Red-Bull-Pilot Max Verstappen zählte am Sonntag zu den großen Verlierern des Formel-1-Rennens in der Türkei. Der Niederländer war bei Regen und Mischbedingungen einmal mehr als großer Favorit in den Grand Prix gegangen, doch statt einem weiteren Husarenritt erlebte er eine wahre Odyssee. Nach einem katastrophalen Start verlor er auf dem Weg zurück an die Spitze die Geduld und vergab seine Chance auf den Sieg mit einem Flüchtigkeitsfehler.

"Es war ein sehr ätzendes, frustrierendes Rennen. Definitiv eines zum Vergessen", resümiert Verstappen ruhig und gelassen. Nach der Achterbahnfahrt zu einem enttäuschenden sechsten Platz sparte sich der sonst so temperamentvolle Red-Bull-Teamleader die emotionalen Ausbrüche. Der unrühmliche Ausgang des Rennens zeichnete sich ohnehin lange genug ab.

Vom zweiten Startplatz aus war Verstappen beim Erlöschen der Ampeln trotz schneller Reaktion kaum vom Fleck gekommen. Die Konkurrenz schoss links und rechts an ihm vorbei. Dass er es von der dreckigen Seite des Grids schwer haben würde, hatte er schon nach dem Qualifying befürchtet. "Ich hatte da innen einfach keinen Grip und dazu noch Anti-Stall. Das war einfach unfassbar", erklärt er die Misere.

Verstappen bleibt hinter Vettel und Perez stecken

Mit einer beherzten Startrunde rettete er sich immerhin zurück auf Position vier. Doch trotz starker Pace auf dem Regenreifen blieb seine Offensive stecken. An Ferrari-Pilot Sebastian Vettel fand er bis zu dessen Boxenstopp in Runde acht keinen Weg vorbei. Der Rückstand auf den Führenden Lance Stroll wuchs in dieser Zeit auf 15 Sekunden an.

Der Overcut gegen Vettel gelang und zunächst war Verstappen auf dem Regenreifen klar der schnellste Fahrer auf der Strecke. Doch die Strategen an seinem Kommandostand zögerten zu lange mit dem Wechsel auf Intermediates, sodass er sich nach dem Boxenstopp in Runde elf auf Platz drei hinter dem Racing-Point-Duo einordnen musste.

Verstappen schloss schnell zu Perez auf, doch hinter dem bei diesen Bedingungen außerordentlich starken Racing Point tat er sich noch schwerer als bei Vettel. Fünf Runden hing er dem Mexikaner im Getriebe, bis er in Kurve elf die Geduld verlor. Die Attacke in der schnellen Rechtskurve auf der Gegengeraden ging daneben und ruinierte sein Rennen schon in der 18. Runde.

Verstappen verliert Geduld und schmeißt Rennen weg

"Ich hatte nur versucht an ihm dranzubleiben, aber dann hatte ich einen massiven Downforce-Einbruch, kam auf den Kerb am Ausgang und auf die grüne Fläche", erklärt Verstappen den verhängnisvollen Fehler. Kurz zuvor hatte er im Boxenfunk trotz noch feuchter Strecke die Freigabe des DRS gefordert, da er unter den gegebenen Voraussetzungen schlichtweg keine Chance auf ein erfolgreiches Manöver gegen Perez sah.

"Es gab hier nur eine Linie, egal ob im Trockenen oder im Nassen. Du musstest dieser Linie exakt folgen. Das war wie ein Zug", sagt er. Auf der lackierten Fläche der Auslaufzone verlor er die Kontrolle über seinen RB16 und legte einen Highspeed-Dreher hin. Der Reifensatz war zerstört und der Anschluss an die Spitze nach dem ungeplanten zweiten Boxenstopp weg.

"Mit frischen Reifen konnte ich dann natürlich wieder sehr schnell auf die Fahrer vor mir aufholen, aber du kannst einfach nicht überholen", so Verstappen, der sich im Kampf im Verfolgerfeld abermals in der Sackgasse befand. Der Red Bull schien große Probleme damit zu haben, den Intermediate bei voranschreitender Laufleistung in Form zu halten, denn sowohl Verstappen als auch Teamkollege Alexander Albon leisteten sich auf abtrocknender Strecke mehr als einen Dreher.

Istanbul-Asphalt verhindert Überholmanöver und Slick-Poker

Verstappen wäre es in seiner aussichtslosen Lage am liebsten gewesen, den Strategie-Poker auf die Spitze zu treiben, doch die Bedingungen ließen keinen Wechsel auf Trockenreifen zu. "Die Tatsache, dass die Strecke nicht trocken werden wollte, bedeutete, dass wir nicht auf Slicks gehen und auf dem Intermediate bleiben mussten, der sehr schnell zerstört wurde", so der 23-Jährige.

Schlussendlich überquerte er die Ziellinie nach drei Boxenstopps mit 45 Sekunden Rückstand auf Sieger Lewis Hamilton. Für Verstappen eine bittere Niederlage, schien er die kniffligen Bedingungen auf dem neuen Asphalt sowohl bei trockenen als auch bei nassen Bedingungen fest im Griff zu haben. In allen drei Trainings fuhr er Bestzeit, genauso in den ersten beiden Segmenten des Qualifyings.

Doch ausgerechnet im entscheidenden Q3 und im Rennen konnten er und sein Team das Potential nicht umsetzen. "Bei Bedingungen, in denen wir uns das gesamte Woche über sehr stark fühlten, haben wir in einem unglaublich schwierigen Rennen unsere Ziele verfehlt", so Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Die Plätze sechs und sieben sind ein enttäuschendes Ende unseres 300. Rennens."