Lewis Hamilton feierte beim Formel-1-Comeback in Imola einen beeindruckenden Sieg. Er manövrierte seinen Mercedes-Kollegen Valtteri Bottas mit Strategie-Können und etwas Glück aus. Auch eine späte Safety-Car-Phase, ausgelöst durch einen Abflug von Max Verstappen, konnte den Sieg Hamiltons nicht mehr gefährden. Das Safety Car sorgte aber dahinter für Wirbel - und Daniel Ricciardo räumte groß ab und holte sein zweites Podium.

Bottas hatte am Start seine Pole-Position behauptet, und Hamilton war gar nach schlechtem Start auf den dritten Platz hinter Verstappen zurückgefallen. Doch Verstappen und Bottas stoppten früh, während Hamilton seinen ersten Stint in die Länge zog und dann in sauberer Luft mehrere Rekordrunden fuhr.

Den Sieg besiegelte schließlich ein Virtuelles Safety Car, welches der Rennleiter für den ausgerollten Renault von Esteban Ocon ausrief. Hamilton nutzte es perfekt zum Stopp und klar kam vor Bottas und Verstappen mit frischeren Reifen zurück auf die Strecke.

Verstappen flog dann jedoch mit einem Reifenschaden von der Strecke, nachdem er sich lange mit Bottas um Platz zwei gestritten hatte. Das sicherte den Mercedes-Doppelsieg - und öffnete dahinter die Tür für ein Mittelfeld-Podium. Daniel Ricciardo pokerte, wechselte die Reifen nicht, und rettete P3 gerade noch vor Daniil Kvyat.

Die Punkteränge: Charles Leclerc komplettierte die Top-5. Sergio Perez hatte sich zuerst mit guter Strategie weit nach vorne gefahren, doch nach dem Safety Car blieb ihm nur P6. Sainz, Norris, Räikkönen und Giovinazzi komplettierten die Plätze.

Formel 1 - WM-Stand 2020: Hamilton ungebremst auf Titelkurs

Der WM-Stand: Mercedes sicherte sich mit dem Doppelsieg vier Rennen vor Schluss somit bereits den siebten Konstrukteurs-Titel in Serie. Max Verstappen hat durch seinen Ausfall auch keine Chance mehr auf den Fahrer-Titel, den hat Hamilton mit dem nächsten Sieg nun schon fast sicher.

Das Wetter: Wie vorausgesagt blieb es das ganze Imola-Wochenende über bei schönem Wetter, wenngleich es im Rennen nicht mehr ganz so sonnig war wie noch im Qualifying. Von Regen trotzdem keine Spur, angenehme 17 Grad Luft- und 24 Grad Streckentemperatur wurden beim Start gemessen. Mit nur einem Meter pro Sekunde Gegenwind auf der Zielgeraden war auch der Wind vernachlässigbar.

Verstappen überrumpelt Hamilton beim Start, Kontakt für Vettel

Die Startphase: Bottas kam gut weg und zog sofort von der Pole weg in Führung. Hamilton dahinter schlecht, Verstappen kassierte ihn noch vor der Tamburello. Hamilton musste sich gegen Ricciardo erwehren, der Gasly in der ersten Kurve überholt hatte. Hinter Gasly sortierte sich Leclerc ein, der sich an Albon vorbeigeschoben hatte. Kvyat, Norris, Sainz, Perez und Ocon folgten.

Drunter und drüber ging es weiter hinten. Lance Stroll fuhr sich in der Tamburello den Frontflügel an Ocon ab und musste an die Box. Kevin Magnussen drehte sich in Tosa nach Kontakt mit Sebastian Vettel und fiel auf den vorletzten Platz zurück. Vettel funkte gleich von Beschädigungen am Frontflügel, kam aber nicht an die Box. Er kam als 15. aus der ersten Runde zurück, wurde aber für die Kollision nicht bestraft.

Defekt ruiniert Gasly-Show in Imola

Der frühe Rennverlauf: Bottas, Verstappen und Hamilton setzten sich sofort vom Rest des Feldes ab. Hamilton bemühte sich, im DRS-Fenster des Red Bulls zu bleiben, kam aber nicht nahe genug für eine Attacke. Ricciardo, Gasly, Leclerc, Albon und Kvyat hatten sich dahinter sortiert. Carlos Sainz wehrte erste Attacken von Norris und Perez ab.

In Runde neun dann das Desaster für Pierre Gasly: Das Team musste ihn anweisen, das Auto in der Garage abzustellen, aufgrund eines schwerwiegenden technischen Problems. Ein starker Abfall des Wasserdrucks kündigte Schlimmeres an und machte Weiterfahren unmöglich.

An der Spitze gingen bald erste Lücken auf: Bottas setzte sich mit mehreren schnellsten Runden um 1,7 Sekunden von Verstappen ab. Der wiederum blieb klar vor Hamilton, der in Runde 13 erstmals Sorgen um den rechten Vorderreifen äußerte.

