Valtteri Bottas legte beim Formel-1-Rennen in Portugal stark los und ließ dann umso stärker nach. Nach einer vielversprechenden Anfangsphase wurde er von Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton überholt und ohne jede Chance auf Revanche abgehängt. An einem vermeintlich starken Wochenende erlitt Bottas eine seiner härtesten Niederlagen in der Saison 2020. Der Finne gibt sich geschlagen - aber nur für den Moment.

Nach seiner Qualifying-Schlappe hatte er sich in der Startphase zunächst am Teamkollegen vorbeigeschoben und war in Führung gegangen. Etwas, das Bottas bisher nicht oft gelang, wenn er hinter Hamilton ins Rennen ging. "Das hat Spaß gemacht. Es war wohl das Highlight meines Rennens", muss er hinterher zerknirscht zur Kenntnis nehmen. 20 Runden hielt die Führung, dann fuhr Hamilton vorbei und auf und davon.

"Ich konnte die Pace von Lewis danach nicht wirklich mitgehen. Als er mich einholte und vorbeiging, konnte ich nichts dagegen unternehmen. Ich habe es versucht aber es ging nicht schneller", sucht Bottas gar nicht erst nach Ausreden. Nachdem Hamilton bis zu seinem Boxenstopp in der 40 Runde um zehn Sekunden enteilt war, fuhr der Brite ihm im zweiten Stint um weitere 15 Sekunden davon.

Mercedes bewahrt Bottas vor Strategie-Desaster

In Erwartung eines schwachen zweiten Stints versuchte es Bottas mit dem Mut zur Verzweiflung. Nachdem Hamilton zuerst von Medium auf Hard wechselte, forderte er für seinen Boxenstopp den Soft-Compound an. "Ich habe nach diesem Reifen gefragt, weil ich dachte, dass es der beste Weg wäre, weil der Rückstand zu diesem Zeitpunkt schon so groß war", erklärt Bottas.

Die restliche Distanz von 25 Runden auf dem weichen Reifen zu absolvieren, hielt sein Kommandostand jedoch für keine gute Idee und verpasste ihm wie Hamilton den Hard-Compound. Bottas hatte hinterher ein Einsehen für die Entscheidung. "Der Medium-Reifen begann stark zu vibrieren, was bedeutete, dass er fertig war und das Risiko eines Reifenschadens bestand. Es war am Ende das Sicherste, auf Hard zu gehen", sagt er.

Hamilton-Niederlage Motivation statt Dämpfer

Während er von seinem dritten Saisonsieg kaum weiter hätte entfernt sein können, durchbrach Hamilton mit seinem 92. Sieg die nächste Schallmauer und machte sich zum alleinigen Rekordhalter vor Michael Schumacher. "Gratulation zu diesem unglaublichen Erfolg. Das ist ein großes Stück Motorsportgeschichte. Hut ab, Respekt", streut Bottas seinem Stallgefährten Rosen.

Im vierten gemeinsamen Jahr ist Hamilton einmal mehr klar der stärkere Mercedes-Pilot. In Imola kann er rechnerisch schon bis auf einen Punkt an den vorzeitigen WM-Gewinn herankommen. Die anhaltenden Niederlagen schmecken Bottas nicht, doch er lässt nicht zu, dass der Frust ihn nach 2018 noch einmal bricht.

"Es ist für mich eine Motivation", beteuert er. "Ich will nicht, dass mir irgendetwas zufliegt. So bin ich aufgewachsen und das ist meine Einstellung. Ich werde immer weitermachen und ihn zu schlagen ist eine große Motivation. Ich weiß, dass es möglich ist. Nur, wenn ich aufgebe, wird es niemals möglich sein - und das wäre der allergrößte Fehler. Ich bin jetzt 31 und ich habe immer noch das Gefühl, dass ich meine Bestform erst noch erreiche."