Sport, Kultur, Industrie, Bildung, Tourismus oder Gastronomie: Das Coronavirus frisst sich weltweit durch die Gesellschaft. Da bildet die Formel 1 keine Ausnahme. Auch die Königsklasse des Motorsports litt und leidet noch immer unter den Auswirkungen der Pandemie. Der kommerzielle Rechteinhaber Liberty Media kommunizierte im zweiten und dritten Quartal des Jahres nicht nur gegenüber 2019 drastisch eingebrochene Umsätze, sondern auch herbe finanzielle Verluste.

Vor allem signifikante Nachlässe bei den Antrittsgebühren der Rennen zeichneten dafür verantwortlich. Statt die Promoter viel Geld für einen Besuch der Formel 1 zahlen zu lassen, musste die F1 sogar teilweise drauflegen. Nur durch ein derartiges Mietmodell konnten die Ausrichter auch ohne Zuschauer - oder nur sehr wenige - ihre Rennen realisieren.

Corona stürzt Formel 1 samt Teams in Krise

Neben der Formel 1 selbst erschütterte die Krise auch die Teams. Immerhin sind deren Preisgelder an die Einnahmen des Rechteinhabers gekoppelt. Wird der Kuchen insgesamt kleiner, wird es auch jedes einzelne Stück. Diverse Sparmaßnahmen für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft steuerten gegen. Dennoch gerieten einige Teams in Turbulenzen, allen voran McLaren und Williams schrieben negative Schlagzeilen.

Doch auch das keine US-Team Haas F1 tat sich schwer. Besonders deutlich, wortwörtlich sichtbar, wurde das auf sportlicher Ebene. Nicht ein einziges Update brachte Haas im Saisonverlauf an den VF-20. Wie dramatisch die Situation wirklich war, verdeutlichte kurz vor dem Saisonende nun Teamchef Günther Steiner.

Steiner: Chance für Haas-Aus war groß

Frage vor dem drittletzten Rennen des Jahres in Bahrain an den Südtiroler: Hat Haas angesichts des schlechten Jahres und der ausbleibenden Ergebnisse 2020 überhaupt etwas richtig gemacht? Daraufhin bekam sich Steiner vor Lachen erst einmal kaum ein. Längst hat bei dem 55-Jährigen angesichts der sportlichen Perspektivlosigkeit im laufenden Jahr der Galgenhumor Einzug gehalten - nichts Neues also.

Neu war hingegen, wie kurz Haas offenbar vor dem völligen Aus gestanden haben soll. "Wir haben überlebt, das haben wir richtig hinbekommen. Ich denke, dabei belasse ich es. Es gab eine große Chance, dass wir nicht mehr hier gewesen wären“, verriet Steiner vor dem Großen Preis von Bahrain am Wochenende. „Ich denke, dass sich alle zusammengenommen haben - und jetzt sind wir hier, um zu bleiben.“

Schlecht auf der Strecke, aber gut im Retten des Teams

Damit zielte Steiner auf die Zukunft. Das neue Concorde Agreement für die Zeit ab 2021 hat der Teambesitzer, US-Fräsenmogul Gene Haas, unterzeichnet. Steiner weiter: „Vielleicht waren wir dieses Jahr auf der Strecke nicht gut, aber wir waren gut darin, was die Zukunft von Haas F1 anbelangt - und, was die Zukunft der Formel 1 angeht. Denn ich denke, dass genauso sehr wie wir denken, dass sie uns nicht brauchen, die Formel 1 Leute oder Teams wie Haas F1 braucht.“

Dass die Saison sich nun ihrem Ende neige, sei allerdings nichts als ein Segen. „Wir sind alle müde“, sagte Steiner mit Blick auf den 2020 so eng gestauchten Kalender mit gleich drei Tripleheadern. „Das wollen die Leute nicht. Sie wollen auch nicht so nah an Weihnachten herankommen“, ergänzte Steiner. In Abu Dhabi steigt am 13. Dezember das letzte Saisonrennen - keine zwei Wochen vor Heiligabend.

Saisonende ein Segen wie Saison selbst

Dennoch müsse man auch dankbar sein, so der Haas-Teamchef. „Wir können uns noch immer glücklich schätzen, überhaupt eine Saison gehabt zu haben. Es ist ein Segen, dass sie jetzt endet. Aber es ist auch ein Segen, dass wir dieses Jahr überhaupt etwas zu tun hatten.“

Ihr Notfall-Programm in Sachen Kalender habe die Formel 1 jedenfalls großartig hinbekommen, lobte Steiner. „Wir hatten sogar eine sehr interessante Saison - aus sportlicher Sicht. Da war alles gut“, sagte Steiner. „Wir hatten keine Zuschauer und keine Einnahmen, aber zumindest ging der Sport weiter und für den Sport war es kein schlechtes Jahr, finde ich. Ich will nicht sagen, dass es ein gutes Jahr war, aber es war auch kein schlechtes. Es hätte viel schlechter sein können.“

Mick Schumacher? Haas will Formel-1-Fahrer bald verkünden

Für die Zukunft wird sich Haas in der Formel 1 zumindest in Sachen Fahrer komplett neu aufstellen. Die Trennung von den aktuellen Piloten Romain Grosjean und Kevin Magnussen vollzog das Team bereits, die Nachfolger-Frage soll bald beantwortet sein. Zumindest bestätige Steiner in Bahrain nach mannigfaltigen Berichten und Gerüchten erstmals selbst, eine Bekanntgabe werde „bald“ erfolgen.