Lewis Hamilton hat beim Formel-1-Rennen in Bahrain ungefährdet seinen elften Saisonsieg gefeiert. Der Weltmeister ließ an einem turbulenten Sonntag zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel am 95. Triumph seiner Karriere aufkommen. Hinter dem Briten komplettierten Max Verstappen und Alexander Albon das Podest. Der Grand Prix wurde durch einen Feuerunfall von Romain Grosjean nach dem ersten Start überschattet.

Der Franzose war in der Startphase nach der dritten Kurve durch Eigenverschulden mit Daniil Kvyat kollidiert. Grosjeans Haas zerbrach beim Einschlag in die Leitplanke und fing Feuer. Der 34-Jährige konnte sich aus eigener Kraft aus den Flammen befreien und wurde mit leichten Verbrennungen und dem Verdacht auf Rippenbrüche zur weiteren Untersuchung ins Krankenhaus geflogen.

Beim Restart kam es erneut zu einem Zwischenfall mit Kvyat. Der Russe touchierte Lance Stroll, woraufhin dieser sich überschlug. Hamilton hatte das Rennen auch nach der Safety-Car-Phase sicher unter Kontrolle. Er kontrollierte den Vorsprung auf Verstappen das gesamte Rennen über souverän und gewann nach 57 Runden mit knapp einer halben Minute Vorsprung. Sergio Perez fiel drei Runden vor Schluss mit einem kapitalen Motorschaden aus, wodurch Alexander Albon das zweite Podest seiner Karriere abstaubte.

Die Punkteränge: Das Rennen wurde durch den Defekt bei Perez hinter dem Safety Car beendet. Die Top-10 wurden von Lando Norris, Carlos Sainz, Pierre Gasly, Daniel Ricciardo, Valtteri Bottas und Esteban Ocon komplettiert. Ferrari erlebte nach dem Aufschwung in den Europarennen erneut einen herben Rückschlag. Charles Leclerc wurde nach einer starken Startphase nur Zehnter. Sebastian Vettel kämpfte von Beginn an mit der Balance seines Autos und überquerte die Ziellinie auf Platz 15.

Formel 1, WM-Stand 2020: Rückschlag für Racing Point

Der WM-Stand: In der Fahrerwertung beträgt der Vorsprung von Bottas auf Verstappen nur noch zwölf Punkte. Red Bulls Teamleader holte 15 WM-Zähler auf und hat damit weiter alle Chancen, die Saison als Zweiter hinter Hamilton abzuschließen. Im Kampf um Platz vier geht es weiter eng zu. Perez verpasste durch seinen Ausfall die Chance sich abzusetzen und wurde stattdessen durch Ricciardo verdrängt, der nun zwei Punkte vor ihm liegt. Leclerc, Norris, Sainz und Albon sind ebenfalls noch in Schlagdistanz.

Die erste Nullnummer der Saison kam für Racing Point zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. McLaren holte mit 22 Punkten einen Big Point und ist in der Konstrukteursweltmeisterschaft wieder Dritter. Racing Point liegt 17 Punkte dahinter, Renault fehlen weitere zehn Punkte. Ferrari ist nach dem schwachen Abschneiden in Bahrain mit 40 Zählern Rückstand auf McLaren wieder weit von Rang drei entfernt.

Horror-Unfall von Grosjean: Auto zerbricht und fängt Feuer

Die Startphase: Hamilton erwischte einen optimalen Start, während Bottas von Startplatz zwei einmal mehr schlecht wegkam. Der Finne wurde sogleich von Verstappen und Perez kassiert und vor der ersten Kurve von Albon und Ricciardo in die Zange genommen, die ebenfalls durchrutschten. Hinter der Spitze ging es im Mittelfeld wild zu. Stroll ging in Kurve zwei weit, Räikkönen kam in Turn drei ebenfalls von der Strecke ab.

In Folge des dadurch entstandenen Ziehharmonikaeffekts sah Grosjean sich dazu veranlasst, von der linken Seite der Strecke einen scharfen Richtungswechsel einzuleiten. Er zog über die gesamte Breite des Asphaltbands herüber und übersah dabei Kvyat. Grosjean touchierte den AlphaTauri am linken Vorderrad und bog im spitzen Winkel in die Streckenbegrenzung ab.

