Brenzlige Szenen ereigneten sich beim ersten Emilia Romagna Grand Prix der Formel-1-Geschichte abseits der offiziellen TV-Bilder. Während der Safety-Car-Phase kurz vor Ende des F1-Rennens in Imola, ausgelöst durch einen Unfall von Williams-Pilot George Russell zwischen Piratella und Acqua Minerale, kam es an der Unfallstelle zu haarigen Momenten.

Als der havarierte Williams weitgehend geborgen war und sich die Aufräumarbeiten am Unfallort ihrem Ende entgegen neigten, wies die Rennleitung die Überrundeten an, das Safety Car zu überholen. Das war erst einmal ein völlig regulärer Vorgang in der Formel 1. So soll beim Restart das Feld wieder ordentlich sortiert loslegen, sodass vereinzelte Überrundete zwischen den Führenden keine Unruhe und Verwirrung stiften.

Sextett fährt knapp an Streckenposten vorbei

Die Folge: Die Überrundeten haben ein großes Interesse daran, wieder den Anschluss an das Feld zu finden. Bis zum Re-Start müssen sie das Safety Car und den Zug dahinter also eingeholt haben. Mit einem dementsprechend großen Überschuss um runden sie die Strecke. In Imola führte genau dieser Aspekt zu unschönen Bildern, dokumentiert etwa durch diverse Onboard-Aufnahmen der betreffenden Fahrer bei F1TV.

Aus diesen geht hervor, dass die insgesamt sechs Fahrer, die das Safety Car überholen durften sehr dicht an bis zu drei Streckenposten vorbeifuhren, die noch immer in der Anfahrt auf Aqua Minerale mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren. Das galt für Kimi Räikkönen, Antonio Giovinazzi, Nicholas Latifi, Romain Grosjean, Sebastian Vettel und Lance Stroll.

Sebastian Vettel funkte: Sehr, sehr gefährlich!

Grosjean und Vettel nahmen die Situation als gefährlich wahr. „Es ist etwas gefährlich, die Marshalls da zu lassen“, funkte etwas der Franzose. Dabei hatte ihm sein Team via Funk zumindest noch ausgerichtet, an der Unfallstelle werde noch immer doppelt Gelb geschwenkt. Das heißt: Tempo signifikant drosseln, jederzeit bremsbereit sein.

Bei Grosjean und den meisten anderen der genannten Piloten sehen die Onboards auch danach aus. Vettel schloss sich sogar via Funk dem Franzosen an. „Sag’ ihnen, dass sie aufpassen müssen, die Marshalls sind auf der Strecke. Es ist sehr, sehr gefährlich. Sagt den Marshalls von der Strecke zu gehen“, funkte Vettel während der Safety-Car-Phase an Ferrari. Lance Stroll hingegen passierte die Szenerie weit weniger simperlich, verzögerte kaum sichtbar. Eine Untersuchung durch die Stewards blieb aus.

FIA bewertet mögliche Änderungen ihrer Prozesse

Die FIA hat inzwischen wissen lassen, die Vorfälle zu analysieren und potenziell nötige Anpassungen an den Abläufen vorzunehmen. „Die Sicherheit der Marshalls und der Offiziellen an der Strecke ist für die FIA von höchster Bedeutung“, zitiert das Fachportal racefans.net aus einem Statement.

Weiter heißt es dort: „Die Rennleitung wurde auf das Problem aufmerksam gemacht und bewertet, ob Änderungen der gegenwärtigen Abläufe vorgenommen werden können, um die Marshalls und Offiziellen zusätzlich zu schützen und die Wahrscheinlichkeit für eine Wiederholung in Zukunft zu minimieren.“

Zuletzt hatte sich ein ähnlicher Vorfall beim Großen Preis von Monaco 2019 rund um Sergio Perez ereignet. Dort hatte der Mexikaner unter Safety-Car-Bedingungen beinahe zwei Streckenposten umgefahren, was zu gegenseitigen Anschuldigungen des ausrichtenden Automobile Club de Monaco, der FIA und Racing Point führte.