George Russell leistete sich beim Formel-1-Rennen in Imola einen der peinlichsten Fehler, der einem Rennfahrer unterlaufen kann. Beim Emilia Romagna Grand Prix verlor der Williams-Pilot während einer Safety-Car-Phase die Kontrolle über seinen Boliden und crashte in die Streckenbegrenzung. Noch dazu geschah das ausgerechnet in einem der bei Williams seltenen Momente mit Aussichten auf Zählbares.

Zum Zeitpunkt des Unfalls lag Russell tatsächlich auf Punktekurs, fuhr in der Schlussphase des Rennens auf Platz zehn, unmittelbar vor den beiden Alfa Romeo von Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi, die am Ende beide Punkte einfahren sollten. Russell vergab damit auch im 34. Anlauf die Chance, seinen ersten WM-Zähler in der Formel 1 einzufahren. Damit haben in der gesamten F1-Geschichte nur noch drei Piloten mehr Rennen gefahren ohne je in die Punkte vorgestoßen zu sein.

George Russell geißelt sich für Imola-Unfall

Dementsprechend hart ging Russell mit sich selbst in die Kritik. Die Selbstverwürfe zeigten sich zunächst durch seine Körpersprache am Rand der Strecke, äußerten sich dann in TV- und Printinterviews und verbalisierten sich letztlich auch auf seinen Social-Media-Kanälen.

„Ich werde diesen Tag nie vergessen, diesen Fehler. Ich werde daraus lernen und stärker werden. Es tut mir für das ganze Team so leid. Keine Entschuldigungen“, schrieb der junge Brite etwa auf Instagram.

Romain Grosjean: Ich kenne das ...

Das Posting veranlasste zahlreiche Fahrerkollegen dazu, Russell aufzubauen. „Mann, ich kenne das Gefühl. Es wird eine Weile brauchen, um es zu vergessen, aber was du machst, ist mega. Push’ weiter“, antwortete etwa Romain Grosjean. Der Franzose kennt sich mit Abflügen hinter dem Safety Car tatsächlich aus. Erst vor zwei Jahren unterlief Grosjean beim Aserbaidschan GP ein nahezu identer Fehler.

„Kleiner Fehler in einer langen F1-Karriere, die vor dir liegt. Mach’ dir keine Sorgen und zeig’ uns weiter, woraus du gemacht bist“, schrieb David Coulthard. „Ja. Kumpel, brutal. Aber es wird dich besser machen. Das gehört zum Feinschliff und zum Erhöhen der Latte dazu“, antwortete Mark Webber auf Russells Post.

Lewis Hamilton baut Russell auf: Fehler sind okay

Auch von der höchsten Instanz überhaupt erntete Russell Zuspruch. „George, du hast alles gegeben. Es ist ok, Fehler zu machen und es ist ok, den Schmerz zu fühlen. Ich habe mehr [Fehler] gemacht, als ich mich erinnern kann. Du bist ein toller Kerl. Kopf hoch und weiterpushen, auf zum nächsten [Rennen]“, schrieb der amtierende und erneut designierte Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton.

Für Mercedes-Junior Russell wichtiger: Motorsportchef Toto Wolff sieht das nicht anders. „Das ist alles Teil des Entwicklungsprozesses. Was Lewis und Valtteri so besonders macht, und zuvor auch Nico, sind die Erfahrungen, die sie gesammelt haben. Ich denke, dass jeder ein Auto hinter dem Safety Car in die Wand stecken muss“, sagte der Wiener in Imola.

Toto Wolff: Passiert den Besten

Wolff weiter: „Wir haben von den Erfahrensten gesehen, dass sie unter Druck Fehler machen. Und ich denke, dass das, was George heute passiert ist, den Besten passiert ist. Es fühlt sich gerade furchtbar für ihn an, aber das wird sich einprägen, wie eine Narbe sein und er wird in Zukunft ein besserer Fahrer sein.“

An eine große Zukunft Russells glaubt auch niemand Geringeres als Fernando Alonso. Der Spanier bezeichnete Russell bei seinem Renault-Besuch am Wochenende in Imola als die heißeste Aktie aller aktuellen Youngster in der Formel 1. „Das bedeutet mir verdammt viel, wenn es von einem Kerl wie Fernando kommt“, kommentierte Russell das Kompliment.