30 Minuten stand die Formel 1 am Samstag vor dem Qualifying in Portugal still. Denn es mussten Kanaldeckel überprüft werden. Sebastian Vettels Ferrari hatte in Kurve 14 am Ende des 3. Freien Trainings einen der dort am Ausgang platzierten Deckel herausgerissen.

Zweieinhalb Stunden dauerte es dann, bis die FIA die Formel 1 wieder zurück auf die Strecke lies. Denn es war mehr als nur ein kaputter Deckel, wie Rennleiter Michael Masi danach erklärt: "Es war eigentlich nicht der Kanaldeckel. Es war die Betonstruktur darunter, das eingebrochen ist."

FIA muss nach Kanaldeckel-Vorfall ganze Portugal-Strecke checken

"Das ist nichts, was wir je zuvor gesehen haben, zumindest ich nicht", ist Masi darüber verwundert. Die Konsequenz war, dass sich der Deckel löste, und beim Überfahren schließlich hochgezogen wurde. "Wir haben dann alle Abdeckungen mit den Streckenposten rund um die Strecke gecheckt. Dabei haben wir ein paar mehr Risse gefunden und sofort repariert."

Dass sich lösende Kanaldeckel gefährlich sind, weiß die Formel 1 gut. 2017 hatte sich in Malaysia einer auf der Innenseite eines Kerbs gelöst und für einen schweren Unfall von Romain Grosjean gesorgt. Dessen Team Haas bekam danach sogar von der Versicherung der Streckenbetreiber eine Entschädigung zugestanden.

Meist kommen solche Situationen aber auf Stadtkursen vor, wo Kanaldeckel eigentlich nicht dafür entworfen werden, um der Belastung eines Formel-1-Autos standzuhalten, und oft noch separat vor dem Rennen befestigt werden. Wenn sich diese lösen, ist es aber meist nur die Befestigung selbst, die kaputt geht.

Auch an anderen Stellen musste vor dem Qualifying nachgebessert werden, Foto: LAT Images
Auch an anderen Stellen musste vor dem Qualifying nachgebessert werden, Foto: LAT Images

Dass aber die Struktur rund um den Deckel Schaden nimmt, mutet bizarr an. Erst recht auf einer modernen Rennstrecke. "Die Strecke hatte signifikante Upgrades für dieses Event", erinnert Masi. "Es wurde neu asphaltiert, es gibt neue Absperrungen. Die Abflüsse wurden ebenfalls dabei gecheckt."

Masi kann sich vorstellen, dass die enormen Kräfte, die ein Formel-1-Auto durch seinen Abtrieb generiert, für diesen strukturellen Schaden im Abfluss verantwortlich sind. In Portimao fuhr man noch nie ein Rennwochenende, nur 2009 einen Test. Und seither sind die Abtriebswerte deutlich gestiegen. "Wir schätzen die Kräfte, die ein Formel-1-Auto erzeugt, vielleicht nicht genug. Das war auf jeden Fall unerwartet, das ist wahrscheinlich das beste Wort dafür."

Am Abend gingen die Offiziellen und die FIA noch einmal die ganze Strecke ab, um gründlich nach weiteren Schwachstellen zu suchen. Für das Rennen sollte die Gefahr gebannt sein.