Ein Schaden am rechten Hinterreifen ruinierte Max Verstappen auch das dritte Rennen der Formel-1-Saison 2020 in Italien. Klar auf Kurs zum zweiten Platz liegend, schied der Red-Bull-Pilot in Runde 51 des Emilia Romagna Grand Prix in Imola völlig ohne Ankündigung aus, als Verstappen plötzlich der Pirelli um die Ohren flog und der Niederländer seinen RB16 im Kiesbett begraben musste.

Lange war unklar, was den Reifenschaden ausgelöst hatte. "Ich glaube, Pirelli analysiert das noch. Wir haben auf unseren Onboard-Aufnahmen nichts gesehen, keine Trümmer, über die ich gefahren sein könnte“, erklärte Verstappen selbst noch am Donnerstag in der Fahrer-Pressekonferenz vor dem Türkei Grand Prix.

Schnitte auf Lauffläche und beiden Flanken

Nur einen Tag später lieferte Pirelli nun die Erklärung - und die scheint dem zweiten Teil der Aussage Verstappens zu widersprechen. „Wir haben ein paar Schnitte auf der Lauffläche und der Flanke gefunden, innen wie außen“, sagte Pirellis F1-Leiter Mario Isola. Das deutet auf ein Überfahren von Trümmerteilen hin. Als Auslöser des letztlichen Reifenversagens vermutet Pirelli die Schnitte in der Lauffläche.

Isola: „Wir glauben, dass die Ursache des Defekts ein Schaden im Zentrum der Lauffläche war, der Schäden sowohl auf der Gürtel- als auch der Karkasse-Lage verursacht hat. The Gürtel haben durch den Schaden begonnen, sich zu lösen und an einem gewissen Punkt war die Karkasse dann nicht mehr in der Lage, die Belastung auszuhalten und es kam zu dem Luftverlust, die wir alle im Fernsehen gesehen haben.“

Zerfetzter Reifen erschwert Pirelli Analyse

Hundertprozentig überzeugt klang der Italiener bei seinem Vortrag allerdings nicht. Hintergrund: Der Reifen war derart zerfetzt, dass Pirelli nicht alle Bestandteile des Pneus zurückerhielt. „Es ist schwierig, einen Reifen zu analysieren, der in Teilen ist. Aber wir haben den Reifen gleich in unser Labor nach Mailand geschickt und das priorisiert“, erklärte Isola. „Wir haben eine Untersuchung des Reifens und jenes Teils des Reifen, den wir aufsammeln konnten, vorgenommen.“

Die Ergebnisse teilt Pirelli nun mit der FIA und Red Bull. Dasselbe gilt für einen anderen Fall: Auch die Reifen der Mercedes-Fahrer aus dem Formel-1-Rennen in Imola werden untersucht. Mercedes hatte Lewis Hamilton und Valtteri Bottas in der Safety-Car-Phase auch deshalb an die Box zitiert, um einem möglichen Schaden vorzubeugen. Zuvor hatten beide Fahrer am Boxengfunk Vibrationen gemeldet.

Vibrationen: Pirelli analysiert auch Mercedes-Reifen

„Es fing mit leichten Vibrationen an, deshalb haben wir das Auto an die Box geholt, um kein Risiko einzugehen. Wir haben das aus Reifen-Sicht noch nicht ganz verstanden. Der Reifen blieb intakt und wurde nach Mailand geschickt. Wir warten noch auf das Ergebnis“, sagte Motorsportchef Toto Wolff nun in Istanbul.

Das bestätigte Isola direkt: „Wie Toto gesagt hat, gab es keinen Druckverlust, sondern nur Vibrationen, die während des Runs zunahmen. Wir untersuchen die Konstruktion.“ Vorteil gegenüber des Red-Bull-Reifens: Der Gummi ist in vollem Umfang vorhanden. Isola „In diesem Fall ist es auch möglich, den Reifen zu analysieren, denn er ist verfügbar ...“