Der Haas schlug in die durch eine Bergungstasche hervorstehende Leitplanke ein. Das Auto zerbrach hinter dem Monocoque, welches die Leitplanke durchschlug und darin stecken blieb. Grosjean befreite sich aus eigener Kraft aus den Flammen und kam mit leichten Verbrennungen an Handgelenken und Knöcheln sowie Prellungen davon. Er wurde zu weiteren Checks ins Militärkrankenhaus geflogen. Die Aufräum- und Reparaturarbeiten nahmen über eine Stunde in Anspruch.

Romain Grosjean entstieg dem Inferno mit leichten Verletzungen, Foto: LAT Images
Romain Grosjean entstieg dem Inferno mit leichten Verletzungen, Foto: LAT Images

Safety Car nach Überschlag von Stroll

Der Restart: Um 18:40 Uhr Ortszeit wurde das Rennen ein zweites Mal gestartet. Das Grid wurde nach der Reihenfolge der Piloten auf Höhe der Safety-Car-Linie nach dem ersten Start ermittelt. Alle zwischen diesem Punkt und der roten Flagge vollzogenen Überholmanöver wurden nicht berücksichtigt. Demzufolge startete Hamilton vor Verstappen, Perez, Bottas, Albon und Ricciardo.

Ein Teil der Teams nutzte die Unterbrechung zum Reifenwechsel. Gasly, Vettel, Magnussen und Latifi starteten auf dem harten Reifen. Sainz und Kvyat waren die beiden einzigen Piloten, die sich für Soft entschieden. Beim Erlöschen der Ampeln blieb Hamilton erneut komfortabel vorne. Perez kassierte Verstappen, doch der Red-Bull-Pilot hielt in Kurve eins innen rein und behauptete Position zwei. Dahinter folgten Bottas und Albon.

Nach einer halben Runde bremste der nächste Zwischenfall das Rennen aus. Kvyat missglückte in Kurve acht ein Überholmanöver auf Stroll. Der Racing Point des Kanadiers überschlug sich bei der Kollision und kam kopfüber zum Stehen. Die Stewards riefen eine Safety-Car-Phase aus. Bottas musste nach der ersten Runde aufgrund eines Reifenschadens einen unplanmäßigen Boxenstopp einlegen, während Vettel sich im Boxenfunk über einen Move von Leclerc in Kurve eins beschwerte.

Ferrari kommt unter die Räder

Der frühe Rennverlauf: In Runde neun erfolgte der zweite Restart. Hamilton hatte erneut alles im Griff, dahinter hielten auch Verstappen, Perez, Albon und Norris ihre Positionen. Ocon musste sich im Kampf um Platz sechs den Angriffen von Leclerc erwehren. Der Ferrari-Pilot fand keinen Weg vorbei und stand daraufhin unter Druck von Ricciardo und Sainz, die ebenfalls miteinander kämpften.

Verstappen versuchte mit allen Mitteln den Anschluss an Hamilton zu halten und blieb zunächst auf anderthalb Sekunden am Leader dran. Perez musste abreißen lassen und hielt dabei Albon auf Abstand. Im Mittelfeld wurde Leclerc nach der Freigabe des DRS gnadenlos durchgereicht. Sainz, Ricciardo und Gasly gingen ohne große Mühe am Monegassen vorbei.

Im Kampf um Platz 14 drehte sich Vettel in Kurve elf und fiel auf die letzte Position zurück. Im Boxenfunk klagte er über einen unfahrbaren Ferrari. Bottas tat sich auf dem harten Reifen schwer, das Feld aufzurollen. Erst hing er hinter Latifi fest, dann bereiteten ihm auch Räikkönen und Russell Probleme.

Verstappen attackiert auf harten Reifen

Die erste Boxenstopp-Phase: In Runde 16 entledigt sich Ricciardo nach einem beschwerlichen ersten Stint seines Medium-Reifens und zog den Hard-Compound auf. Teamkollege Ocon stoppte eine Runde später und holte sich einen neuen Satz Medium ab. Kvyat kam ebenfalls zum Service und hielt seine 10-Sekunden-Zeiststrafe für die Kollision mit Stroll ab.

