Die Formel-1-Saison 2020 markiert Valtteri Bottas' vierte WM-Niederlage in Serie, seitdem er von Mercedes als Teamkollege für Lewis Hamilton verpflichtet wurde. Wieder einmal ist der Titelkampf für Bottas außerdem frühzeitig zu Ende, beim viertletzten Rennen hat der übermächtige Gegner diesmal den Sack zugemacht.

Auf den ersten Blick scheint das zu sagen: Hamilton ist für Bottas schlicht uneinholbar. Doch Bottas sieht auch im vierten Mercedes-Jahr wieder einen Schritt nach vorne, und einen Schritt näher hin zu Hamilton. Eine Feststellung, die auch der Rekord-Weltmeister teilt.

Bottas' Punkte-Rückstand auf Hamilton irreführend?

"In diesem Sport kann die Punktedifferenz riesig aussehen, ich weiß, aber am Ende kam es auf kleine Abstände an", hält Bottas am Donnerstag vor dem Bahrain-GP fest. "Und ich konnte auf dem hohen Level dieses Jahr nicht so konstant abliefern wie Lewis. Das hat denke ich den Unterschied gemacht."

"Manchmal hat sehr wenig entschieden, wo wir im Qualifying oder im Rennen gelandet sind", so Bottas. "Was die Strategie anging, für die ich und er gepusht haben. Wie Dinge endeten." Regelmäßig bewegte er sich auf Augenhöhe mit Hamilton, besonders im Qualifying hatte er einmal mehr zugelegt. Nur die letzte perfekte Runde, die fehlte ihm am Samstag oft. Es waren Hundertstel, mit denen sich Hamilton die Pole und damit den Vorteil für das Rennen sicherte.

Auch Hamilton zollt Bottas' Qualifying-Leistungen seinen Tribut: "Ja, da ist der Punkteabstand, aber in vielen Qualifyings waren es die kleinsten Lücken. Da hat er die Lücke fast zu, das macht es zu einer ziemlichen Herausforderung. Das war letztes Jahr schon so, dieses Jahr galt das auch."

Renn-König Hamilton lässt Bottas stehen

"Im Renn-Trimm, da siehst du natürlich meine Konstanz, die den Unterschied macht", meint Hamilton. "Aber wenn du dir die Rennwochenenden anschaust, dann war es sehr eng. Nur sind das dann immer sieben Punkte, und Valtteri hatte auch Pech mit der Zuverlässigkeit. Das macht die Lücke noch größer, als sie wirklich ist."

Bottas und Hamilton in der Pressekonferenz von Bahrain, Foto: LAT Images
Bottas und Hamilton in der Pressekonferenz von Bahrain, Foto: LAT Images

Bottas kann zumindest bei zwei seiner drei Nuller Pech anführen. In Silverstone platzte ihm der Vorderreifen zwei Runden zu früh, er blieb punktelos - während Hamilton mit kaputtem Reifen den Sieg rettete. Und auf dem Nürburgring ging das Auto kaputt, hier war er komplett schuldlos. Sich auf Unglück rausreden will Bottas aber nicht: "Es gab auch Rennen, in denen Lewis besser war. So hat er den Unterschied gemacht."

Hamilton von Bottas' mentaler Stärke beeindruckt

Das alles motiviert Bottas: "Es gibt viel Positives, ich habe mich in vielen Bereichen verbessert. Sicher hat es für den Titel nicht gereicht" - aber er hat gesehen, dass sich mit Hamilton messen kann. "Ich werde für die Zukunft weiter richtig pushen, weil ich spüre, dass ich jedes Jahr besser werde. Das gibt mir Hoffnung. Es motiviert mich, noch mehr zu pushen, weiter zu machen, besonders für das nächste Jahr."

Hamilton fordert hierbei Respekt für seinen Teamkollegen, der in den Augen des Briten das Level im Team immer höherschraubt: "Er kommt jede Woche mit der gleichen Mentalität. Er beschwert sich nie, ist immer auf seinen Job fokussiert. Ich kenne keinen anderen Fahrer, der das hier so macht. Das haben wir denke ich gemeinsam. Mental ist er einer der stärksten Fahrer hier."

So geht Bottas auch die letzten drei Rennen der Saison 2020 an: "Sicher bin ich zuversichtlich. Das muss bei jedem Rennen der gedankliche Ansatz sein. Wenn du den nicht hast, musst du herausfinden, wie du ihn bekommst."