Am Freitag gingen die Formel-1-Piloten aufgrund des niedrigen Grip-Levels beim Türkei-Comeback in Istanbul auf die Barrikaden, im 3. Freien Training wurde die Rutschpartie des Vortages noch einmal deutlich gesteigert. Regen sorgte in Verbindung mit der nagelneuen Asphaltschicht für Rallye-artige Szenen. Einmal mehr war es Max Verstappen, der die schwierigen Bedingungen am besten meisterte und die dritte Bestzeit im 3. Training fuhr.

Zunächst hatte es über dem Istanbul Park nur leicht genieselt, die Intensität des Niederschlags nahm aber schon in den ersten Minuten der Qualifying-Generalprobe zu. Rutschten die Piloten zunächst noch auf Intermediates über die Strecke, ging bald nichts mehr ohne richtige Regenreifen. Der stärker werdende Regen ließ die Formel-1-Motoren in der zweiten Trainingshälfte fast komplett verstummen.

Zwar hatten die Verantwortlichen noch über Nacht versucht, das Gripniveau zu verbessern, indem Mietwägen über die Strecke geschickt wurden, allerdings war der Versuch nur von wenig Erfolg geprägt. Regen auf frisch gelegtem Asphalt ist besonders knifflig, weil er sich mit Öl vermengt und es an die Oberfläche der Strecke spült.

Das Ergebnis: Besonders aussagekräftig ist die Rangliste des 3. Freien Trainings nicht. Wieder einmal war es Max Verstappen, der mit den Bedingungen am besten zurechtkam. Auf Intermediates fuhr er zu Beginn der Session in 1:48,485 Minuten um den Kurs und ließ damit Charles Leclerc auf Rang zwei fast eine Sekunde hinter sich.

Alexander Albon hatte als Drittplatzierter im zweiten Red Bull schon anderthalb Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen. Wie wenig repräsentativ das Ergebnis ist, zeigt die Lücke, die hinter Albon aufgeht: Esteban Ocon im Renault fehlten bereits mehr als fünf Sekunden.

Sebastian Vettel, der auf dem nassen Kurs mit 14 Runden mit Abstand am längsten fuhr, reihte sich mit sechs Sekunden Rückstand auf Rang sechs ein. Valtteri Bottas landete im Mercedes mit nur vier gefahrenen Runden auf Rang acht, Lewis Hamilton beließ es bei Installationsrunde und setzte deshalb gar keine Zeit.

Die Zwischenfälle: Drifts und Dreher gab es - obwohl nicht besonders viel gefahren wurde - im Übermaß. Alle Piloten hatten mit den Bedingungen zu kämpfen und gingen das ein oder andere Mal über die Haftgrenze der Pirelli-Pneus hinaus. Die großen Auslaufzonen sorgten dafür, dass die Dreher glimpflich ausgingen. Nur Antonio Giovinazzi schrammte mit seinem Frontflügel ganz leicht an der Streckenbegrenzung entlang.

Für etwas mehr Action sorgten Charles Leclerc und Esteban Ocon. Der Ferrari-Pilot wollte am Ende der langen Geraden am Franzosen vorbeigehen, überschätzte dabei aber das Grip-Niveau oder rechnete damit, dass Ocon bereitwilliger zur Seite fährt. Der Renault-Pilot hatte Leclerc aber überhaupt nicht gesehen, so dass es zu einem leichten Kontakt kam. Leclerc drehte Ocon in Kurve zwölf um die eigene Achse, beide konnten aber ohne größere Probleme weitermachen.

Auch in der Boxengasse gab es ein wenig Aufregung: Lando Norris, der am Freitag seinen 21. Geburtstag feierte, beschwerte sich bei seinem Team, nicht über Verkehr in der Box informiert worden zu sein. Tatsächlich kam es beim Verlassen der Garage fast zur Kollision mit Sergio Perez, der sich zu diesem Zeitpunkt auf Höhe der McLaren-Box in der Fastlane befand.

Die Qualifying-Aussicht: Um 13:00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit steht auf dem Istanbul Park Circuit die Qualifikation zum Türkei GP 2020 an. Die Meteorologen rechnen mit einer geringeren Regenwahrscheinlich. Aber auch wenn kein Niederschlag vom Himmel kommt, eine trockene Strecke dürfen die Piloten nicht erwarten.

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