Romain Grosjean und Kevin Magnussen haben sich offenbar mit ihrem Schicksal abgefunden. Nach dem Aus bei Haas gibt es für die beiden noch-Formel-1-Piloten für 2021 keine Option, um in der Königsklasse zu bleiben. Stattdessen verfolgen der Franzose und der Däne nun dasselbe Ziel: die IndyCar steht bei beiden ganz oben auf der Liste. Während Magnussen schon lange mit der US-Serie flirtet, musste Grosjean erst einen Sinneswandel vollziehen.

"Ich habe schon mit ein paar Teams gesprochen und schaue, was möglich ist", so Magnussen, der sich wie üblich bei seinen Planungen nicht in die Karten schauen lassen will. "Ich sehe zwar keinen Grund euch zu verraten, welche es waren, aber es sind gute." Der Teamkollege hat nach anfänglicher Ablehnung der IndyCar mittlerweile auch die Fühler ausgestreckt.

"Ich glaube, es gibt immer Möglichkeiten und wir sprechen mit unterschiedlichen Teams", so Grosjean, der die IndyCar aufgrund der schnellen und gefährlichen Ovalrennen ursprünglich kategorisch ausgeschlossen hatte. Vor diesem Hintergrund schien ein Engagement in der Formel E bei ihm nach dem Ende seiner Zeit mit Haas in der F1 als wahrscheinlichste Möglichkeit.

Grosjean verliert Angst vor Ovalrennen

Nach einem aufmerksamen Blick in den Kalender ist er vom Gedanken an eine Karriere in den USA angefixt. "Es war mein Fehler, dass ich dachte, dass die IndyCar mehr Ovalrennen hat, als eigentlich der Fall ist", so Grosjean. Die Erkenntnis, dass es 2021 mit Texas, Indianapolis und Gateway nur drei Ovalrennen gibt, hat seine Sicht der Dinge grundlegend geändert.

"Das Indy 500 ist außergewöhnlich und eines der drei besten Rennen auf der Welt neben Le Mans und Monaco. Ich denke, da kann man die Angst etwas ausblenden und angreifen. Außerdem sind die Autos und die Barrieren viel sicherer. Es geht in die richtige Richtung, sodass ich es akzeptieren kann", erklärt er.

Magnussen hat Bock auf USA, Grosjean hat Familie

Magnussen hingegen ist jeher ein erklärter IndyCar-Fan, der sich auch für die traditionsreichen Ovalrennen begeistert. "Ovalkurse sind etwas, das ich spektakulär finde und anders ist, als alles was ich in meiner Karriere bisher gemacht habe. Hier in Europa fahren wir nicht wirklich auf Ovalen", so der Däne, der zur US-amerikanischen Formelserie ohnehin eine besondere Beziehung pflegt.

Vater Jan Magnussen ging 1996 und 1999 in der Champ Car an den Start, die 2008 zusammen mit der Indy Racing League zur neuen IndyCar wurde. Darüber hinaus ist Magnussen senior seit 1999 als Werksfahrer bei den Sportwagen in den USA unterwegs. "Ich habe viel Zeit dort drüben verbracht und ich mag es sehr. Ich glaube, dass mir das gut passen würde", so der 28-Jährige.

Ganz so einfach hätte es Familienvater Grosjean nicht, was einen spontanen Umzug in die Staaten angeht. "Ich habe eine Frau und drei Kinder. Ich bin kein junger Typ mehr, der einfach mit einem Rucksack ins Flugzeug steigen kann und nicht zurückschaut", sagt er. "Der Lifestyle und was wir mit den Kindern machen, was ihre Ausbildung und Zukunft angeht, hat natürlich eine sehr hohe Priorität."

IndyCar als Chance für sportlichen Erfolg

Eine hohe Priorität hat für beide aber vor allem, nach Jahren im sportlichen Mittelmaß der Formel 1 wieder auf der Rennstrecke erfolgreich zu sein. In der IndyCar wird mit einem Einheitschassis von Dallara gefahren. Mit Honda und Chevrolet gibt es zwei Motorenhersteller. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Komponenten des Fahrzeugs standardisiert.

"Ein Vorteil ist, dass jeder im Prinzip das gleiche Auto hat, bis auf zum Beispiel die Dämpfer und die beiden Motorenhersteller. Die Rennen sehen nach Spaß aus und es gibt gute Chancen, Rennen zu gewinnen oder auf das Podest zu fahren", so Grosjean. "Die Road-Courses sind auch fantastisch und richtig old school. Und mit den gleichen Autos kannst du als Fahrer einen größeren Unterschied machen", pflichtet Magnussen ihm bei.

IndyCar 2021 kaum noch mit offenen Cockpits

Mit wem auch immer die beiden Haas-Piloten verhandelt haben, für 2021 sind zu diesem Zeitpunkt im Prinzip alle 20 Cockpits der 9 Teams belegt. Lediglich bei Chip Ganassi Racing und Ed Carpenter Racing sind die Startnummern 48 und 20 noch eine Option, da diese nur für ausgewählte Events durch die Teilzeitpiloten Jimmie Johnson und Ed Carpenter belegt sind.

"Es sieht für nächstes Jahr sicherlich unwahrscheinlich aus", gesteht Magnussen, dass die Chancen auf den nahtlosen Wechsel in die IndyCar eher gering sind. Grosjean zeigt etwas mehr Optimismus: "Wir sind spät dran und die meisten Teams sind ausgebucht. Es gibt nur noch wenige Möglichkeiten, aber wir schauen uns an, ob etwas geht. Es gibt auf jeden Fall auf beiden Seiten den Wunsch, es zu realisieren, was schön ist."

Genug Kontakte in die USA haben beide. Grosjean bedient sich bei Erfahrungen aus erster Hand. "Ich habe in letzter Zeit viel mit Simon Pagenaud und Marcus Ericsson gesprochen, der mir sehr geholfen hat. Er kennt Europa, die GP2, die Formel 1 und jetzt auch die USA. Simon kennt sich genauso aus, das ist sehr gut. Wir schauen, was kommt und hoffentlich können wir uns in ein paar Tagen etwas mehr um Details kümmern."