Alexander Albon zog sich beim Chaos-Qualifying der Formel 1 in der Türkei achtbar aus der Affäre. Auf dem Weg zum vierten Startplatz überkam den Red-Bull-Fahrer allerdings gleich mehrfach ein schlechtes Bauchgefühl. Albon empfand Regen in Kombination mit dem ohnehin rutschigen Asphalt als zu gefährlich und kritisierte außerdem die Bergung von Nicholas Latifis Auto.

"Das war dumm. Ich bin mir sicher, dass wir auch noch fünf Minuten hätten warten können, bis der Kran weg ist", so der Thailänder. Williams-Rookie Latifi war am Ende des Q1 in Kurve acht abgeflogen und im Kiesbett steckengeblieben. Obwohl die Bergungsarbeiten noch nicht vollständig abgeschlossen waren, gab die Rennleitung das Q2 frei.

"Ich denke, sie haben versucht es vor Sonnenuntergang über die Bühne zu bringen und haben dabei alles überstürzt", kritisiert Albon. Seit dem tödlichen Unfall von Jules Bianchi beim Japan GP 2014, bei dem der Franzose unter doppelt geschwenkten gelben Flaggen die Kontrolle über sein Auto verloren hatte und unter einen Kran gerutscht war, sind Bergungsfahrzeuge auf der Rennstrecke ein sensibles Thema.

Fehleinschätzung der Rennleitung in Istanbul?

"Es ist schwer nachzuvollziehen, wo diese Entscheidung herkam. Der Kran war immer noch auf der Rennstrecke und hat Latifis Auto gehoben, und wir wurden rausgeschickt", kann Albon die Abläufe in Istanbul nicht nachvollziehen. "Ich hätte erwartet, dass es ein Fünf-Minuten-Signal gibt. Aber es war nur eine Minute, dann wurde auf Grün geschaltet. Ich dachte mir, dass sie den Kran wohl sehr schnell wegbekommen haben. Aber offenbar hatten sie nicht genug Zeit."

Er kann sich nicht vorstellen, dass die Rennleitung sich der Gefahr wirklich bewusst war. "Ich denke, da muss eine Fehleinschätzung vorgelegen haben, denn das haben sie auf keinen Fall absichtlich so gemacht", so Albon, der das kompromisslose Durchziehen des Qualiyings hingegen schon eher anprangert.

Albon prangert gefährliche Bedingungen an

"Ich denke, wir hatten heute großes Glück, dass es keinen schlimmen Unfall gab. Wir hatten einige Schreckmomente am Eingang von Kurve drei", erklärt er. Für ihn wurde die Show über die Sicherheit der Fahrer gestellt: "Ich kann verstehen, warum die Leute das gerne sehen. Wenn ich nicht fahren würde, fände ich das auch unterhaltsam. Aber ich kann euch sagen, dass es im Auto nicht so lustig war wie am Fernseher."

Nachdem die Regenfälle schon zu Beginn des Qualifyings stark zunahmen, wurde das Q1 nach zehn Minuten abgebrochen. Es folgte eine 45-minütige Unterbrechung, bevor die Rennstrecke nach einigen Besichtigungsrunden durch das Safety Car wieder als befahrbar eingestuft wurde.

Für Albon waren die Streckenverhältnisse aber auch dann noch unzumutbar: "Wenn du in den sechsten Gang schaltest und selbst im siebten noch Schlupf hast und das Auto auf dem Aquaplaning über die Strecke wandert, macht das keinen Spaß. Das war mehr gefährlich als alles andere", schimpft er. "Ich mag schwieriges Wetter und schwierige Bedingungen mehr als ein normales Wochenende. Aber das hier war wirklich ein Schritt in Richtung übertrieben gefährlich."