Racing Point kommt einfach nicht zur Ruhe. Technik-Chef Andrew Green wünschte sich nach dem Rennen vor zwei Wochen in Deutschland 'einfach mal ein normales Wochenende'. "Aber das hier meinte er damit nicht", scherzte Teamchef Otmar Szafnauer nach dem Portugal GP 2020.

Zunächst war es der Kopie-Streit, der den Rennstall lange in Atem hielt. Dann erkrankte Sergio Perez am Coronavirus und musste kurzfristig ersetzt werden, dann Lance Stroll. Doch auch in Portugal kam der zukünftige Rennstall von Sebastian Vettel nicht zur Ruhe.

Am Freitag kollidierte Lance Stroll mit Max Verstappen, im Rennen machte der Niederländer erneut unliebsame Bekanntschaft mit einem pinken Boliden, diesmal mit dem von Sergio Perez. Später kollidierte Stroll mit dem McLaren von Lando Norris, nach dem Rennen mussten Teamvertreter mit Perez zu den Stewards, weil er sich zu hart gegen Pierre Gasly verteidigt hatte. Ebenjenen hatte Perez schon im Qualifying behindert und dafür eine Verwarnung kassiert.

Die Anhörung nach dem Rennen ergab eine weitere Verwarnung für Perez, was dessen Teamchef auf die Palme brachte. "Sergio hatte in seiner ganzen Karriere noch keine Verwarnung - und dieses Wochenende gleich zwei", so Szafnauer. Damit liegt er allerdings nicht ganz richtig, erst im vergangenen Jahr wurde Perez in Singapur verwarnt.

Perez vs. Gasly: Hartes oder gefährliches Racing?

Trotzdem: Szafnauer ist mit den Verwarnungen in Portugal nicht einverstanden. "Im Qualifying hat er einen Fehler gemacht und hat nicht realisiert, dass Gasly hinter ihm auf einer schnellen Runde war. Er hat ihm Platz gemacht, aber nicht schnell genug. Gasly ist nicht ausgeschieden, es hat ihm nicht geschadet. Und trotzdem hat er eine Verwarnung bekommen!"

Noch schlimmer ist aber für den Teamchef die Verwarnung im Rennen. Perez verteidigte sich gegen den schnelleren Gasly. Der Mexikaner fuhr kurz vor dem Anbremsen von der Ideallinie, um seine Position zu verteidigen. Gleichzeitig war aber auch Gasly aus dem Windschatten ausgeschert, weshalb es fast zur Kollision kam. Der AlphaTauri-Pilot musste auf der Geraden vom Gas gehen.

"Sie haben sich nicht berührt und Sergio hat sich zuerst bewegt", so Szafnauer. Tatsächlich geben auch die Stewards in ihrem Urteil zu, dass sich Perez früher oder zumindest gleichzeitig mit Gasly für eine Seite entschieden hatte.

"Warum dann eine Verwarnung?", schimpft Szafnauer. "Sergio und Gasly haben sich nicht berührt. Ist es nicht das, was die Fans wollen? Hartes Verteidigen und gutes Racing? Wenn wir damit anfangen, die Fahrer dafür zu verwarnen, dass sie hart aber sicher fahren - wo bringt das unseren Sport hin?"

Auch die Strafe gegen Lance Stroll sieht der US-Amerikaner rumänischer Abstammung nicht als gerechtfertigt an. "Die Entscheidung war hart, es war ein Rennzwischenfall. Lance war vor Lando, als er eingelenkt hat."

Szafnauer: Verstappen hätte bestraft werden müssen!

Die Tatsache, dass Verstappen für die Berührung in Runde eins mit Perez nicht bestraft wurde, macht es für den Racing Point Teamchef nicht besser. "Verstappen kommt zurück auf die Strecke, nachdem er daneben war, fährt in Sergio rein und sie machen nichts", schimpft Szafnauer.

Aber warum regt sich Vettels zukünftiger Teamchef über eine Verwarnung so auf? Das Problem ist, dass es inzwischen zwei sind. Bei der dritten Verwarnung in einer Saison muss Perez in der Startaufstellung um zehn Positionen nach hinten. "Er muss den Rest der Saison wie ein Heiliger fahren. Er wird nicht mehr hart kämpfen können, weil es das Risiko einer Verwarnung gibt. Es ist eine ziemlich harte Strafe, auch wenn man es nicht glauben mag", so Szafnauer.