Hamilton klagte über Vibrationen und bog in der 19. Runde zum Boxenstopp ab. Der Führende ging für den zweiten Stint noch einmal auf den Medium-Reifen. Albon setzte auf die gleiche Strategie. Verstappen und Perez reagierten eine Runde später, entschieden sich allerdings beide für den harten Reifen.

Renault verpennt Teamorder

Der weitere Rennverlauf: Verstappen versuchte verzweifelt den Rückstand auf Hamilton zu verkürzen, doch der Brite reagierte sofort und matchte die Rundenzeiten seines Verfolgers. Hinter dem Führungsduo beantwortete Perez im Fernduell die Attacken von Albon und hielt den Red Bull auf Abstand.

Bottas zeigte im Verlauf seines ersten Stints Performance-Einbußen. Nachdem er von Norris überholt wurde, kam er zum zweiten Reifenwechsel von Hard auf Medium an die Box. Durch den zweiten Service rutschte er aus den Top-10 heraus. Vor ihm hing Ricciardo im Kampf um Platz sechs hinter Ocon fest.

Bevor Renault den schnelleren Fahrer per Teamorder vorbeiwinken konnte, wurde dieser von Sainz geschnappt. Der Spanier machte auch mit Ocon kurzen Prozess. Erst als Sainz schon um fünf Sekunden enteilt war, wurde Ocon angewiesen Ricciardo vorbeizulassen. Letzterer war im Gegensatz zum Medium-bereiften Franzosen auf dem Hard-Compound unterwegs.

Red Bull verpatzt Verstappens Stopp

Die zweite Boxenstopp-Phase: In Runde 34 kam Verstappen zum zweiten Service. Die Boxencrew brauchte beim Wechsel auf einen neuen Satz Hard zu lange. Mercedes reagierte eine Runde später mit Hamilton auf den Undercut. Der Weltmeister musste nach zwei Stints auf Medium eine andere Reifemischung aufziehen. Die Wahl seiner Strategen fiel auf Hard. Er nahm sein Rennen unmittelbar vor Perez wieder auf.

Racing Points Einzelkämpfer leistete in Runde 37 seinen zweiten Boxenstopp ab. Er fiel nach dem Wechsel auf Hard hinter das McLaren-Duo Norris und Sainz auf die fünfte Position zurück. In den darauffolgenden Runden leistete der Großteil des Feldes ebenfalls den zweiten Boxenstopp ab. Für Bottas war der Wechsel auf Medium im 39. Umlauf der dritte Service.

Mercedes-Motor lässt Perez im Stich

Die Schlussphase: In der 46. Runde stoppte Verstappen ebenfalls ein drittes Mal. Für die letzten zehn Runden ging er auf einen angefahrenen Satz Medium-Reifen, um die zu diesem Zeitpunkt bereits bei ihm liegende schnellste Rennrunde samt Bonuspunkt abzusichern. Hinter der Spitze setzten sich Norris und Sainz in der Schlussphase gegen Gasly durch, der als einziger auf einer Einstopp-Strategie war.

Drei Runden vor Schluss erlitt Racing Point einen bitteren Tiefschlag, als der Bolide von Perez zuerst starke Rauchzeichen von sich gab und dann im Mittelsektor ausrollte. Der Mexikaner und sein Team verloren dadurch einen wichtigen Podestplatz im Kampf um Platz drei der Konstrukteursweltmeisterschaft. Albon erbte den dritten Platz. Die schnellste Rennrunde blieb durch die Neutralisierung bis zur Zielflagge bei Verstappen.

Die Top-Facts des Rennens

  • Hamilton feiert 11. Saisonsieg
  • Grosjean übersteht Horror-Unfall
  • Ferrari erleidet Rückschlag
  • Racing Point verliert Platz drei
Zweigeteilt! Warum fing Grosjeans Formel 1-Auto Feuer? (12:27 Min.)