erwarte von mir, dass ich unter Berücksichtigung des Potentials und der Performance des Autos gute Leistungen zeige und ich glaube, dass ich von der Pace immer nah an meinem Teamkollegen dran sein werde", so Mazepin. Der Vergleich mit den Fahrern anderer Teams ist für ihn als Neueinsteiger zweitrangig.

"Unabhängig davon wie gut unser Auto performt, bin ich an einem Punkt in meiner Karriere, an dem ich ein junger Fahrer bin und es irrelevant ist, ob das Auto gut ist oder nicht", sagt er. "Mein Fokus liegt darauf, mich in der F1 einzufinden. Das Auto ist anders als das was ich kenne und auch der Kalender ist fast doppelt so lang. Das sind die Herausforderungen, die jetzt vor mir liegen und auf diese werde ich mich konzentrieren."