Der Formel 1 steht beim Dreierpack in Bahrain und Abu Dhabi ein weiteres außergewöhnliches Gastspiel bevor. Beim zweiten Rennen in Sakhir geht die Königklasse auf dem äußerst kompakten 'Outer Layout' des Bahrain International Circuit an den Start. Der Außenkurs verspricht die kürzeste Rundenzeit in der Geschichte der F1 und jede Menge Potential für Action. GPDA-Direktor Romain Grosjean ist dem Experiment gegenüber skeptisch. Landsmann Esteban Ocon reizt die exotische Streckenvariante.

"Ich bin davon nicht voll und ganz überzeugt", so Grosjean, der die Sicherheit auf dem nur 3,543 km langen Kurs mit lediglich elf Kurven in Frage stellt. Auf kurzen Rennstrecken wie dem Red Bull Ring oder Interlagos kommt es im Qualifying traditionell zu Staus, wenn Fahrer versuchen ausreichend Abstand zum Vordermann zu lassen. Gleichzeitig werden Piloten auf schnellen Runden bei dieser Bummelei regelmäßig behindert.

"Besonders wenn Autos antizyklisch fahren und du eine Mischung aus fliegenden und langsamen Runden hast, war das einfach nur gefährlich", erinnert der Franzose an das Phänomen, von dem er fürchtet, dass es durch den kurzen Außenkurs von Bahrain begünstigt wird. Die Rundenzeiten sollen unter 55 Sekunden liegen, die Renndistanz wird am Sonntag 87 Runden betragen.

Grosjean mit Kritik angeeckt

Sofern im Q1 alle 20 Fahrer gemeinsam auf der Strecke sind, wären sie in einem Abstand von 2,75 Sekunden um die gesamte Distanz der Runde verteilt. "Ein Albtraum", so Grosjeans Prophezeiung angesichts einer solchen Rush-Hour im Zeittraining. Als Direktor der Fahrergewerkschaft GPDA fühlte er sich bereits im Vorfeld berufen, die Thematik bei seinen Kollegen anzusprechen.

Mit Stellvertreter Sebastian Vettel habe er zuerst geredet. "Ich werde euch nicht zeigen, mit welchem Emoji er auf WhatsApp geantwortet hat", so Grosjean, der offenbar nicht nur auf den Zuspruch des Ferrari-Piloten stieß. "Ich habe meine Meinung über Sakhir mitgeteilt, aber sie hat anscheinend nicht jedem gefallen", räumt er ein, dass Liberty Media und der Promoter in Bahrain von seiner Kritik nicht begeistert waren.

Der Außenkurs in Bahrain dürfte für dichten Verkehr sorgen, Foto: LAT Images
Der Außenkurs in Bahrain dürfte für dichten Verkehr sorgen, Foto: LAT Images

Ocon steht auf Bahrain-Experiment

Renault-Pilot Esteban Ocon gehört zu denjenigen, die sich für das Experiment auf dem kurzen Layout begeistern können. "Ich bin der Meinung, dass das Racing geil wird", glaubt der 24-Jährige, der sich den Kurs bereits virtuell genauer angeschaut hat: "Ich habe ein paar Runden in meinem eigenen Simulator gefahren und es ist vor allem sehr schnell."

Zwar gibt es im Infield eine Links-Rechts-Kombination, doch abgesehen davon soll die Streckenvariante Racing im Stil der aus NASCAR und IndyCar bekannten Ovalrennen garantieren. "Wir haben vom eigentlichen Bahrain-Layout im Grunde nur noch die Geraden und zwei weitere Kurven. Die meisten Autos werden Windschatten fahren, es wird Strategie und Racing bis zur Zielflagge geben", prognostiziert Ocon. "Es wird wahrscheinlich der größte Fight, den wir in der Formel 1 in den letzten Jahren gesehen haben."

Formel 1 will besonderes Challenge für Fahrer & Teams

Teamkollege Daniel Ricciardo ist weniger enthusiastisch, zeigt sich aber auch nicht abgeneigt. "Als Fahrer ist es eine neue Herausforderung und es gibt ein paar neue Tricks zu lernen", so der Australier. Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. "Das ist alles Teil der Challenge und in der Weltmeisterschaft musst du ein kompletter Fahrer sein, der solche Dinge im Griff hat", so Pat Symonds, seinerseits Technik-Berater der Formel 1.

Der Brite, der zwischen 1982 und 2013 als Ingenieur in der Königsklasse aktiv war und dabei unter anderem an Michael Schumachers ersten beiden WM-Titeln mit Benetton beteiligt war. Symonds hofft nicht nur darauf, dass die Fahrer auf die Probe gestellt werden: "Natürlich haben die Teams viele Tools, um sich auf all diese Dinge vorzubereiten. Aber es wird eine schwierige Herausforderung. Manche werden dabei vielleicht verlieren, andere dafür profitieren."

In Bahrain wurde schon einmal mit einer alternativen Streckenvariante gespielt. 2010 fuhr die Formel 1 auf dem Langstrecken-Layout, was allerdings auf wenig Begeisterung stieß. "Bahrain sorgt normalerweise für gute Rennen, aber dieser Kurs war nicht so gut", gesteht Symonds. Um diesmal eine bessere Wahl zu treffen, wurde fleißig analysiert.

F1 ohne Angst vor weiterem Layout-Flop in Bahrain

"Wir haben alle verfügbaren Layouts evaluiert. Wir haben dafür sehr ausgefeilte Tools, die nicht nur die Runde simulieren. Sie ermöglichen uns, die Wahrscheinlichkeit für Überholmanöver und solche Dinge zu ermitteln", erklärt der Brite, der für das Nachtrennen optimistisch ist: "Wir sind uns sehr sicher, dass wir für ein spannendes Rennen sorgen und wir wollen den Fans dort wirklich etwas anderes bieten."

Grosjean ist vor allem daran gelegen, dass etwaige Risiken im Vorfeld ausgeräumt werden. "Ich habe bisher nur gesagt, dass es für mich knifflig aussieht. Wir werden sehen, wie es ist und ob es so bleibt. Ich denke nur, dass wir etwas unternehmen sollten und das sicherstellen, bevor etwas Schlimmes passiert."