Hamilton stoppt nicht - und erhöht Druck auf Bottas & Verstappen

Die Boxenstopps: Die Mittelfeld-Piloten, die auf Soft gestartet waren, begannen zu dieser Zeit bereits stärkere Verschleißerscheinungen zu zeigen als das Medium-bereifte Spitzentrio. In Runde 14 stoppten Leclerc, Norris und Ocon und steckten auf harte Reifen um. In Runde 15 folgten Ricciardo, Albon und Kvyat. Die Positionen blieben gleich: Ricciardo vor Leclerc, Albon, Kvyat, Norris. Sainz wartete bis Runde 18, er war der letzte Soft-Starter an der Box. Sainz aber versuchte es auf Medium.

In Runde 19 stoppte schließlich Verstappen, wechselte von Medium auf Hard. Bottas reagierte auf die Undercut-Gefahr, blieb in der nächsten Runde stehen und kam vor Verstappen wieder raus. Sorgen allerdings bei Bottas: Signifikanter Schaden links am Unterboden. Bald hatte er Verstappen im DRS-Fenster, der beklagte aber eine langsam ladende Batterie und kam nicht vorbei.

Das Trümmerteil, das Valtteri Bottas' Auto beschädigte, Foto: Motorsport-Magazin.com
Das Trümmerteil, das Valtteri Bottas' Auto beschädigte, Foto: Motorsport-Magazin.com

Hamilton funkte währenddessen an die Box, dass er das Tempo anziehen könne - das Team solle ihn draußen lassen. Prompt fuhr er schnellste Runden. Die Box gab ihm daraufhin grünes Licht, den Stint zu verlängern. Bald war er fast eine Sekunde pro Runde schneller als Bottas und Verstappen. In Runde 25 bekam Hamiltons Attacke jedoch einen Dämpfer: Er lief auf mehrere Fahrer mit einer Runde Rückstand auf.

VSC: Ocon-Defekt garantiert Hamilton-Führung

Der weitere Rennverlauf: Dahinter ging es zur Sache. Die früh gestoppten Piloten liefen auf Kevin Magnussen auf, das kostete Ricciardo und Co. zu viel Zeit. Perez, der einen langen ersten Stint fuhr, kam in Runde 28 an die Box und dank der Magnussen-Blockade vor dem gesamten Mittelfeld zurück auf die Strecke. Ricciardo und Leclerc drückten sich zwar an Magnussen vorbei, aber da war es schon zu spät.

Dann rollte in Runde 29 Esteban Ocon mit Getriebe-Defekt aus - und musste sein Auto rauchend am Streckenrand abstellen. Perfekt für Hamilton, denn die Rennleitung rief ein Virtual Safety Car aus. Sofort kam Hamilton an die Box, sparte sich Zeit, und kehrte 4,4 Sekunden vor Bottas und Verstappen zurück auf die Strecke, mit elf Runden frischeren Reifen war er nun in der besten Position, um den Sieg nach Hause zu fahren.

Verstappen schnappt sich Bottas

Nach der Unterbrechung flog Hamilton förmlich davon. Bottas und Verstappen kämpften um den zweiten Platz. Beim Mercedes-Piloten häuften sich die Fehler, schließlich rutschte er in Rivazza I raus ins Kiesbett. Verstappen war sofort dran, außen vor Tamburello bremste er sich an Bottas vorbei auf P2.

Sebastian Vettel erlebte ein Rennen zum Vergessen. Nach der Kollision in der ersten Runde versuchte es mit einem langen ersten Stint, beim einzigen Stopp gab es aber Probleme mit den Schlagschraubern. Von den Punkterängen war Vettel immer weit weg.

Verstappen löst Safety Car aus - Russell crasht

Die Schlussphase: In Runde 51 drehte sich auf Platz zwei liegend Verstappen von der Strecke - Reifenschaden rechts hinten beim Anbremsen auf die zweite Schikane, sein Rennen war vorbei. Dadurch kam das Safety Car auf die Strecke. Ein Teil des Feldes kam für neue Soft-Reifen an die Box.

Hamilton und Bottas blieben vorne, dahinter lagen nun Ricciardo, Leclerc und Albon ohne Stopp. Perez, Kvyat, Sainz und Norris stoppten. Dann in Runde 53 der nächste Schock: George Russell warf einen zehnten Platz und damit seinen ersten WM-Punkt beim Reifenaufwärmen vor Acque Minerali in die Wand.

Ricciardo rettet Imola-Podium ins Ziel

Fünf Runden vor Schluss wurde neu gestartet. Hamilton zog vorne weg, Albon sorgte weiter hinten mit einem schlechten Start für Chaos. Erst verlor er Plätze an Kvyat und Perez, dann drehte er sich am Ausgang der zweiten Schikane. Kvyat brannte ein Feuerwerk ab, schnappte sich bald darauf Leclerc, und machte dann Druck auf Ricciardo.

Hamilton und Bottas fuhren vorne ungefährdet ins Ziel. Ricciardo konnte trotz seiner alten Reifen Kvyat bis ins Ziel auf Abstand halten und sicherte somit das zweite Renault-Podium des Jahres ab. Leclerc verteidigte sich über die Linie noch gegen Perez, dahinter folgten Sainz, Norris, Räikkönen, Giovinazzi.

Die Top-Facts des Rennens

  • Hamilton gewinnt mit Können & Glück
  • Pech für Verstappen & Bottas
  • Ricciardo & Renault: Richtige Entscheidung unter Druck
Formel 1, Hamilton-Schock: Tritt er nach dem WM-Titel zurück? (16:06 Min.)