Der Formel-1-Kalender der Saison 2020 hat die Herzen von Fahrern und Fans höherschlagen lassen. Wegen der Corona-Pandemie fanden die Rennen überwiegend in Europa statt. Die Königsklasse des Motorsports kehrte zurück an klassische Rennstrecken wie das Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola und den Nürburgring. Erstmals gab es auch einen Grand Prix Mugello. Im nächstjährigen Rekord-Kalender, der 23 Rennen umfasst, sucht man diese Strecken vergeblich. Stattdessen fährt die Formel 1 wieder auf Kursen wie jenem in Paul Ricard.

"Ich habe immer lautstark gesagt, dass ich nicht mit der Entscheidung einverstanden bin, die Rennen auf übergroßen Supermarktparkplätzen zu veranstalten", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Auf den Strecken spielt das fahrerische Können eine kleinere Rolle. Deswegen mag ich das Racing in Imola, Mugello und allen Strecken, auf denen du bestraft wirst, wenn du Fehler machst."

Track Limits waren in Portimao ein großes Thema

Das Rennwochenende in Portimao hat gezeigt, welche Probleme auf modernen Kursen auftreten. In den Freien Trainings am Freitag wurden mehr als 120 Rundenzeiten gestrichen, weil die Piloten die Track Limits überschritten. Die asphaltierten Auslaufzonen erlauben ihnen, über die Streckenbegrenzung hinaus zu fahren. Davon sind aber auch die traditionellen Strecken betroffen. In Imola gibt es zwar noch überwiegend Kiesbetten in den Kurven. Doch dort, wo es die Gegebenheiten erlauben, reizen die Fahrer die Grenzen aus und überschreiten die Track Limits. Beim Emilia Romagna GP löschten im einzigen Freien Training am Samstagmorgen die Stewards 60 Rundenzeiten.

Formel 1 verurteilt Track Limits in Imola: Töten das Racing! (13:56 Min.)

Für Wolff gibt es deswegen nur eine sinnvolle Lösung: "Ich denke, wir müssen die Kiesbetten zurückbringen. Sie stellen sicher, dass du nicht ohne einen Nachteil zurück auf die Strecke fahren kannst, wenn du abgekommen bist. Ich denke, man kann die meisten Strecken darauf umrüsten. Aber ich bin ein Streckenarchitekt. Ich gebe nur meine Meinung als ehemaliger Rennfahrer ab, die auf den TV-Bildern beruhen, die wir in Mugello, Portimao und Imola gesehen haben", erklärt der Österreicher.

Kiesbetten sind nicht das Allheilmittel

Die Debatte um die Kiesbetten wird schon seit vielen Jahren geführt. Einer der Gründe, weshalb vermehrt asphaltierte Auslaufzonen an den Strecken zu finden sind, ist die Sicherheit. Auf Asphalt ist die Verzögerung höher. FIA-Rennleiter Michael Masi sagte nach dem Rennen in Mugello: "Nein, wir können nicht überall Kiesbetten haben. Es gibt keine Patentlösung, das haben wir oft gesagt. Wir müssen die richtigen Lösungen für jede Strecke finden. Daran werden wir weiter arbeiten, das haben wir auch mit den Fahrern diskutiert."

Das Formel-1-Management ist von der Klasse der alten Kurse überzeugt, auch wenn sie 2021 keine Rolle mehr im Kalender spielen werden. Ross Brawn, Sportdirektor bei Liberty Media, schrieb in seiner Kolumne nach dem Rennen in Imola: "Dieses Jahr haben wir ein paar klassische Strecken besucht, die für die Saison 2020 aber neu waren. Sie haben gezeigt, wie großartiges Racing durch das Layout entstehen kann. Das ist der Grund, weshalb wir beim Design und der Planung neuer Strecken beteiligt sein wollen. Wir wollen das Gelernte einbringen, weil wir glauben, jede neue Strecke bietet eine Gelegenheit, etwas Besondere zu erschaffen. Wir haben mit der Formel 1 und der FIA eine Organisation aufgebaut, die das leisten kann."